Rio de Janeiro. . Ruder-Chef Rolf Holtmeyer, Trainer des Deutschland-Achters, spricht im Interview über die umstrittene Lagune in Rio de Janeiro und die Chancen seines Bootes.
Zweimal Gold, dazu je einmal Silber und Bronze – mit Rolf Holtmeyer als Bundestrainer kehrten die Ruderer des Deutschland-Achters von Olympischen Spielen mit einer Ausnahme stets mit einer Medaille nach Hause. In Rio de Janeiro hat das Paradeboot, das heute mit dem Vorlauf in die olympische Regatta startet, gute Chancen, wieder auf dem Siegerpodest zu landen. Der 60-jährige Holtmeyer sagt, warum der Deutschland-Achter Olympiasieger werden kann und wie sich die Ruderer mit den schwierigen Bedingungen arrangieren.
Herr Holtmeyer, der Deutschland-Achter hatte nach dem Olympiasieg 2012 Dominanz eingebüßt. Sie wirken trotzdem sehr entspannt. Sind Sie sich so sicher, dass es mit einer Medaille klappt?
Rolf Holtmeyer: Klar, die Favoritenrolle sind wir los. Aber ich war mir in London ja auch nicht sicher gewesen. Es hieß damals, dass nach drei WM-Titeln in Serie irgendwann eine Niederlage kommen werde, aber ich hatte gehofft, dass sie nicht ausgerechnet bei Olympia kommt. Und sie kam ja auch nicht. Aber jetzt ist eben alles enger. Die Holländer haben beim Weltcup in Luzern Ende Mai deutlich gewonnen, und da waren alle starken Achter am Start. Objektiv muss man deshalb sagen, dass das Boot aus den Niederlanden nun Favorit ist. Aber dahinter ist es ziemlich offen.
Ist Ihnen diese neue Rolle als Jäger ganz recht?
Holtmeyer: Ich kann ganz gut damit leben.
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Spielt es vielleicht auch eine Rolle, wie sehr man sich von Äußerlichkeiten beeinflussen lässt? Bei der Ankunft hat nicht alles gepasst im Olympischen Dorf. Außerdem ist die Anreise zur Regattastrecke lang.
Holtmeyer: Das wusste man ja vorher, dass Rio nicht London ist. Dafür gibt er hier Dinge, die schöner sind als in London. Wir haben zum Beispiel in der vergangenen Woche einen Ausflug an den Strand gemacht. Man muss es nehmen, wie es kommt .
Haben Sie Ihre Ruderer darauf vorbereitet, dass in Rio vielleicht nicht alles perfekt klappen wird?
Holtmeyer: Sie sind ja als Studenten nicht so verwöhnt, denn Studentenwohnungen sind ja auch nicht luxuriös. Außerdem sind wir das Zusammenleben gewöhnt, wir sind ja seit Wochen und Monaten zusammen. Da passt man sich schon an.
Im Vorfeld war die Verschmutzung der Gewässer, in der olympische Wettkämpfe stattfinden, ein großes Thema. Auch die Lagoa Rodrigo de Freitas, wo die Ruderwettbewerbe stattfinden, soll verschmutzt sein. Wie ist Ihr Eindruck?
Holtmeyer: In den ersten Tagen hatten wir sogar das Gefühl, dass es relativ wenige Ablagerungen auf den Booten gab. Aber es soll vor allem problematisch sein, wenn es geregnet hat, weil dann verschmutztes Oberflächenwasser in die Lagoa fließt. Dann verändert sich auch die Farbe. Wir haben aber unabhängig davon ohnehin ein paar Vorsichtsmaßnahmen ergriffen, zum Beispiel, dass wir nicht sehr viel Kontakt mit dem Wasser hier in der Lagoa haben. Das heißt, die Boote werden gut abgespritzt, wir nehmen keine Trinkflaschen mit ins Boot und desinfizieren alles hinterher gut.
Mal abgesehen davon, dass man den Kontakt mit dem Wasser meiden sollte, gibt es durch die Verschmutzung eine Beeinträchtigung beim Rudern?
Holtmeyer: Schlecht wäre nur, wenn Gras im Wasser wäre, weil das im Steuer und den Schwertern hängenbleiben kann. Aber das ist nicht der Fall. Wir können uns nicht beschweren. Die Strecke ist okay, die Bedingungen sind für alle gleich.