Abu Dhabi. Am Ort seines ersten WM-Triumphs kann Sebastian Vettel mit dem fünften Sieg in Folge dem erneuten Titelgewinn ganz nahe kommen. Mit seiner Abbey bildet er derzeit das Traumpaar der Formel 1.
In der Beziehung kriselte es zwischenzeitlich mächtig, doch eine von den Kameras nicht eingefangene Szene zeigte eindrucksvoll, dass Weltmeister Sebastian Vettel und seine Abbey das neue Traumpaar der Formel 1 sind. Nachdem er sein Auto in Indien auf der Pole Position abgestellt hatte, stieg Vettel wie gewohnt noch einmal aus. Dabei touchierte er mit seiner Schuhsohle minimal das Chassis. Als der 25-Jährige das bemerkte, nahm er den bereits ausgezogenen Handschuh zwischen drei Finger und wischte den kaum sichtbaren Staub liebevoll ab. "Die Beziehung war immer intakt", sagt Vettel, der seinen Autos stets Frauennamen gibt, der Sport Bild: "Manchmal war sie in diesem Jahr halt etwas zickig."
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Mehr als fünf Siege in Serie schaffte nur Schumacher
Doch das ist längst Vergangenheit, und so können Vettel und Abbey beim drittletzten Saisonrennen in Abu Dhabi - dem Ort seines ersten WM-Triumphes - den fünften Sieg in Folge schaffen. Eine längere Serie gelang in der Formel-1-Geschichte nur einem: Rekordchampion Michael Schumacher mit sieben Erfolgen. Fünf Siege am Stück holte in den vergangenen 47 Jahren außer Schumacher 2004 nur Nigel Mansell 1992. Dass Vettel diese Marke nun ausgerechnet in jener chaotischen Saison erreichen kann, die mit sieben verschiedenen Siegern in den ersten sieben Rennen begann und in der er selbst nur einen der ersten zwölf Läufe gewann, ist eine kleine Sensation.
Der Psychokrieg mit Konkurrent Alonso spitzt sich zu
Vettel und Abbey bilden derzeit zwar ein nicht zu schlagendes Team, doch das spannende Saisonfinale wird mehr und mehr zur Kopfsache. Der Psychokrieg zwischen dem Champion der beiden vergangenen Jahre und seinem 13 Punkte zurückliegenden Herausforderer Fernando Alonso, der sich zuletzt gerne mit Samurai-Weisheiten selbst anfeuerte, spitzt sich zu. Das Deja-vu von Abu Dhabi werden nämlich beide kaum verdrängen können.
"Ich weiß nicht, wem der Kurs besser liegt. Mir machts Spaß, dort zu fahren. Wie es Fernando gefällt, müssen sie ihn selbst fragen", stichelt Vettel ungewöhnt biestig. Vor zwei Jahren hatte er dem Spanier auf dem Yas Marina Circuit im letzten Saisonrennen noch den sicher geglaubten Titel entrissen. Ferrari-Chef Luca di Montezemolo sprach damals von einem "vergebenen Elfmeter ohne Torwart", der Stachel sitzt bei der Scuderia bis heute tief. So tief, dass sich Alonso nun sogar mit seinen Technikern anlegte. Nach Angaben der italienischen Tageszeitung La Stampa bekam er am Samstag an der Strecke einen Wutanfall.
Vettel hat sich schon das ganze Jahr auf Abu Dhabi gefreut
Vettel, der die Tage zwischen den Rennen entspannt in Dubai verbrachte, versichert derweil, er habe sich "schon das ganze Jahr auf Abu Dhabi gefreut", schließlich hatte er auch in seinen Zeiten als Jäger stets auf 2010 verwiesen: "Der erste WM-Titel war ein Erlebnis, das ich niemals vergessen werde." Auch die Premiere 2009 des spektakulären Rennens auf dem Yas Marina Circuit hatte er gewonnen, im Vorjahr eroberte der Hesse die Pole, schied dann aber in der ersten Runde aus.
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"Es ist ein unheimlich schönes Rennen mit einem besonderen Reiz. Man startet bei Sonnenschein und kommt bei Nacht ins Ziel", erzählt Vettel. Alonso hat für solche Reize aktuell keinen Blick, für den Spanier gilt nur eines: "Ich will vor Sebastian ins Ziel kommen, völlig egal, auf welchem Platz das dann ist." Für den Fall der Fälle verspricht Alonso: "Wenn die Entscheidung erst im letzten Rennen fällt, haben wir einen Vorteil. Denn Brasilien liegt uns."
Ferrari will Vettel nervös machen
Auch sein Teamchef Stefano Domenicali, der die Teamwertung bereits abgehakt hat, will Vettel nervös machen. "Red Bull hat im Moment das bessere Auto", sagt der Italiener: "Aber wir haben den Luxus, Fernando zu haben. Und der ist die Nummer eins unter den Piloten." Die WM-Krone könnte dennoch zum dritten Mal in Folge Vettel holen. Zwei Siege in den letzten drei Rennen, und der Titel wäre unabhängig von Alonsos Ergebnissen sicher. Auch ein Sieg, ein zweiter und ein vierter Platz würden sicher reichen.
Vettels größter Wunsch in Abu Dhabi wird allerdings keinesfalls in Erfüllung gehen. "Ich hoffe, am Sonntag gibt's wieder Champagner", sagte er. Keine Chance, einen möglichen Sieg wird er mit Rosenwasser begießen müssen, Alkohol ist in dem Emirat verboten. (sid)