Duisburg. Das große Interview zum Saisonstart mit Michael Preetz, dem Geschäftsführer des MSV Duisburg. Er benennt Ziele und Perspektiven.
In der Schauinsland-Reisen-Arena wird der Rasen ausgerollt für die erste Saison des MSV Duisburg in der Fußball-Regionalliga. Im Interview mit der Sportredaktion macht Michael Preetz (56), Geschäftsführer der Zebras, deutlich, dass es auch tunlichst die einzige Spielzeit in der vierten Klasse sein soll. Der Aufstieg ist das Ziel. Es könne für den Traditionsverein kein anderes geben.
Sie haben bei einem ersten Interview im Februar gesagt, dass Sie eine gewisse Zeit brauchen, bis Sie verstehen, wie der Verein funktioniert. Ist Ihnen das inzwischen gelungen?
Michael Preetz: Ich würde sagen, dass ich einen ganz guten Einblick in das Innenleben des MSV Duisburg gewonnen habe. Auch mit der Besonderheit dieses Sommers, dass wir eine außerordentliche Mitgliederversammlung haben, die unmittelbar vor dem Saisonstart über die Bühne gehen wird.
Haben Sie eigentlich bereits die Wahlprogramme der unterschiedlichen Teams gelesen?
Ehrlich gesagt, ich habe sie noch nicht gelesen, aber ich werde mich damit beschäftigen. Ja, klar.
Ist es nicht wirklich eine Besonderheit, dass Sie und Ihr Team eine für die Zukunft des Vereins entscheidende Saison mit einem Vorstand vorbereitet haben, der möglicherweise nicht mehr im Amt ist, wenn der Ball endlich rollt?
Das mutet sicherlich kompliziert an, wenn man von außen drauf schaut, aber das ist es für uns nach innen gar nicht. Die Kolleginnen und Kollegen hier auf der Geschäftsstelle sind diejenigen, die die Arbeit machen müssen. Das machen wir. Wir arbeiten mit den Gremien, die da sind und im Amt sind, sehr gut zusammen. Wir sind komplett handlungsfähig.
Wie viel Spaß macht einem Michael Preetz die Vierte Liga?
Ich verstehe meine Aufgabe, bestmöglich für den MSV zu arbeiten. Allein, dass ich noch hier bin, gibt ein Zeugnis davon, dass ich diese Aufgabe annehme. Der Spielverein ist schon ein besonderer Klub. Er ist den Menschen hier extrem wichtig, und es macht Spaß, mit diesen Menschen und in diesem Umfeld zu arbeiten und Dinge neu anzugehen. Ich möchte versuchen, mitzuhelfen, das Ganze hier in eine bessere Richtung zu drehen. Und ich lasse mich nicht aufhalten.
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Was heißt in eine bessere Richtung drehen?
Es gibt ein Mantra im Verein, das heißt: Das strukturelle Defizit ist so groß, dass der Etat erst in der Zweiten Liga wirklich ausgeglichen ist. Das ist nicht verkehrt. Aber wenn man genauer hinschaut, kann man Bereiche identifizieren, in denen der MSV Duisburg besser arbeiten kann und besser arbeiten muss. Es geht darum, die Erlösstruktur zu erhöhen und die Ausgabenseite zu reduzieren. Davon sind wir noch meilenweit entfernt. Wir arbeiten aber an diesen Potenzialen, um diese Lücken zu schmelzen. Dass die Regionalliga noch mal gewaltigere wirtschaftliche Herausforderungen stellt als die schon schwer zu finanzierende 3. Liga, ist klar. Da hilft es uns, dass die Grundstimmung in unserer Stadt aktuell sehr positiv ist.
„Es geht darum, die Erlösstruktur zu erhöhen und die Ausgabenseite zu reduzieren. Davon sind wir noch meilenweit entfernt.“
Würden Sie von einer Aufbruchstimmung sprechen?
Sehen Sie den Ticketverkauf, das ist schon ein klarer Parameter. Ich weiß nicht, wie viele Menschen vor ein paar Wochen gesagt haben: ‚Fertig. Ich gehe da nicht mehr hin.‘ Jetzt sagen sie: ‚Ich habe doch eine Karte gekauft.‘ Und der nächste sagt dann: ‚Ich auch.‘ Das ist ein Stimmungsbild, das wir auch bei den Sponsoren sehen. Da gibt es eine Menge Leute, die sich nicht abgewandt haben. Die Vertragsverlängerung mit Schauinsland-Reisen war sicher nicht selbstverständlich. Auch die Unterstützung der Stadt ist großartig. Das ist gut, und das kann man schon als Aufbruchstimmung beschreiben. Wir wissen aber alle, wenn der erste Ball gespielt wird, dann beginnt der Moment, an dem abgerechnet wird.
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Ein Großteil dieser Stimmung verbindet sich mit Ihrer Person. Empfinden Sie das als Belastung?
Nö. So etwas hört man ja lieber als etwas Negatives. Mir ist dabei bewusst, was das bedeutet. Diese Einschätzung schlägt ja irgendwann in die Verpflichtung um, liefern zu müssen.
Inwiefern trägt die klare Aussage „Wir wollen aufsteigen“ zum Stimmungswechsel bei?
Es kann kein anderes Ziel als den Aufstieg geben. Das muss der Anspruch sein, wenn du als MSV Duisburg runtergehst. Daran musst du dich messen lassen. Dem werden wir alles unterordnen. Danach haben wir die Spieler ausgesucht, jeder versammelt sich hinter diesem Ziel. Es geht jedoch zunächst darum, diese Liga anzunehmen und all den Konkurrenten den entsprechenden Respekt zu erweisen. Extrem hilfreich wäre es, wenn wir gut in die Runde kommen.
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Alemannia Aachen hat dazu im Vorjahr etwas länger gebraucht, bevor es mit dem Aufstieg schließlich klappte...
Das war keine Überraschung. Ich will nicht sagen, dass es eingepreist ist. Aber wir wissen, dass das bei einer fast komplett neu zusammen gestellten Mannschaft zu Beginn passieren kann. Wir haben einen Plan, nach dem wir vorgegangen sind. Der Plan war früh zu 100 Prozent fertig. Wir haben gute 90 Prozent umgesetzt. Wir sind relativ weit dafür, dass wir so einen großen Umbruch gemacht haben. Wir werden uns die Optionen offenhalten, das eine oder andere noch zu machen auf der Strecke. Aber das Wesentliche ist getan.
Nur für diese Saison?
Sie können davon ausgehen, dass wir nicht nur einen Jahreshorizont im Blick haben. So einen Umbruch, wie wir ihn jetzt bewältigt haben, den machst du nicht jede Saison. In all den Jungs, die wir verpflichtet haben, sehen wir Potenzial. Wir wollen sie entwickeln, auch in die nächste Spielklasse hinein. Vor diesem Hintergrund haben wir sie hierhin geholt. Aber die erste Aufgabe ist, die Regionalliga-Saison zu bestreiten.
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Sie sprechen von den aktuellen Herausforderungen. Haben Sie nur einen Schuss?
Ich will nicht sagen, dass wir nur einen Schuss haben. Aber es stimmt, wir haben nicht beliebig viele Schüsse. Der Aufstieg ist das klare Ziel, und daran halten wir auch fest.
Ist eigentlich Torsten Wohlert noch ein Thema?
Ich bin mit ihm mal mehr, mal weniger im Austausch. Unser Draht wird nicht abreißen. Mal schauen, ob es uns irgendwann auch inhaltlich zusammenführt.