Köln (SID) - Deutschlands Rallye-Ikone Walter Röhrl hat Mitleid mit Formel-1-Rekordweltmeister Michael Schumacher. "Ich hätte das nie im Leben gemacht", sagte der zweimalige Rallye-Weltmeister in einem Interview mit news.de über Schumachers Rückkehr in die "Königsklasse": "Wenn mir die Konkurrenz plötzlich um die Ohren gefahren wäre, dann hätte ich vergessen, dass ich einmal gut Auto gefahren bin. Ich wäre an dieser Situation zerbrochen."
Röhrl selbst kann allerdings auch mit 64 Jahren nicht vom Rennfahren lassen. "Ich fahre solange, bis ich feststelle, dass einer im gleichen Auto schneller fährt. Das Schlimme ist, dass ich immer noch den gleichen Spaß wie vor 40 Jahren habe. Da bin ich wie ein kleiner Bub. Aber irgendwann muss ich sagen: Jetzt bin ich ein alter Mann und bleibe zu Hause", sagte Röhrl.
Der "alte Mann" ist beeindruckt von Jungspund Sebastian Vettel, der er vor drei Wochen beim Formel-1-Auftakt in Melbourne erstmals persönlich getroffen hat. "Als Deutscher war ich vorher schon Fan. Aber nachdem ich ihn kennengelernt habe, hat sich das noch verstärkt", sagte er über den Weltmeister: "Sebastian ist dermaßen bodenständig und legt eine unglaubliche Selbstsicherheit und Coolness an den Tag."
Vettels Auftreten erinnert Röhrl ein bisschen an sich selbst. "Ich war immer einer, der mit beiden Beinen auf dem Boden stand und eher im Hintergrund geblieben ist. Das ist bei Sportlern heute fast gar nicht mehr der Fall - nicht nur im Motorsport. Kaum können sie geradeaus laufen, meinen viele, sie wären die großen Stars. Sebastian ist aber auf dem Teppich geblieben und das macht ihn auch für die Leute interessant", erklärte der Regensburger: "Michael Schumacher hat immer eher arrogant gewirkt, vielleicht auch als Selbstschutz. Das ist bei Sebastian gar nicht der Fall. Selbst in Melbourne hat er die Leute sofort für sich gewonnen, obwohl er den Australiern wegen der Rivalität mit Mark Webber eigentlich ein Dorn im Auge ist."
Spaß hat Röhrl auch am Auftritt von Mercedes-Pilot Nico Rosberg, den er einmal als "Prachtbursche" bezeichnete. "Wenn er nicht bei Michael Schumacher im Team wäre, wäre mir das vielleicht nicht so stark aufgefallen. Aber einen Schumacher fast in jedem Training in die Schranken zu weisen, das kennzeichnet die Qualität, die er hat", sagte er.