Budapest. .
Formel-1-Rekordweltmeister Michael Schumacher hätte beim Großen Preis von Ungarn fast Rubens Barrichello in die Boxenmauer gedrückt. Nun ist er Zielscheibe weltweiter Kritik.
Ein bisschen geträumt, Probleme mit dem Funk, Unklarheit darüber, wann das Safety-Car hereinkommen würde – all das trug wohl dazu bei, dass Sebastian Vettel der eine große Verlierer des Ungarn-GP war. Er hatte einen Sieg verspielt, den er im Spaziergang herausgefahren und der ihm auch die WM-Führung eingebracht hätte. Aber bei allen Argumenten – der entscheidende Punkt war wohl ein anderer: Regelunkenntnis bei dem Heppenheimer, der ja eigentlich ein Perfektionist ist und sich wohl genau deshalb in Wahrheit am allermeisten über sich selbst ärgerte, nachdem er allmählich verstanden hatte, was da eigentlich abgelaufen war. Vettel war sich gar nicht darüber bewusst gewesen, dass die Regel über die Maximalabstände hinter dem Safety-Car nicht nur direkt vor dem Neustart gilt, sondern zu jeder Zeit – sonst hätte er den Abstand ja überhaupt nie so groß werden lassen dürfen.
Red Bull-Teamchef Christian Horner ist sich sicher: „So ein Fehler gehört auch zu Sebastians Lernprozess – und ich bin sicher, er wird daraus lernen...“ Während Vettel aus seinem Patzer mit Sicherheit persönlich die Konsequenz ziehen wird, seinen Perfektionismus, den er sich ja von sich selbst wünscht, auch auf solche „Randbereiche“ auszudehnen, ist bei dem zweiten deutschen Verlierer des Wochenendes mit solcher Einsicht wohl eher nicht zu rechnen.
Michael Schumacher, nach seinem Gewaltmanöver, bei dem er Rubens Barrichello fast in die Boxenmauer gedrückt hätte, Zielscheibe weltweiter Kritik, ist der Meinung, eigentlich nichts falsch gemacht zu haben – trotz der Strafe durch die Sportkommissare. Man sei schließlich auf der Strecke, um hart zu kämpfen... Der Versuch einer Entschuldigung mit einem Tag Verspätung klang auch nicht richtig nach Einsicht: „Ich wollte ihn logischerweise nicht gefährden mit meinem Manöver. Wenn er dieses Gefühl hatte, dann sorry, das war nicht meine Absicht“, schrieb Schumacher auf seiner Homepage: „Gestern direkt nach dem Rennen war ich noch in der Hitze des Geschehens. Aber nachdem ich die Szene gegen Rubens nochmals angeschaut habe, muss ich doch sagen, dass die Stewarts Recht haben mit ihrer Einschätzung: das Manöver war zu hart.“
Lauda: „Da hätte es Tote geben können“
Ex-Weltmeister Niki Lauda brachte es da schon eher auf den Punkt: „Bei dem, was er da gemacht hat, hätte es Tote geben können, wenn sich die Autos untereinander berührt oder Barrichello die Mauer touchiert hätte und Teile in die Zuschauer oder über die Boxenmauer geflogen wären.“
Barrichello selbst befand: „Das war eines meiner besten Manöver und von ihm eines seiner hässlichsten. Drei Jahre pausieren, dann zurückkommen und so was abliefern – das brauchen wir wirklich nicht.“
Für den RTL-Experten Christian Danner liegt das Problem Schumacher darin, „dass das eben seine Grundeinstellung ist, die da immer wieder durchkommt. Er hat seine Fehler in den WM-Endkämpfen 1994 in Australien gegen Hill, in Jerez 1997 gegen Villeneuve nie wirklich eingesehen, genauso wenig wie in der Parkaffäre von Monaco 2006. Er lebt auf seinem eigenen Planeten, in einer Schumacher-Welt, die mit dem Rest des Universums nichts mehr zu tun hat.“
Nur in seinem Team genießt Schumacher noch Rückendeckung. „Es mag gefährlich gewesen sein, aber es war nicht Michaels Absicht, Rubens zu zerquetschen“, sagte Mercedes-Teamchef Ross Brawn, der Schumacher bei Benetton und Ferrari zu seinen sieben WM-Titeln geführt hatte.