Abu Dhabi. . Sebastian Vettel hat drei Rennen vor dem Saisonende schon eine Hand an seinem dritten WM-Titel in Folge. Im Umgang mit seinem Rivalen Fernando Alonso geben sich beide in Abu Dhabi betont locker. Urlaubsstimmung regiert statt großer Sorgen.

Sebastian Vettel vergaß beim Joggen völlig seinen Ehrgeiz, Fernando Alonso packte erst einmal sein Handy aus und schoss ein Foto von der beeindruckenden Pressemeute vor seiner Nase: Die Nerven im Titelkampf der Formel 1 sind drei Rennen vor dem Saisonende zum Zerreißen gespannt, doch die beiden Rivalen geben sich demonstrativ gelassen.

In der Sonne von Abu Dhabi wirkten der deutsche Titelverteidiger und sein spanischer Herausforderer am Donnerstag nach außen entspannt wie im Urlaub. Und so verkrafte Vettel seine erste Niederlage des Wochenendes auch mit Würde. Beim Teamrun mit zahlreichen Crew-Mitgliedern über den Yas Marina Circuit joggte der Weltmeister - über den sein bis zum Vorjahr engster Vertrauter Tommi Pärmakoski sagte, er könne nicht einmal beim Squash verlieren - mit gebührendem Abstand hinterher. "Wir haben einige im Team, die richtig Gas geben. Für mich war es nur wichtig, mich etwas zu bewegen", sagte er schmunzelnd.

Alsonso will jeden Fehler von Sebastian Vettel ausnutzen

Am Sonntag auf der Strecke mit vier Reifen statt zwei Beinen zählen dann wieder die Ergebnisse, doch auch das nahende Saisonfinale macht ihn nach eigener Aussage nicht unruhig. 'Etwas nervös bin ich immer, wenn ich ins Auto steige. Aber es gibt in diesen Rennen auch nicht mehr Punkte als in den vorherigen', sagte der 25-Jährige scheinbar unberührt.

Auch interessant

Und auch die Frage nach den Unterschieden im Umgang mit dem Team - Vettel hatte intern Druck gemacht, Alonso öffentlich - parierte der Hesse gelassen mit einer Lebensweisheit: "Viele Wege führen nach Rom. Wir werden sehen, welcher der beste ist."

Wenige Meter weiter redete Alonso so dezent über seinen Rückstand von 13 Punkten und einer Menge km/h, dass einem die Geschichten von seinen Wutausbrüchen in den vergangenen Tagen reichlich spanisch vorkommen mochten. "Red Bull ist schneller als wir", sagte er so entspannt, als würde er über das Wetter reden: "Aber in Indien haben wir den Rückstand schon etwas verkürzt. Den Rest werden wir nicht in fünf Tagen wettmachen können, wir haben keinen Zauberknopf. Aber wir müssen einfach schauen, dass wir so nahe an ihnen dran sind, dass wir jeden Fehler ausnutzen können."

Alonso will nichts von Revanchegelüsten wissen

Die Gerüchte über seinen heftigen Streit mit Technikchef Pat Fry konnten den 31-Jährigen ebenfalls nicht aus der Ruhe bringen. "Das war eine sehr gute Erfindung der italienischen Medien. Wirklich sehr kreativ", sagte er, sein Schmunzeln hinter der dicken schwarzen Sonnenbrille verborgen: "Irgendwann werde ich mal rausfinden müssen, wie man auf so etwas kommt." Fakt sei, "dass wir auf gar keinen Fall Frust schieben. Wir ziehen alle an einem Strang. Es gab in dieser Saison Hochs und Tiefs. Jetzt hatte Red Bull vier Hochs in Folge, also müssen wir schauen, dass sie bald wieder ein Tief bekommen."

Selbst von Revanchegelüsten wollte Alonso, der 2010 im letzten Rennen den sicher geglaubten Titel an Vettel verloren hatte, nichts wissen. "Eine Wiedergutmachung für mich wäre es, wenn wir in Brasilien den Titel gewinnen würden", sagte er: "Wir fahren zwar wieder in Abu Dhabi, aber entscheidend ist nur, dass es damals das letzte Rennen war."

Auch interessant

Vettel, der die Berichte über Alonsos Wutausbrüche als möglicherweise "aus dem Zusammenhang gerissen" bewertete, beschrieb derweil seine Heransgehenweise an jenes Rennen vor zwei Jahren, das ihm den ersten Titel bescherte. 'Ich habe dem Team klar gesagt, dass ich nicht wissen will, wer wo liegt und wie es steht. Wir müssen einfach gewinnen, dann ist es egal, was die anderen machen', sagte er. Es könnte auch die Devise für den kommenden Sonntag sein.

Der Preis für die ungewöhnlichste Farbkreation ging am Donnerstag derweil an Alonso. Der trug nämlich grün, hellbraun und rosa geringelte Socken in schwarz-grau-neongelben Turnschuhen. Ganz wie jemand, dem alles Gerede von außen egal ist. (sid)