Monte Carlo. . Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel hat nach einem chaotischen Rennen zum ersten Mal den Großen Preis von Monaco gewonnen.
<p>Sebastian Vettel hat das chaotische Pokerspiel von Monaco gewonnen und nach einem heldenhaftem Kampf seinen ersten Sieg im Spielerparadies eingefahren. Der Formel-1-Weltmeister feierte in einem unvergesslichen Rennen nach einem Wechselbad der Gefühle einen letztlich grandiosen Erfolg in den Straßenschluchten von Monte Carlo und baute seine Führung in der WM-Wertung weiter aus.
Damit durfte Vettel als erster Deutscher nach Michael Schumacher 2001 den Siegerpokal in der Fürstenloge entgegennehmen. Nach einem völlig missratenen Boxenstopp und einer Safety-Car-Phase zum ungünstigsten Zeitpunkt hatte der Heppenheimer die in dieser Rennphase eigentlich schnelleren Fernando Alonso im Ferrari und Jenson Button im McLaren-Mercedes erfolgreich hinter sich gehalten. Nach einem Massencrash und einer Verletzung des Russen Witali Petrow wurde das Rennen sechs Runden vor Schluss unterbrochen, nach dem Neustart ließ sich Vettel den Sieg nicht mehr nehmen.
„Danke, Jungs. Ihr habt es vorbereitet, wir haben es geschafft“, sagte Vettel ungewöhnlich zurückhaltend über Boxenfunk, nachdem er seinen 15 Grand-Prix-Sieg perfekt gemacht hatte. Nach der Ehrenrunde kletterte auf der Zielgeraden auf die Nase seines Autos und feierte mit seinen Mechanikern mit der La Ola den Triumph. Mit 143 von 150 möglichen Punkten liegt Vettel in der Gesamtwertung meilenweit vor McLaren-Pilot Lewis Hamilton, dessen Rennen mit mehreren Kollisionen und einer Durchfahrtstrafe völlig verkorkst war. Am Ende blieb für den Briten nur der sechste Rang.
Petrow war nach einem Unfall in der Schlussphase kurz bewusstlos, klagte über Schmerzen in den Beinen und konnte nicht selbst aus dem Auto steigen. Nach ersten Aussagen erlitt er aber keine Knochenbrüche. Er wurde ebenso wie tags zuvor der Mexikaner Sergio Pérez ins Krankenhaus gebracht. Pérez war bei einem Unfall im Qualifying mit einer Gehirnerschütterung und einer Oberschenkelprellung glimpflich davongekommen.
Ein weiteres unglückliches Rennen erlebte Rekordweltmeister Michael Schumacher. Durch einen verkorksten Start fiel er schon vom fünften auf den zehnten Rang zurück, nach knapp der Hälfte der Distanz war das Rennen wegen eines Feuers in der Airbox für ihn beendet. Parken musste er sein Auto in der berühmten Rascasse-Kurve. Im Gegensatz zu 2006, als er sein Auto im Qualifying dort querstellte und von der Pole Position auf den letzten Startplatz strafversetzt wurde, diesmal aber unfreiwillig.
Auch der in Monaco lebende Nico Rosberg im zweiten Silberpfeil blieb bei seinem Heimrennen als Elfter ohne Punkte. Die holten dafür Adrian Sutil im Force-India-Mercedes als Siebter und Nick Heidfeld im Renault als Achter. Timo Glock schied nach nicht einmal der Hälfte des Rennens aus.
Vor den Augen zahlreicher Prominenter wie der deutschen Tennis-Ikone Boris Becker, dem früheren Spice-Girl Geri Halliwell, Sänger James Blunt oder Hollywood-Actionstar Jason Statham behauptete Vettel seine Führung bei Rennbeginn, Schumacher verpatzte den Start dagegen völlig, Teamkollege Rosberg schob sich dagegen auf Rang fünf. Vettels Stallrivale Webber wurde direkt von Alonso kassiert, der damit Dritter war.
Vettel enteilte dem Feld sehr zügig, nach vier Runden hatte er schon vier Sekunden zwischen sich und die Verfolger gebracht, elf Umläufe später überrundete er schon die ersten Konkurrenten. Katastrophal verlief dann Vettels erster Stopp in Runde 17, der kurz zuvor an die Box gegangene Button lag plötzlich in Führung. Auf den schnellen Supersoft-Reifen baute Button die Führung zunächst kontinuierlich aus, teilweise auf rund 15 Sekunden. Noch schlimmer verlief der erste Stopp bei Webber, der schon nahezu alle Chancen auf eine Podiumsplatzierung einbüßte und am Ende lediglich Vierter wurde.
Felipe Massa verursachte dann eine Safety-Car-Phase, die für Vettel nicht ungünstiger hätte kommen könnte. Zwar lag der Deutsche beim Neustart minimal vor Button, dieser hatte allerdings schon den zweiten Stopp ablsoviert.</p><p>Pech: Der Weltmeister hatte offenbar eigentlich in die Box fahren wollen, die rote Flagge stoppte sein Vorhaben und zwang ihn zum Umdenken. Das Team ermutigte Vettel per Funk, er müsse Button zehn Runden hinter sich halten, dann würden dessen Reifen abbauen. Sein Rivale erhielt vom McLaren-Kommandostand dagegen die Nachricht: „Tut uns leid, aber wenn du gewinnen willst, musst du ihn auf der Strecke überholen.“
Der Brite fuhr zum dritten Mal in die Box, noch bevor Vettel zum zweiten Mal anhielt. Gefährlich wurde da aber plötzlich Alonso, der mit zwei Stopps nur zwei Sekunden hinter Vettel fuhr. Nachdem Button aufgeschlossen hatte, sahen die Zuschauer über fast 20 Runden einen atemberaubenden Dreikampf, in dem Vettel aber wie schon zuletzt in Barcelona gegen Hamilton die Nerven behielt.
In der Schlussphase lief das Trio auf einen großen Pulk Überrundeter auf, die Massenkarambolage mit zwischenzeitlichem Rennabbruch sorgte wieder für ein völlig neues Bild. Die Teams durften Reifen wechseln, Vettel war sein entscheidendes Problem los. (sid)