Shanghai. Risiko! Sebastian Vettel gibt einen besseren Startplatz her. Er hofft damit auf ein besseres Rennergebnis. Nur neunter Rang. Ganz vorn steht zum ersten Mal im Mercedes Lewis Hamilton. Teamkollege Nico Rosberg wird Vierter. Vettel-Rivale Mark Webber erlebt ein Desaster.

Sebastian Vettel ist schon vor dem China-Showdown volles Risiko gegangen. Der dreimalige Formel-1-Weltmeister verzichtete im entscheidenden Durchgang der Qualifikation auf eine gezeitete Runde und kassierte dafür mit Rang neun den schlechtesten Startplatz seit Abu Dhabi im vergangenen Jahr. Der Red-Bull-Star vertraute an einem für seinen Teamkollegen Mark Webber rabenschwarzen Tag mit der Strafversetzung auf den letzten Platz auf eine gewagte Reifenstrategie.

"Wir wussten, dass es für die vorderen Plätze nicht reicht, weil wir nicht auf den richtigen Reifen waren", sagte Vettel. "Ich glaube, weiche Reifen sind nicht so gut auf die Distanz. Dafür versprechen wir uns ein besseres Rennen."

Tankpanne bei Marc Webber

Vettel kann im Gegensatz zu Pole-Mann Lewis Hamilton und seinen weiteren WM-Widersachern auf den haltbareren härteren Reifen ins Rennen an diesem Sonntag starten. Von einer schlechteren Position war der Heppenheimer zuletzt Anfang November des vergangenen Jahres ins Rennen gestartet, als er wegen Spritmangels ans Ende des Feldes versetzt worden war.

Eine Tankpanne, die in China am Samstag ebenso peinlicher- wie pikanterweise seinem Teamkollegen Webber widerfuhr. Er hatte sein Auto im zweiten Quali-Durchgang abstellen müssen und reihte sich zunächst auf Rang 14 ein. Die Rennkommissare ahndeten den Verstoß gegen Artikel 6.6.2. des Technischen Regelwerks - ein Auto muss stets eine Mindestmenge Sprit im Tank haben - mit dem letzten Startplatz für den 36 Jahre alten Routinier.

Hoffen auf erfolgreiche Strategie

Im Gegensatz zu seinem In-Team-Feind war Vettel, der sich beim Versuch einer schnellen Runde einen Verbremser geleistet hatte, nicht komplett enttäuscht. "Was unsere Pace angeht, war ich relativ zufrieden", es sei aber aus taktischen Überlegungen ohnehin nicht das Ziel gewesen, "ganz vorn mitzugehen", sagte er.

Sein Teamchef Christian Horner glaubt an eine erfolgreiche Strategie für den zweimaligen Pole-Mann der laufenden Saison: "Von der Taktik her, denken wir, dass es gut ist. Das haben wir uns vor dem Qualifying schon überlegt."

Hamilton holt erste Pole mit Mercedes

Seine erste Pole Position im neuen Silberpfeil schnappte sich Hamilton. Der Brite fuhr im Mercedes mit 1:34,484 Minuten Bestzeit. Es war die 27. Pole Position seiner Karriere. "Es ist ein unglaubliches Gefühl. Es ist toll, diese erste Pole geholt zu haben", sagte der zweimalige China-Sieger vor dem Lauf am Sonntag (9.00 Uhr MEZ/RTL und Sky). "Die Runde war großartig. Ich hoffe, wir können das auch im Rennen."

Auf Rang zwei kam Lotus-Pilot Kimi Räikkönen vor Fernando Alonso, der die starken Ferrari-Eindrücke vom Wochenende bestätigen konnte. Vorjahressieger Nico Rosberg wurde im zweiten Silberpfeil Vierter. "Es ist okay, vierter Platz. Ich habe auch ein bisschen mehr ans Rennen gedacht, weil wir heiße Temperaturen bekommen", sagte der Wiesbadener. Angesichts des Reifenpokers frohlockte er: "Das wird ein megainteressantes Rennen."

Hülkenberg auf Rang zehn

Sauber-Fahrer Nico Hülkenberg geht als Zehnter ins Rennen. Er hat wie Vettel die freie Reifenwahl für den Start, nachdem beide am Ende des Qualifyings keine gezeitete Runde absolvierten. "Insgesamt kann man sagen, dass wir seit Malaysia einen Schritt nach vorn gemacht haben", meinte Hülkenberg. "Wir haben eine gute Ausgangslage. Ich habe genügend neue Reifen."

Einen Rang vor Vettels Stallrivale postierte sich am Samstag in China Force-India-Fahrer Adrian Sutil. Der Gräfelfinger verpasste aber damit ebenfalls den finalen Durchgang um die besten Startplätze. "Das Positive ist, dass ich für den Start die freie Reifenwahl habe", sagte der 30-Jährige. Zumindest bei Vettel war dieser Schachzug beabsichtigt. (dpa)