Monte Carlo. . Nach dem Sieg von Nico Rosberg in Monte Carlo gibt es in der Formel 1 Ärger um Mercedes und den Reifenhersteller Pirelli: Es soll unerlaubte Tests gegeben haben. Der verdiente Gewinner will sich den Tag aber auch nachträglich nicht verderben lassen.
Die Frage ist gewiss ketzerisch, aber sie ist nicht ganz von der Hand zu weisen: Wer spricht am Tag nach dem ersten Silberpfeil-Triumph der Saison noch von Nico Rosberg, der den Großen Preis von Monaco souverän mit einem Start-Ziel-Sieg kontrollieren konnte? Schon vor der Sternstunde des 27-Jährigen hatten die selbstzerstörerischen Kräfte der Formel 1 wieder das Kommando übernommen.
Drei Stunden nach Rennende wurde zwar das Ergebnis offiziell bestätigt, aber danach wurde angesichts eines Protests von Red Bull und Ferrari still ein Pamphlet des Automobilweltverbandes Fia am Hafenkai von Monte Carlo ausgehängt. Fast so heimlich wie der Reifentest, den Mercedes zuvor in Barcelona unternommen hatte, und der vielleicht den Erfolg, viel Geld und sicher Renommee kosten wird – und zwar für die ganze Branche. Seriös, mysteriös, skandalös?
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Laut Mitteilung der Fia, die oberste Sportbehörde der ansonsten selbstständigen Formel 1 ist, behalte man sich Strafen gegen Mercedes und den Reifenhersteller Pirelli vor, der auf die mehrtägigen Probefahrten gedrängt hatte – obwohl während der Saison ein striktes Testverbot herrscht.
Signal für Verhandlungen und Verschwörungstheorien
Doch: Mercedes bekam schon exklusiv die Gelegenheit, die neue Pneugeneration zu testen – die Gummis geben derzeit den Ausschlag über Erfolg oder Misserfolg, und die Silberpfeile gehörten zu den schärfsten Kritikern der aktuellen Reifengeneration.
Wie so oft scheint es aber in der Fia-Gesetzgebung und dem Formel-1-Reglement keine klare Regelung zu geben, wie jetzt weiter zu verfahren ist. „Das internationale Sportgesetz gibt uns die Möglichkeit, dass wir den Fall entweder aus eigenem Antrieb oder anhand der Sportkommissare des Großen Preises von Monaco vor das Internationale Sportgericht bringen“, teilte der Verband mit.
Das Signal für Verhandlungen, Verschwörungstheorien, Kompromisse, Geschäfte und Gegengeschäfte. Pirelli ist stark unter Druck und hat noch keinen Vertrag für die kommende Saison. Die Fia drängt auf mehr Macht in der Königsklasse. Die Atmosphäre zwischen dem Weltmeisterteam Red Bull und Mercedes ist dazu vergiftet.
Vettel findet: Alles Blah, Blah, Blah
Die Fia hat grundsätzlich bestätigt, dass Pirelli solche Testfahrten ansetzen dürfe – wenn jedes Team die Chance erhalte, daran teilzunehmen. Eine juristische Spitzfindigkeit. Titelverteidiger Sebastian Vettel bezeichnet das Gerede um eine Erlaubnis als „Blah, blah, blah“ und fragt: „Was ist die Lösung: Testet jetzt jeder mal für drei Tage oder nur die?“ Er glaubt nicht, dass die Probefahrten den Sieg in Monte Carlo ermöglicht hätten, verweist aber auf den Erfahrungsvorsprung. Seit den Protesten von Red Bull und Ferrari ist der Wettbewerbsvorteil der Silberpfeile aktenkundig – jetzt müssen Beweise her.
Der verdiente Sieger Rosberg will sich den Tag nicht versauen lassen. Er sagt zum Thema Pirelli nur: „No comment.“ Er bekommt den Pokal geschenkt, der sonst immer beim Team bleibt. Als Erinnerung an einen in jeder Hinsicht denkwürdigen Tag.