Monte Carlo. . Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel behielt im chaotischen Grand Prix von Monaco kühlen Kopf. Es gab Unfälle, einen Abbruch und einen Neustart: Nichts konnte den 23-jährigen Heppenheimer von seinem ersten Sieg an der Cote d’Azur abhalten.

Eins-zwei-drei – die Anzahl der Boxenstopps gab am Ende die Reihenfolge im Renn-Chaos von Monaco vor. Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel triumphierte zum ersten Mal an der Cote d’Azur – vor dem Ferrari von Fernando Alonso und Jenson Buttons McLaren. Fünfter Saisonsieg für den Heppenheimer, und das mit nur einem Reifenwechsel. Statt der erwarteten Prozession gab’s echtes Drama: Zwei Stunden Action, ein Neu-Start inklusive.

Auf der Ehrenrunde verneigte sich Vettel vor seiner Mannschaft: „Danke, ihr habt das geschafft.“ Die Siegerehrung genoss er mit geschlossenen Augen. Von was er wohl träumen mochte? Die Statistik sagt: Alle Piloten, die fünf der ersten sechs Saisonrennen gewonnen haben, wurden im gleichen Jahr auch Weltmeister. Die großartige Verteidigungsleistung kommentiert der schnellste deutsche Autofahrer entspannt: „Das war unglaublich heute, ein Hammer-Rennen! Und es ging ewig. Aber auch aus dem Cockpit heraus war es unterhaltsam. Ein perfekter Tag.“

Sebastian Vettel hat damit seine WM-Führung ausgebaut. Nach dem sechsten WM-Lauf führt er mit 143 Punkten vor Lewis Hamilton (85), Mark Webber (79), Button (76) und Alonso (69). Teamchef Christian Horner: „Fantastisch, Seb! Das war die Fahrt eines Champions.“

„In Monte Carlo gibt es keine Garantien, da ist alles Casino“, wusste Sebastian Vettel schon nach der 20. Pole Position seiner Karriere, der ersten im Fürstentum. Wie gewohnt preschte er am Start davon, doch beim ersten Boxenstopp bestätigten sich seine Befürchtungen: Red Bull versaute seinen Reifenwechsel. Vettel verlor die Führung an Button, der als erster gestoppt hatte. Der Brite hatte für den Mittelteil des Rennens die superweichen Gummis aufgezogen, Vettel die härtere Mischung. Deshalb führte der McLaren schnell mit mehr als zehn Sekunden. In der 33. Runde holte er neue Pneus, fiel zunächst auf Rang drei zurück. Und Vettel übernahm wieder die Spitze.

Red Bull Racing beschloss, zu zocken. „Das war die einzige Möglichkeit, die zwei dahinten zu schlagen“, sagte Christian Horner mit Blick auf die Verfolger Button und Alonso. In der 49. Runde musste der Brite zum dritten Mal an Box, nahm die härtere Mischung. Alonso ging vorbei. Vettel fühlte sich gut mit seinen Reifen und der Ein-Stopp-Strategie. Doch Button drehte auf, minimierte den Rückstand in Sekunden-Schritten. Auch Alonso kam immer näher. Purer Nervenkitzel auf den letzten 16 Runden.

Noch ein Crash

Ausgerechnet da lief das Spitzentrio auf eine ganze Armada von Nachzüglern auf. Neun Runden vor Schluss, wieder Safety Car, nachdem Vitali Petrow und Jaime Alguersuari vor Schreck crashten. Die Dilettanten ruinierten ein echtes Finale. Sechs Runden vor Schluss dann die rote Flagge – Abbruch, damit ein Krankenwagen zu dem Russen durchkommen konnte, der sein linkes Vorderrad gegen den Kopf bekommen hat und über Schmerzen im Bein klagt. Zum Glück kam Entwarnung: „Keine Knochenbrüche“, meldete sein Team.

Vettelmania in der Formel 1

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Die 18 verbliebenen Autos sammelten sich zum Neu-Start. Das neuerliche Kopf-an-Kopf-Rennen begann mit einem fliegenden Start. Und schon rummste es wieder, Lewis Hamilton rempelte Pastor Maldonado ins Aus. Vorne hatte Vettel mit frischen Reifen jetzt eine Sekunde Vorsprung auf Alonso und zwei auf Button, der Nicht-Angriffs-Pakt beschließt den Sonntags-Aufreger fürstlich vernünftig.

Sergio Perez, der in der Qualifikation am Samstag mit Tempo 290 verunglückt war, kam trotz des heftigen Aufpralls beinahe ungeschoren davon. Der Mexikaner aus dem Sauber-Team wollte sogar starten, das aber untersagten die Ärzte. Er twitterte aus dem Krankenhaus: „Wir sehen uns in Kanada.“ Obwohl die aktiven und passiven Sicherheitsvorrichtungen so optimal funktioniert haben, erhebt Vettel den Zeigefinger: „Wir Fahrer müssen uns stärker Gehör verschaffen und sagen, wann und wo wir Veränderungen brauchen.“ Die Grundsatzfrage bleibt: Ist Monte Carlo noch zeitgemäß?