Schanghai. .

Der Rest der Formel-1-Belegschaft war auf dem Weg zum Flughafen, nur bei Red Bull brannten noch die Lichter im Fahrerlager-Pavillon. Das Team von Sebastian Vettel hatte sich verpokert beim Großen Preis von China, aber darum ging es nicht bei der Tagung des Führungspersonals. Die Frage nach der taktischen Niederlage des Weltmeisters gegen Lewis Hamilton ist zu verbinden mit bösen Vorahnungen, die mancher aufgrund der Vorgeschichte von Red Bull Racing schon wieder hegt: Beginnt sich der überlegene Rennstall etwa wieder selbst zu besiegen?

Die falsche Reifen-Taktik allein, die Vettel gegen Hamilton fünf Runden vor Schluss zum wehrlosen Opfer machte, ist nicht allein das, was die Truppe quält. Teamchef Christian Horner verteidigt den Ansatz seiner Taktiker, von drei auf zwei Stopps umzustellen, wobei die siegreiche Konkurrenz es genau umgekehrt gemacht hatte: „Das war keine Katastrophe, sondern ein Poker, der nicht aufgegangen ist. Zu dem Zeitpunkt, als wir uns darauf eingelassen haben, lag Sebastian an dritter Stelle. Da muss man was riskieren.“

Erste Krisensitzung

Sebastian Vettel ist in der Analyse unnachgiebig, die Krisensitzung nach dem dritten WM-Lauf dauerte fünf Stunden. Er will von der Teamspitze wissen, welche Konsequenzen gezogen werden. Die Zukunft seiner Titelverteidigung hängt davon ab. Der Instinkt sagt dem jüngsten Weltmeister der Formel 1, dass der Sieg von Lewis Hamilton das Startsignal für die Jagd auf Red Bull gewesen ist.

Die vermeintlich Unschlagbaren sind anfälliger geworden, die Jäger wittern ihre Chance. Um die technische Überlegenheit des eigenen Autos muss sich Red Bull keine großen Sorgen machen, die schnellste Rennrunde von Mark Webber war 1,4 Sekunden schneller als die beste von Sieger Hamilton.

Drei Wochen Pause

Aber der nicht so richtig erklärbare schlechte Start, das unberechenbare KERS und das daraus resultierende fehlende Gleichgewicht seines Autos, die machen ihm auf Dauer mehr Sorgen als die falsche Taktik. Bis zum nächsten Rennen in Istanbul (8. Mai) bleiben drei Wochen Zeit zur Ursachenforschung und Fehlerbehebung in der Rennfabrik. Jetzt beginnt das große Wettrennen neben der Piste erst richtig.