Essen. . Sollte Sebastian Vettel am kommenden Wochenenende nicht als jüngster Dreifach-Weltmeister der Formel-1-Sportgeschichte eingehen, könnte er sich als guter Verlierer präsentieren. Eine Rolle, die ihm nach den Erfahrungen der laufenden Saison nicht gerade auf den Leib geschnitten scheint. Ein Kommentar.

Sebastian Vettel hat es immer noch selbst in der Hand, als jüngster Dreifach-Weltmeister der Formel 1 Sportgeschichte zu schreiben. Sollte der 25-Jährige seinen Vorsprung vor Fernando Alonso im letzten Rennen in Sao Paulo freilich doch noch verspielen, böte sich ihm immerhin noch eine andere Chance: Er könnte sich als guter Verlierer präsentieren. Eine Rolle, die ihm nach den Erfahrungen der laufenden Saison nicht gerade auf den Leib geschnitten scheint.

Sebastian „Schummel-Schumi“ Vettel

Zur Erinnerung: Vettel hatte die Motorsport-Bühne als lockerer, redegewandter Typ betreten. Mit seinem jungenhaftem Charme wirkte er wie ein Gegenentwurf zum polarisierenden Michael Schumacher, der gerade zu Beginn seines Höhenfluges verbissen, distanziert und steif wirkte. Anders als bei seinem großen deutschen Vorgänger, der sich schnell den bösen Spitznamen „Schummel-Schumi“ einhandelte, lag auf Vettels ersten Erfolgsjahren auch nie der Schatten eines Makels.

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Als der Shootingstar nach zwei Jahren, die wie auf Schienen verliefen, die ersten Rückschläge hinnehmen musste, wurden in der Fassade des ewig lächelnden Strahlemanns jedoch die erste Risse sichtbar. Plötzlich lernte man auch einen unbeherrschten, aggressiven Champion kennen, der hinter – rechtmäßigen – Bestrafungen schnell eine Verschwörung witterte oder unaufmerksame Fahrerkollegen als „Gurke“ diffamierte. In Austin hatte er sich nun zum wiederholten Male den Inder Narain Karthikeyan als Zielscheibe seines Frustes ausgesucht, weil dieser ihm beim Überrunden nicht rechtzeitig Platz gemacht und damit Lewis Hamiltons Überholmanöver begünstigt habe.

Vettel hat Sympathiepunkte verspielt

Schuldzuweisungen nach normalen Rennsituationen, die Vettel offenkundig auch im Fahrerlager Sympathiepunkte gekostet haben. Wie etwa die jüngsten Äußerungen von Ex-Weltmeister Jacques Villeneuve ahnen lassen, der bei Vettel ein oft kindisches Verhalten ausgemacht haben will.

Mit „25“ ist Sebastian Vettel jung genug, Lehren daraus zu ziehen und noch die Balance zwischen Jubel und Niedergeschlagenheit zu finden. Im Übrigen: Auch im Sieg kann ein Sportler Größe zeigen. Vettel hat beim Saisonfinale also – so oder so - alle Chancen.