Monte Carlo. Rund zweieinhalb Jahre nach seiner Rückkehr auf die Formel-1-Bühne hat Rekordweltmeister Michael Schumacher erneut ein Comeback gegeben und viel Lob erhalten. Um seine Zukunft ranken sich derweil Gerüchte.

Die Spekulationen um seine Zukunft nehmen weiter zu, doch bei seinem zweiten Comeback war Michael Schumacher auf Anhieb der Beste. Beim Spiel einer Fahrerauswahl gegen ein Prominententeam um Monacos Fürst Albert (2:2) war der Formel-1-Rekordchampion und frühere Drittliga-Fußballer des Schweizer Klubs FC Echichens der Mann, um den sich alles drehte: Er war Kapitän und Spielgestalter, hielt 90 Minuten durch, er war der Liebling aller Fans und bekam am Schluss auch noch ein großes Lob von höchster Stelle.

„Er ist nicht nur ein großer Rennfahrer, sondern auch ein großer Fußballer“, sagte Pavel Nedved dem SID. Der Tscheche, 2003 immerhin Europas Fußballer des Jahres, war im Mittelfeld meist der direkte Gegenspieler Schumachers und hatte trotz sichtlicher Ernsthaftigkeit riesengroße Mühe mit dem 43-Jährigen. Der schien das Spiel als Trainingseinheit für seinen Auftritt bei der Nationalelf am Mittwoch zu sehen, kämpfte, grätschte und rannte wie sonst niemand im Team der Rennfahrer.

„Ich war anderthalb Jahre verletzt und musste mich zurückhalten“, sagte Schumacher, der sich 2009 bei einem Motorradsturz Verletzungen am Nacken zugezogen hatte: „Seit zwei, drei Monaten bin ich wieder aktiv. Und es hat richtig Spaß gemacht, hier zu spielen und sich mit einigen Ex-Profis zu messen.“ Den Kollegen Witali Petrow, neben Felipe Massa und Sergio Perez der einzige Mitspieler aus der Formel 1, beeindruckte Schumacher nachhaltig. „Es war ein tolles Erlebnis, mit ihm zu spielen“, sagte der russische Caterham-Pilot: „Er läuft ohne Ende, man kann Doppelpass mit ihm spielen - er ist ein wahrer Teamplayer.“

Mercedes-Geschäftsführer Nick Fry heizt Spekulationen an

In seiner eigentlichen Sportart hört der siebenmalige Weltmeister solche Lobeshymnen über sich derzeit vor allem in der Vergangensheitsform. Die aktuelle Saison, die dritte seit der Rückkehr in die Königsklasse, verläuft noch weniger zufriedenstellend als die beiden zuvor. Schumacher hatte Pech, wurde durch Kollisionen und Pannen zurückgeworfen, rieb sich in einer seltsamen Reifen-Diskussion mit Hersteller Pirelli auf und verursachte in Barcelona zuletzt einen Unfall mit Bruno Senna, der ihm normalerweise nicht passiert - in Monaco verliert er deshalb am Sonntag fünf Startplätze.

Seine vielen Fans, das beweisen die Auftritte rund um die Rennstrecke sowie die vielen „Schumi“-Rufe am Dienstagabend im Stade Louis II, sind keinen Millimeter von Schumacher abgerückt. Für Kritiker ist diese Saison trotz vieler unglücklicher Umstände dagegen Wasser auf die Mühlen. Und seltsam mutet an, dass ausgerechnet Nick Fry, einer der Geschäftsführer des Mercedes-Werksteams, plötzlich die Gerüchte über Schumachers Zukunft anheizt.

Schumachers Vertrag läuft am Saisonende aus

„Wenn es bis Ende des Jahres so weitergeht wie in den vergangenen Rennen, wird er sich möglicherweise diese Frage stellen“, sagte Fry der englischen Tageszeitung Daily Mail. Erst zwei Tage zuvor hatte Fry erklärt, der Brite Paul di Resta - aktuell bei Force India Teamkollege von Nico Hülkenberg und 2010 DTM-Champion für Mercedes - befinde sich „auf unserem Radar. Er wäre zweifellos jemand, auf den wir schauen, sollte sich Michael entscheiden, nicht weiterzumachen.“ Der Dreijahresvertrag des siebenmaligen Weltmeisters bei Mercedes läuft am Ende der Saison aus.

Derweil hat Mercedes-Teamchef Ross Brawn Schumacher Rückendeckung gegeben. „Es wurde viel gesprochen und geschrieben nach seinem Unfall in Spanien, aber wir sollten nicht vergessen, dass wir - das Team - ihn in drei der fünf Rennen im Stich gelassen haben und nicht den bestmöglichen Job ablieferten“, sagte Brawn der Bild-Zeitung: „Wir müssen das besser machen. Ich habe Michaels wahre Fahr-Qualität in den ersten Rennen gesehen. Deshalb glaube ich, dass wir Michael in diesem Jahr noch auf dem Podium sehen werden.“

Der Fußballer Schumacher erhielt am Dienstagabend einen riesengroßen Pokal von Fürst Albert. Der Rennfahrer Schumacher wartet noch auf die erste Trophäe seit dem Comeback. (sid)