Essen. Der Duisburger Maximilian Götz hatte ähnliche Voraussetzungen wie der alte und sehr bald wohl neue Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel. Doch Vettel hatte Red Bull im Rücken – und damit den großen finanziellen Vorteil. Der einstige Formel-3-Pilot Götz im Interview.

2003 schien Maximilian Götz vor einer ganz großen Motorsport-Karriere zu stehen. Als 17-Jähriger gewann er in der Gesamtwertung der Formel BMW ADAC vor dem ein Jahr jüngeren Sebastian Vettel. Zehn Jahre später steht Vettel in der Formel 1 am Sonntag beim Großen Preis von Japan in Suzuka vor dem vierten WM-Triumph in Serie, während Götz den Aufstieg in die Königsklasse verpasst hat. Maximilian Götz spricht über Vettels Stärken, über die immense Bedeutung des Geldes in der Formel 1 und über seine Stunt-Fahrten als Double von James Hunt im neuen Kino-Film „Rush“.

Herr Götz, hätten Sie es 2003 für möglich gehalten, dass Vettel so eine erfolgreiche Formel-1-Karriere hinlegt?

Maximilian Götz: Nicht nur ich, keiner hätte wohl gedacht, dass Sebastian am Wochenende wahrscheinlich zum vierten Mal Weltmeister wird. Aber mir war damals schon klar, dass er den Sprung in die Formel 1 schaffen würde. Er stand bei Red Bull hoch im Kurs. Er ist doch bereits als Junge mit einem Red-Bull-Helm Kart gefahren.

Am Sonntag wird in Suzuka der Große Preis von Japan gestartet. Mit Vettel, aber ohne Sie.

Götz: Vom Können her hätte ich mir die Formel 1 auch zugetraut. Ich bin mit Sebastian zehn Jahre lang Rennen gefahren. Ich habe Meisterschaften gewonnen und bin des Öfteren vor ihm ins Ziel gekommen.

Und warum sitzen Sie nur vor dem Fernseher, wenn ihr einstiger Konkurrent zum Titel greift?

Götz: Das fahrerische Vermögen war bei mir vorhanden. Es lag vor allem an finanziellen Gründen, dass ich es nicht geschafft habe. Als junger Fahrer war ich auf dem gleichen Niveau. Klar, als Formel-1-Pilot reifst du schneller, aber damals habe ich auch mal Adrian Sutil und Vettel geschlagen, ich bin mit Lewis Hamilton zusammen in der Formel 3 für Mercedes gefahren.

Ist das Geld so ausschlaggebend in der Formel 1?

Götz: Na klar, da geht es um enorme Summen. Wenn du als junger Fahrer für ein Team wie Marussia fahren willst, dann musst du zehn Millionen Euro mitbringen. Man braucht großes Talent, aber auch viele Kontakte, um von Sponsoren das nötige Kleingeld zu erhalten. Sebastian hatte den ganz großen Vorteil, dass er schon früh Red Bull im Rücken hatte. Ich musste alles alleine finanzieren. Schon in der Formel 3 sprechen wir von einem Budget von bis zu einer Million Euro pro Jahr. Für einen normal arbeitenden Vater, wie es meiner ist, war es unmöglich, solche Summen aufzutreiben.

Sind in der Formel 1 also nicht unbedingt die besten Piloten am Start?

Götz: Die sind schon alles sehr gut. Aber es hätten mehr Fahrer das Potenzial für die Formel 1.

Wird Vettel am Sonntag in Japan Weltmeister?

Götz: Sicher. Wer soll ihn denn stoppen? Sebastian sitzt im besten Auto, er hat einen super Lauf, er macht einen tollen Job.

Ist Vettel der beste Fahrer?

Götz: Momentan ganz bestimmt.

Lewis Hamilton hat in der vergangenen Woche gesagt, er halte Fernando Alonso für den schnellsten Mann im Feld.

Götz: Vom reinen Speed her schätze ich sowohl Alonso als auch Hamilton noch stärker ein als Vettel.

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Was sind die Stärken von Vettel?

Götz: Sebastian ist sehr konstant und macht so gut wie keine Fehler. Er ist ein Racer durch und durch, er will jedes Rennen gewinnen. Seine größte Stärke ist sein unglaublicher Ehrgeiz.

Empfinden Sie Wehmut, wenn Sie die einstigen Kollegen jetzt in der Königsklasse sehen?

Götz: Ich hätte natürlich auch gern den Sprung geschafft. Aber ich muss Realist sein. 23 Piloten können weltweit in der Formel 1 fahren. Für mich ist es vorbei, ich habe es nicht geschafft. Nicht wegen meines Könnens, sondern wegen des Geldes. Und ein bisschen Glück gehört halt auch dazu. Ich bin dennoch nicht unglücklich auch meinen Weg gegangen und habe viel erreicht. Jetzt habe ich andere Herausforderungen, auf die ich mich freue.

Welche?

Götz: 2012 habe ich die Meisterschaft im ADAC GT Masters gewonnen und habe in diesem Jahr erst wegen eines technischen Defekts im letzten Rennen die Titelverteidigung verpasst. Ich war dieses Jahr Sieger des 24-Stunden-Rennens von Spa und Sieger des 1000-Kilometer-Rennens am Nürburgring. Ich hoffe für 2014 auf einen Start in der DTM. Als Belohnung für die Erfolge der letzten zwei Jahre habe ich bereits vor einigen Wochen am Lausitzring mit einem DTM-Auto erste Erfahrungen machen dürfen. Das war toll. Ich bin heiß darauf und hoffe, dass es klappen wird.

Sie sind aber auch unter die Schauspieler gegangen.

Götz: Das könnte man so sagen. Ich habe für den Kinofilm „Rush“ über das Leben von Niki Lauda zwei Wochen lang Stuntfahrten gemacht. Hollywood-Atmosphäre zu schnuppern, das war toll. Am liebsten war ich James Hunt, weil der sich heiße Duelle mit Lauda geliefert hat.

Da haben Sie eine Erfahrung Sebastian Vettel voraus.

Götz: Das hat auch riesigen Spaß gemacht. Ich bin stolz, Teil eines solchen Projekts gewesen zu sein.