München. Der ehemalige Landesbanker Gerhard Gribkowsky muss für achteinhalb Jahre ins Gefängnis. Der 54-Jährige hatte vor einer Woche gestanden, 44 Millionen Dollar Bestechungsgeld von Formel-1-Chef Bernie Ecclestone angenommen zu haben. Nun drohen Ecclestone und der Formel 1 großer Ärger.
Lange Haft für Ex-Bankvorstand Gerhard Gribkowsky und massive Bestechungsvorwürfe gegen Formel-1-Chef Bernie Ecclestone: Mit einer Verurteilung Gribkowskys zu achteinhalb Jahren ist am Mittwoch vor dem Landgericht München I der Schmiergeld-Prozess um den Verkauf der Formel-1-Anteile der Bayerischen Landesbank zu Ende gegangen. Der Prozess könnte nun zu einer Anklage des Briten Ecclestone in München führen.
Der geständige Gribkowsky hat nach Auffassung des Gerichts von Ecclestone 44 Millionen Dollar (heute knapp 35 Millionen Euro) Schmiergeld erhalten, weil er den Verkauf der Formel-1-Anteile der BayernLB in Ecclestones Sinn im Jahr 2005 an den Finanzinvestor CVC für 839 Millionen Dollar auf den Weg brachte. Die Bank hatte als Gläubiger die Formel-1-Anteile nach der Pleite des Medienmoguls Leo Kirch erhalten, Gribkowsky sollte die Beteiligung an der Rennserie dann wieder zu Geld machen.
Richter fand Gribkowskys Geständnis überzeugend
Das Gericht blieb mit der Haftstrafe unter der Forderung der Staatsanwaltschaft. Diese hatte zehneinhalb Jahre Haft für den ehemaligen Risikovorstand gefordert. Richter Peter Noll hatte Gribkowsky aber bereits in der Vorwoche für sein Geständnis in dem seit Oktober laufenden Prozess eine Strafe von sieben Jahren und zehn Monaten bis zu neun Jahren zugesagt. Gribkowsky wurde wegen Bestechlichkeit in Tateinheit mit Untreue und Tatmehrheit der Steuerhinterziehung verurteilt.
Richter Noll sagte, Gribkowsky habe ein überzeugendes Geständnis abgelegt. "Die Kammer schließt sich dem an und zwar aus eigener Überzeugung." Es sei aber nicht so, dass der Angeklagte - wie von ihm und seinen Verteidigern gesagt - irgendwann keinen Ausweg mehr gehabt habe. Er hätte vielmehr auch noch die Gelegenheit gehabt, sich nicht bestechen zu lassen.
Trotz Schmiergeld: Formel-1-Rechte-Verkauf war ein "gutes Geschäft" für die BayernLB
Das Gericht habe aber auch deshalb eine niedrigere Strafe als von der Anklage gefordert verhängt, weil der Verkauf der Formel-1-Anteile trotz des Schmiergelds "ein gutes Geschäft" für die BayernLB gewesen sei. Es habe die Gefahr der völligen Wertlosigkeit der Formel-1-Anteile bestanden. Außerdem sei zu berücksichtigen, dass Ecclestone "die treibende Kraft" der Schmiergeld-Zahlungen gewesen sei und "den Angeklagten ins Verbrechen geführt hat".
Oberstaatsanwalt Christoph Rodler griff Ecclestone ebenfalls an. Der Prozess habe eindeutig gezeigt, dass die Zahlungen Ecclestones an Gribkowsky Bestechungsgelder waren, sagte der Ankläger. Ecclestone sei damit, anders als von ihm zeitweise dargestellt, nicht Opfer von einer Erpressung durch Gribkowsky, "sondern Mittäter einer Bestechung". Die Münchner Staatsanwaltschaft prüft seit Monaten bisher ohne Ergebnis eine Anklage Ecclestones.
Schwere Vorwürfe gegen Formel-1-Boss Bernie Ecclestone
Gribkowskys Verteidiger Daniel Amelung kritisierte die Anklagebehörde dafür, Ecclestone nicht zusammen mit Gribkowsky vor Gericht gebracht zu haben. "Die Staatsanwaltschaft hätte es in der Hand gehabt, ohne große Probleme Herrn Ecclestone mit anzuklagen." Sie sei aber "gebisslos" gegen den Formel-1-Chef vorgegangen.
Das Urteil kann jetzt noch unabsehbare Folgen für die Formel 1 bekommen. Das "Handelsblatt" hatte berichtete, dass die internen Verhaltensregeln dem Autobauer Daimler die Zusammenarbeit mit Partnern verbietet, die Schmiergeld zahlen. Dies würde eine Zusammenarbeit des Mercedes-Teams von Formel-1-Rekordweltmeister Michael Schumacher mit Ecclestone dem Blatt zufolge im Fall erwiesener Schmiergeldzahlungen verbieten.(afp)