Pyeongchang. Was für eine Überraschung! Die deutsche Eishockey-Mannschaft besiegte Weltmeister Schweden mit 4:3 und steht im olympischen Halbfinale!
Mit einem kleinen Eishockey-Wunder haben die deutschen Kufencracks den größten Erfolg seit 42 Jahren geschafft. Die DEB-Auswahl greift zum ersten Mal seit 1976 bei Olympischen Spielen nach einer Medaille. Nach dem sensationellen 4:3 (2:0, 0:0, 1:3) nach Verlängerung gegen Weltmeister Schweden in Pyeongchang steht das Team von Bundestrainer Marco Sturm erstmals überhaupt in einem olympischen Halbfinale. Dort trifft Deutschland am Freitag auf Olympiasieger Kanada.
Den ersten Sieg bei Winterspielen gegen eine schwedische Auswahl machten am Mittwoch Kölns Christian Ehrhoff (14. Minute), Marcel Noebels (15.), Dominik Kahun (49.) und Patrick Reimer (62.) in der Overtime perfekt. Für den großen Favoriten trafen Anton Lander (47.), Patrik Hersley (50.) und Mikael Wikstrand (52.). Auf der Tribüne feierten erneut zahlreiche deutsche Olympia-Athleten mit der Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) den historischen Erfolg, den sich das Sturm-Team mit viel Leidenschaft erkämpfte und verdiente.
Damit werden Erinnerungen an den sensationellen Gewinn der Bronzemedaille 1976 in Innsbruck wach. Damals waren die Medaillen über die Endabrechnung einer Sechser-Runde vergeben worden. Auch beim Bronze-Gewinn 1932 hatte es bei nur vier Teilnehmern kein Halbfinale gegeben. Der 13. Sieg im 103. Länderspiel gegen die Schweden toppt die überraschende Halbfinal-Teilnahme bei der Heim-WM 2010 noch, zumal damals anders als diesmal bei Olympia auch NHL-Profis dabei gewesen waren. Auch deshalb kommt die Fortsetzung des Aufschwungs unter Bundestrainer Sturm völlig unverhofft.
Deutschlands NHL-Rekordspieler hatte die DEB-Auswahl bereits bei den Weltmeisterschaften 2016 und 2017 schon unter die Top Acht geführt, dabei aber jeweils auch auf seine besten Spieler aus Nordamerika zurückgreifen können. Wegen der Weigerung der besten Liga der Welt, ihre Saison für die Spiele in Südkorea zu unterbrechen, hatte Sturm selbst vor Olympia Zweifel an seinem nur aus der heimischen Deutschen Eishockey Liga rekrutierten Kader gehabt.
Gegen den großen Favoriten, gegen den sein Team schon in der Vorrunde beim unglücklichen 0:1 überraschend gut ausgesehen hatte, griff Sturm diesmal in die Trickkiste. In der offiziellen Aufstellung hatte der Bundestrainer Reihen veröffentlicht, die so tatsächlich nicht zusammen auf dem Eis standen. Die Schweden, die nach ihrem Gruppensieg in der Vorrunde drei freie Tagen hatten, kümmerte dies zunächst gar nicht. Ausgeruht machten sie gegen das deutsche Team, das den Viertelfinaleinzug erst 24 Stunden zuvor beim 2:1 nach Verlängerung gegen die Schweiz perfekt gemacht hatte, mächtig Dampf.
Nach fünf Minuten hatten die Skandinavier bereits neun Torschüsse, Deutschland gar keinen. Mit Glück und Geschick verhinderte Torhüter Danny aus den Birken Schlimmeres. In Überzahl gelang dann die Wende. Ex-NHL-Verteidiger Ehrhoff von den Kölner Haien überwand nach gut 13 Minuten den schwedischen Keeper Viktor Fasth, kurz darauf legte Angreifer Noebels von den Eisbären Berlin sogar nach.
Im Anschluss kämpfte Deutschland aufopferungsvoll trotz schwerer Beine nach dem Sieg am Vortag gegen die Schweiz für den ersten Erfolg gegen Schweden bei einem großen Turnier seit 26 Jahren. Damals hatte Deutschland bei der WM 1992 5:2 gewonnen. Diesmal kamen die Skandinavier im Schlussdrittel sogar zum Ausgleich, doch Reimer sorgte nach 1:30 Minuten in der Verlängerung für die Sensation. (dpa)