Duisburg. Zebras kommen im Spitzenspiel gegen den Tabellenführer im ausverkauften Südstadion nicht über ein torloses Remis hinaus.

Der „Das gibt’s doch nicht“-Moment im Kölner Südstadion: Patrick Sussek, Mittelfeldspieler beim MSV Duisburg, legt nahe der Mittellinie den Ball in den Lauf von Steffen Meuer. Der Keeper der Kölner Fortuna, Felix Buer, eilt aus seinem Strafraum, kann Meuer aber nicht aufhalten. Die Offensivkraft hat nun viel Wiese und das leere Tor vor sich. Am Strafraumeck schießt er.

Auch interessant

Für 9448 Zuschauer in der ausverkauften Heimstatt des Spitzenreiters in der Fußball-Regionalliga, für 22 Spieler auf dem Platz, für die Ersatzspieler, Trainer und Physios auf den Bänken sowie den kompletten Ordnungsdienst steht fest: Das ist das 1:0. Der Gast aus Duisburg hat mit einem Lucky Punch den deutlich aktiveren, aber wenig effektiven Gegner auf die Bretter gelegt.

Viel Einsatz, wenig Ertrag: Hier kämpfen der Kölner Kapitän Dominik Ernst und der eingewechselte Jan-Simon Symalla um den Ball.
Viel Einsatz, wenig Ertrag: Hier kämpfen der Kölner Kapitän Dominik Ernst und der eingewechselte Jan-Simon Symalla um den Ball. © MSV Duisburg | Nico Herbertz

Dann liegt Steffen Meuer auf dem Rasen und klopft aufs Geläuf. Warum nur, fragt man sich? Die Antwort: Er hat das Ziel verfehlt. Das Netz bewegt sich, weil es von außen getroffen wurde. Kann man den Augen trauen? Man muss. MSV-Kaderplaner Chris Schmoldt wird später erklären, was da technisch schief lief. Der Wechsel des ballführenden Fußes von links nach rechts und die nicht vollkommen perfekte Stellung des Schuhs beim Abschluss. Wie auch immer, die Kugel verfehlte den leeren Kasten.

Hinweis zum Fehlschuss von Meuer: Das ist bereits anderen in weitaus höheren Ligen passiert! Und: Hätten die Kollegen mehr Angriffsmut bewiesen, hätte die einzige echte MSV-Chance im Spiel nicht so viel Aufmerksamkeit bekommen.

Auch interessant

In der Pressekonferenz später wird MSV-Trainer Dietmar Hirsch von einem 0:0-Unentschieden sprechen, das „in Ordnung geht“. Sein Kollege Matthias Mink kann danach festhalten, dass man mit dem einen Punkt leben könne. MSV-Torhüter Max Braune wird darauf verweisen, dass seine Mannschaft im siebten Ligaspiel zum fünften Mal die Null gehalten habe. Joshua Bitter, zum ersten Mal in dieser Saison in der Startelf, wird die torlose Nummer als ein „ordentliches Unentschieden“ beschreiben.

„Wir hatten in den letzten Wochen schon schlechtere Halbzeiten.“

Dietmar Hirsch
MSV-Trainer

Das Etikett Spitzenspiel (oder Highlight-Spiel, wie Matthias Mink sagte) klebte auf dem Paket, das am Samstag im Südstadion ausgeliefert wurde. Immerhin, der Spitzenreiter aus Köln erwartete den Tabellendritten und Aufstiegsfavoriten aus Duisburg. Als der Deckel von der Schachtel war, fand sich darin wenig, was nach Spitzenspiel und Glanzlicht aussah. Es war „in Ordnung“, mit einer gehaltenen Null und einem Punkt, der keinen umbringt.

Im Zweifel zur Stelle: Max Braune.
Im Zweifel zur Stelle: Max Braune. © Herbertz / Nico Herbertz | Herbertz / Nico Herbertz

Im Paket waren: Max Braune musste gleich zu Beginn zwei Distanzschüsse parieren. Das machte er gut. Nach der Pause rettete MSV-Kapitän Alexander Hahn (50.) bei einer Ecke der Hausherren in höchster Not. Dann die Nummer von Steffen Meuer. Und ein Kopfball von Meuer nach einem Freistoß von Jakob Bookjans. Die MSV-Fans hatten den Ball drin gesehen. Schiedsrichter Marcel Benkhoff und sein Linienrichter eher nicht.

Auch interessant

Dietmar Hirsch lobte: „Wir hatten in den letzten Wochen schon schlechtere Halbzeiten.“ Weil sein Team die Null unter Druck gehalten hatte. Das war beim 1:2 gegen Paderborn II und 2:2 gegen Fortuna Düsseldorf II nicht gelungen. In der zweiten Halbzeit habe der Gegner dann nicht mehr ganz so dominiert. Außerdem erwähnte Hirsch, dass sich das Team in der Trainingswoche das Spiel mit einer Dreierkette erarbeitet hatte.

Was sich dagegen nicht wirklich verändert hatte: Wie in der Vergangenheit kamen die Zebras erst in der zweiten Halbzeit auf die Idee, dass auf der Platzhälfte des Gegners auch ein Tor steht. Der Coach hatte vor der Partie seine Erwartungen so beschrieben: „Wir wollen mit den Fans zusammen die Emotionen auf den Platz bringen. Und bevor die Frage kommt: Von der ersten Minute an und nicht ab Minute 46.“ Die knapp 3000 MSV-Fans erfüllten ihren Teil des Handels, die Mannschaft eher nicht. Für echten Spielwitz fehlte den Meiderichern der Humor. Beim Umschaltspiel verloren die Zebras zu schnell den Ball.

Von den Fans gab‘s zahlreiche und lautstarke Unterstützung.
Von den Fans gab‘s zahlreiche und lautstarke Unterstützung. © MSV Duisburg | Nico Herbertz

Hirsch hatte zudem die Vorstellung, die Ballbesitzzeiten zu vergrößern. Bei der Umsetzung des Willens in die Tat sollten Neuzugang Kilian Pagliuca und Schienenspieler Joshua Bitter mit ihren jeweils ersten Startelf-Einsätzen helfen. Pagliuca ging nach 60 Minuten vom Platz, Bitter nach 72 Minuten. Wesentlichen Anteil an der besseren Phase der Zebras hatten sie nicht. Nach langer Praxis-Pause war das aber auch nicht zu erwarten.

„In der Box verteidigen wir super.“

Max Braune
MSV-Torhüter

Was wirklich gut war: Die Abwehr der Zebras steht enorm sicher und garantiert einen Platz weiter vorn in der Tabelle. Max Braune: „In der Box verteidigen wir super.“ Das Team ist zudem fit. Als der Gegner müde wurde, fanden sich mehr Momente für den MSV.

Soll und Haben reichen nach drei sieglosen Spielen derzeit zu Platz vier in der Tabelle, zwei Punkte hinter der Spitze. Der Coach kann deshalb gelassen um Geduld bitten: „Wir sind noch nicht bei 100 Prozent. Das hat man gesehen.“ Er versprach: „Wir haben jetzt wieder ein Heimspiel und werden dann mit Sicherheit offensiv besser auftreten.“ Max Braune wäre das für die Partie am Samstag um 14 Uhr gegen den SC Wiedenbrück nicht genug. Er stellte klar: „Da muss wieder ein Feuerwerk abgebrannt werden.“

Auch interessant