Rio de Janeiro. Sophie Scheder erzielte am Barren das beste Olympia-Ergebnis einer deutschen Turnerin seit 1988. Das genügte 2016 in Rio zur Bronzemedaille.
Überraschende Medaillen sind die schönsten. Als Sophie Scheder auf der großen Videowand sah, dass ihr Traum Wirklichkeit geworden war, entfuhr ihr ein kurzer Jubel. Es dauerte auch nicht lange, bis sie sich einige Tränen der Freude aus dem Gesicht wegwischen musste. Einige Meter neben ihr schluchzte Elisabeth Seitz, die zweite Deutsche im Einzel-Finale am Stufenbarren. Bronze holte die Chemnitzerin Scheder mit hauchdünnem Vorsprung von 0,033 Punkten vor ihrer Teamkollegin. Die eine vergoss Tränen der Freude, die andere der Enttäuschung: So eng geht es im Sport manchmal zu.
„Ich stand wie versteinert da und dachte: Oh scheiße, jetzt ist Eli Vierte“, sagte Scheder. „Aber das ist typisch für mich, ich denke immer zuerst an die anderen. Dann ist mir erst bewusst geworden, dass ich Bronze habe. Ich werde noch ein paar Tage brauchen, um das zu verarbeiten.“ Die 19-Jährige erzielte mit 15,566 Punkten das beste Olympia-Ergebnis einer deutschen Turnerin an diesem Gerät, seit Dagmar Kersten 1988 in Seoul für die DDR die Silbermedaille gewonnen hatte. Seitz (15,533) musste sich mit dem vierten Platz begnügen. Gold holte wie in London die Russin Alija Mustafina mit 15,900 Punkten vor Weltmeisterin Madison Kocian (USA/15,833).
Das Phänomen Chusovitina
Fast hätte noch eine Ex-Deutsche eine Medaille gewonnen. Oksana Chusovitina, die in Peking Silber für Deutschland erkämpfte hatte und in Bergisch-Gladbach lebt, konnte ihren schwierigen Produnowa-Sprung nicht stehen. Bei ihrer siebten Olympia-Teilnahme – diesmal allerdings für Usbekistan – landete sie mit 41 Jahren auf Rang sieben. Sie verabschiedete sich in Rio mit Handküssen vom Publikum.