Kuala Lumpur. Das Mercedes-Team liefert sportlich in Malaysia ein super Ergebnis, doch hinter den Kulissen brodelt es. Gibt es eine Stallorder? Und wenn ja, wer bestimmt sie? Nicht nur bei Red Bull und Sebastian Vettel wird über das Thema heiß und kontrovers diskutiert. Die Lage ist angespannt.

"Merkt euch das!" Viel mehr brauchte Nico Rosberg den Verantwortlichen bei Mercedes nicht mit auf den Weg in die turbulenten Tage nach dem Großen Preis von Malaysia zu geben. Bei den Silberpfeilen herrscht Rede- und vor allem Handlungsbedarf. Vor aller Welt wurde der schnellere Rosberg per Teamorder eingebremst, er durfte den drittplatzierten Lewis Hamilton nicht überholen. Anschließend bewiesen Aufsichtsratschef Niki Lauda und Motorsportchef Toto Wolff einmal mehr, dass sie viel reden, aber nur selten mit einer Stimme sprechen.

"Habe die Order akzeptiert, aber nicht eingesehen"

Das Erklärungs-Dilemma nach einem rein sportlich betrachtet hervorragenden Ergebnis mit den Plätzen drei und vier hinter dem Red-Bull-Duo Sebastian Vettel und Mark Webber erreichte seinen unrühmlichen Höhepunkt, als Wolff erklärte, Rosberg hätte wie Hamilton Sprit sparen müssen. "Bei mir war alles im grünen Bereich", stellte Rosberg verärgert klar.

Zuvor hatte Rosberg seinem Unmut Luft gemacht ("Ich habe die Order akzeptiert, aber nicht eingesehen") und Gespräche mit Teamchef Ross Brawn angekündigt, der am Kommandostand das Sagen hatte. Im Sinne des Teams schluckte er dann viel von seinem Ärger wieder runter, doch Wolffs Aussage konnte und wollte der 27-Jährige so nicht stehen lassen.

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Es war nicht das einzige Mal, dass Wolff an diesem Abend allein mit seiner Meinung stand. Vor laufender Kamera widersprach Lauda in seiner Funktion als RTL-Experte seinem Mercedes-Kompaganon, als dieser die Teamorder rechtfertigte. "Ich hätte sie gegeneinander fahren lassen", sagte der dreimalige Weltmeister Lauda und kündigte an: "Wir müssen mit Ross bereden, ob wir das jetzt immer so machen."

Lauda kontra Brawn

Ross Brawn, der schon lange nicht mehr unumstrittene Teamchef, ist die Exekutive der Silberpfeile. Er steht (noch) am Kommandostand und ist für die Strategie des Teams verantwortlich. Allerdings schwebt über ihm wie ein Damokles-Schwert die seit Wochen kolpotierte, aber noch nicht offizielle Verpflichtung von Ex-McLaren-Mann Paddy Lowe fürs kommende Jahr. Diese Verpflichtung, so sie denn amtlich ist, könnte Brawns Ablösung zur Folge haben.

Doch wer sagt Brawn vorerst, wo es langgeht? Lauda oder Wolff? Schon seit Wochen kursieren im Fahrerlager Gerüchte, dass die beiden Anteilseigner (Wolff 30 Prozent, Lauda 10 Prozent) in vielen Dingen nicht einer Meinung sind, auch und gerade in Personalfragen.

Wolff, der sich am Wochenende für seine vorschnelle Ankündigung, dass Reifenhersteller Pirelli Veränderungen an den umstrittenen neuen Gummis vornehmen werde, prompt ein Dementi eingehandelt hatte, baut seine Basis bei Mercedes weiter aus. Mit dem Abgang des bisherigen Geschäftsführers Nick Fry Anfang April (Wolff: 'Es war von Anfang an klar, dass es für uns beide keinen Platz geben würde') übernimmt der österreichische Geschäftsmann auch dessen Aufgabenfeld

Für Boris Becker ist derweil längst klar, wer der Vater des Erfolges bei den Silberpfeilen ist. "Niki Lauda hat ja schon seine Handschrift bei Mercedes hinterlassen!!! Weiter so....", twitterte der dreimalige Wimbledonsieger.

<blockquote class="twitter-tweet" lang="de"><p>Noch was auf Deutsch!Niki Lauda hat jz schon seine Handschrift bei Mercedes hinterlassen!!!Weiter so....</p>&mdash; Boris Becker (@TheBorisBecker) <a href="https://twitter.com/TheBorisBecker/status/315925701578592257">24. März 2013</a></blockquote>

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Nico Rosberg kündigte mit ein paar Stunden Abstand für die Zukunft einen anderen Kurs an: "Wenn ich das irgendwann mal verdaut habe die nächsten Tage, werde ich denken: Cool, mit dem Auto die nächsten paar Rennen, da ist richtig was möglich. Ich werde voll auf Angriff blasen." Die Frage ist, ob sie ihn lassen. Und wer das entscheidet. (sid)