Essen. Andreas Toba zeigt uns, worauf es bei Olympia ankommt. Seine Leistung ist höher zu bewerten als die schmutzige Medaille eines russischen Judokas. Ein Kommentar.
Nun ist es gleich am ersten Tag passiert. Und nicht irgendwo, sondern ausgerechnet in der einen Lieblingssportart von Wladimir Putin – Russland gewinnt Gold beim Judo. Niemand kann mit letzter Bestimmtheit sagen, ob Beslan Mudranow die Olympia-Medaille mit fairen Mitteln geholt hat oder ob Dopingmittel die notwendigen Kraftreserven im Finale freigesetzt haben.
Auch bei Russen gilt, was unser Rechtssystem von dem in einer Diktatur unterscheidet: die Unschuldsvermutung bis zum Beweis des Gegenteils. Was wir aber anprangern, ist die selbstgerechte Reaktion russischer Funktionäre auf den Olympiasieg ihres Sportlers. Mit seinem Hinweis, dieses Gold sei die „Antwort an all die Missgünstigen“, setzt OK-Chef Alexander Schukow den Kalten Krieg fort und tut so, als ob seinem Apparat Unrecht widerfahren sei.
Ein Judo-Gold ist auch Putins Gold
Nennen wir es beim Namen: Er und seine Sportschurken dulden Staatsdoping als Form von Manipulation, um den Erfolgshunger ihres Staatslenkers zu befriedigen. Putin, Ironie des Schicksals, ist Ehrenpräsident des Judo-Weltverbandes. Judo-Gold ist immer sein Gold: Die Judokas waren die ersten, die den Russen die Starterlaubnis für Rio gaben.
Nein, wir wollen kein schmutziges Gold. Wir lieben Helden wie Andreas Toba. Mit Kreuzbandriss schleppte er sich zum Seitpferd, um die nötige Sollzahl der deutschen Turnerriege zu erfüllen, er weinte und kämpfte, damit seine Kumpel ins Finale kommen. Dieser Mann lebt nicht vom Sport, sondern für den Sport; er gewann die Herzen in der Heimat. Niemals werden Sportler mit ergaunerten Medaillen diese Liebe zum Sport kennenlernen, nie die Funktionäre mit den kalten Herzen diesen Unterschied verstehen. Ein Medaillenspiegel ersetzt niemals den Badezimmer-Spiegel, niemals.
Bach gab jämmerliches Bild ab
Wäre Thomas Bach der IOC-Chef, der er immer sein wollte, ein guter Beschützer der Olympischen Werte, er hätte eine Grenze gezogen, wo Ehrenhaftigkeit aufhört und Betrug am Sport beginnt. Kein Wort davon fiel bei der Olympia-Eröffnung. Ein jämmerliches Bild des Deutschen.
Man hätte als Deutscher deshalb verzweifeln können. Wenn uns nicht Andreas Toba gezeigt hätte, worauf es im Sport wirklich ankommt. Und darauf können wir heute stolz sein.