Budapest. .
Der Große Preis von Ungarn war für Mercedes ein Desaster: Nico Rosberg verlor nach einem Boxenstopp ein Hinterrad und Michael Schumacher wurden für das nächste Rennen in Spa zehn Startplätze abzogen.
Nico Rosberg hatte ein Rad ab, Michael Schumacher einen Aussetzer: Für die Silberpfeile von Mercedes war der Große Preis von Ungarn in Budapest ein Rennen zu Vergessen. Eine Panne beim Reifenwechsel warf Rosberg aus dem Rennen und sorgte zudem für eine sehr gefährliche Situation in der Boxengasse. Auf der Strecke drückte Schumacher im Kampf gegen Rubens Barrichello seinen früheren Ferrari-Teamkollegen fast gegen die Begrenzungsmauer und musste sich danach schwere Vorwürfe anhören.
„Ich mag faire Kämpfe, aber das war kein fairer Kampf. Wenn er als Erster im Himmel sein will, dann bitte. Aber ich will da oben nicht der Erste sein“, schimpfte der Brasilianer und bekam Rückendeckung vom dreimaligen Weltmeister Niki Lauda. „Das war gefährlich und inakzeptabel“, sagte der RTL-Experte.
Schumacher: „Wir haben uns nicht berührt“
Schumacher meinte zu der Situation: „Wir haben uns nicht berührt und Rubens ist leider an mir vorbeigekommen. Also muss da genug Platz gewesen sein.“ Bei der Aktion ging es um den zehnten Platz und damit den letzten WM-Punkt. „Ich wollte ihm das Leben natürlich so schwer wie möglich machen“, sagte Schumacher, dem die Rennkommissare nach dem Rennen zehn Startplätze für den nächsten WM-Lauf am 29. August in Spa abzogen.
Auch sein Team wurde noch mit 50.000 Dollar Geldstrafe belegt. Denn nach dem Boxenstopp hatte sich Rosbergs rechter Hinterreifen kurz nach dem Losfahren gelöst und war wie ein Gummiball mitten durch die Mechaniker der benachbarten Teams gehüpft. Ein Techniker von Rosbergs früherem Rennstall Williams wurde getroffen und musste ins Krankenhaus gebracht werden. Nach einer kurzen Untersuchung konnte er das Hospital wieder verlassen. Rosberg hatte sich persönlich bei seinem früheren Arbeitgeber nach ihm erkundigt.
„Es gibt aber kein ernstes Wort von mir, die Jungs tun ja auch immer ihr Bestes. So etwas kann passieren“, sagte Rosberg unmittelbar nach seinem vorzeitigen Dienstschluss. Vielmehr nahm der 25-Jährige sich auch selbst mit in die Kritik. „Leider habe ich zu spät realisiert, was passiert ist“, sagte Rosberg: „Dadurch konnte ich auch nicht mehr anhalten und mich vielleicht zurückschieben lassen.“
Chancen auf einen Podestplatz hatte sich Rosberg, der bis zur Panne auf Platz sieben gelegen hatte, ohnehin nicht mehr ausgerechnet. „Ich hatte mich im Auto überhaupt nicht wohl gefühlt“, erklärte der Sohn des früheren Weltmeisters Keke Rosberg, der natürlich lieber „mit einem tollen Resultat“ in die Sommerpause gegangen wäre.
Das hätte sicher noch Auftrieb für die weitere Aufholjagd gegeben, die bislang nicht sonderlich erfolgreich war. Zuletzt beim Heimspiel in Hockenheim hätte sein Team gedacht, „dass wir endlich ein besseres Auto haben“, sagte Rosberg der Bild am Sonntag: „Aber das war dann nicht der Fall. Was immer wir derzeit versuchen - es wird schwierig da vorne ranzukommen.“ In den nächsten zwei Wochen darf laut Reglement in der Mercedes-Fabrik nicht gearbeitet werden, danach beginnt die Vorbereitung auf Spa (29. August). Parallel läuft bereits die Planung für den neuen Silberpfeil für 2011 auf Hochtouren.
Nicht nur bei Rosberg ging bei dem Boxenstopp in Runde 16, der während einer Safety-Car-Phase ablief, einiges schief, auch für Adrian Sutil kam das vorzeitige Aus. Den Force-India-Pilot erwischte es aber ohne eigenes Verschulden, denn als Sutil gerade zum Reifenwechsel einbiegen wollte, ließ die benachbarte Renault-Box den Polen Robert Kubica losfahren und es kam zum Crash. Kubica konnte zwar weiterfahren, bekam aber eine Zehn-Sekunden-Durchfahrtstrafe aufgebrummt. „Der Renault-Mann hat mich offensichtlich nicht kommen sehen“, sagte Sutil: „Plötzlich kam dann von der Seite ein Auto angeschossen.“ Auch Renault kostete der Aussetzer 50.000 Dollar Strafe. (sid)