Nürburgring. Die Jagd nach dem ersten Heimsieg in der Formel 1 geht Sebastian Vettel von Startplatz zwei an, schneller war am Samstag Mercedes-Pilot Lewis Hamilton - für Enttäuschung bei Mercedes sorgte allerdings Nico Rosberg. Der Deutsche verschätzte sich und schied vorzeitig aus der Qualifikation aus.
Das hochspannende Duell um die Pole Position beim Großen Preis von Deutschland verloren, den ersehnten ersten Heimsieg in der Formel 1 dennoch weiter fest im Blick: Weltmeister Sebastian Vettel hat sich in seinem Red Bull im Qualifying auf dem Nürburgring nur dem beeindruckend schnellen Mercedes-Piloten Lewis Hamilton geschlagen geben müssen und geht vom zweiten Startplatz ins Rennen am Sonntag (14 Uhr/RTL und in unserem Live-Ticker).
Damit hat Vettel weiter beste Chancen auf seinen ersten Sieg auf deutschem Boden und den ersten schwarz-rot-goldenen Heimerfolg seit Michael Schumachers Triumph 2006 in Hockenheim - anders als Nico Rosberg, der nach einem kapitalen Strategiefehler des Mercedes-Teams nur von Startplatz elf ins Rennen geht.
"Erstmal müssen wir über heute reden", sagte WM-Spitzenreiter Vettel: "Ich habe alles gegeben, leider war das nicht genug. Aber wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und stehen in der ersten Reihe, es liegt jetzt an uns. Man muss nicht ganz vorne starten, um Rennen zu gewinnen."
"Schlimmer gehts nicht", ärgerte sich Nico Rosberg nach dem frühen Aus
Für Hamilton war es die dritte Pole der Saison, in 1:29,398 Minuten brannte der Engländer vor den Augen des langjähigen Mercedes-Motorsportchefs Norbert Haug im letzten Versuch die stärkste Runde auf den Asphalt des 5,148 km langen Traditionskurses. Vettel (1:29,501) fehlte drei Tage nach seinem 26. Geburtstag am Ende eine gute Zehntelsekunde, Dritter wurde sein Teamkollege Mark Webber (Australien/1:29,608).
Dagegen fiel Hamiltons Mercedes-Teamkollege Nico Rosberg (1:30,326) aus allen Wolken. Der Wiesbadener scheiterte völlig überraschend schon im zweiten Qualifying-Abschnitt und startet nur vom elften Platz - weil Mercedes sich verpokert hatte. Der Wiesbadener ging in der Schlussphase nicht mehr auf die Strecke und konnte so nicht mehr auf die verbesserten Zeiten der Konkurrenz antworten.
"Unglaublich, einfach verschätzt, schlimmer gehts nicht. Wir hatten nicht gedacht, dass sich die Strecke so verbessert", sagte Rosberg. Bei Motorsportchef Toto Wolff dämpfte Rosbergs Abschneiden die Freude über Hamiltons Pole. "Ja, Licht und Schatten, Strategiefehler vom Team, das müssen wir auf uns nehmen und uns bei Nico entschuldigen," sagte der Österreicher.
Der WM-Dritte Kimi Räikkönen (Finnland/1:29,892) liegt im Lotus als Vierter in Schlagdistanz zu Vettel, dessen erster Verfolger Fernando Alonso (Spanien/1:31,126) muss im Ferrari mit Platz acht dagegen erneut ein schwaches Qualifying im Rennen wettmachen. Sauber-Pilot Nico Hülkenberg (Emmerich) steht vor Rosberg auf dem zehnten Platz, Adrian Sutil (Gräfelfing) musste sich im Force India mit dem unbefriedigenden 15. Platz zufrieden geben.
Formel-1-Piloten kämpften am Nürburgring bislang mit zu wenig Grip
Wie bereits in den freien Trainingssessions machten die Reifen in der Eifel auch am Samstag keine Probleme. Die überarbeiteten Modelle von Pirelli zeigten keine Auflösungserscheinungen, damit sank auch die Sorge um den angedrohten Boykott des Rennens durch die Fahrer. Nach den Reifenplatzern beim Großen Preis von England hatten die Piloten am Donnerstag ihren Rückzug angekündigt, sollte sich ähnliches wiederholen.
Dass sich die Lage auf dem Nürburgring entpannt, überraschte Pirelli-Motorsportdirektor Paul Hembery nicht, der Kurs sei grundsätzlich weniger aggressiv zu den Reifen. "Auf dieser Art von Strecke erwartet man eigentlich keine Probleme", sagte Hembery. Viele Fahrer hatten bei sommerlichem Wetter im Gegenteil sogar Probleme, die Gummiwalzen auf Temperatur zu halten und kämpften wie etwa Sutil mit zu geringem Grip.
Vor dem neunten von 19 Rennen liegt Vettel mit 132 Punkten an der Spitze der WM-Wertung. Vize-Weltmeister Alonso (111) folgt mit 21 Zählern Rückstand. (sid)