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Beim Großen Preis von Ungarn auf dem Hungaroring ist Formel-1-Rekordweltmeister Michael Schumacher bei seinem Manöver gegen Rubens Barrichello zu weit gegangen. Ein Kommentar.
Niemand würde einem Formel-1-Fahrer, der einen Kollegen ohne Rücksicht auf Verluste bei dessen Überholversuch mit Tempo 250 beinahe in eine Begrenzungsmauer drückt, unterstellen, er habe sich dabei gedacht: „Fahr zur Hölle“. Auch Michael Schumacher nicht.
Im Falle des siebenmaligen Weltmeisters kann man sich andererseits nicht sicher sein, was bei solchen irrsinnigen Aktionen in seinem Kopf vorgeht. Die Erfahrung jedoch lehrt, dass es sich um einen Reflex handelt, der sich offenbar selbst mit zunehmendem Alter nicht abnutzt.
Schumachers Rücksichtslosigkeit gegen sich und andere ist ja nichts Neues. „Er weiß einfach nie, wann es genug ist“, sagt David Coulthard. Nur wurde dem gebürtigen Kerpener dieses Verhalten, solange er vorne weg fuhr, von teilweise denselben Leuten, die ihn jetzt an den Pranger stellen, als Erfolgsgeheimnis ausgelegt.
Bezeichnend, dass sich Mercedes-Teamchef Ross Brawn nach dem Manöver von Sonntag, das den Tatbestand der versuchten Körperverletzung erfüllte, bemüßigt fühlte, festzustellen: „Es war nicht Michaels Absicht, Rubens zu zerquetschen.“ Da sind wir aber beruhigt. Das Totschlag-Argument des Rekordweltmeisters lautete vor zehn Jahren nicht anders als heute: „Wir sind hier in der Formel 1 und nicht auf einer Kaffeefahrt.“
Diesmal allerdings ist Schumacher offensichtlich zu weit gegangen, wie das weltweite Echo zeigt. Nicht übrigens weil seine Aktion lebensgefährlich war (das waren andere vorher auch schon). Sondern weil es diesmal nicht um den Titel, sondern um einen 10. Platz in einem für ihn belanglosen Rennen ging. Die einhellige Empörung der Medien hat deshalb auch viel mit Scheinheiligkeit zu tun. Mit einem Schumi, dessen Comeback sich längst zum Desaster entwickelt hat, lässt sich halt leichter ins Gericht gehen als mit einem aktuellen Champion.
Rubens Barrichello hat nach dem Beinahe-Crash auf dem Hungaro-Ring über Schumacher gesagt: „Wenn er als Erster im Himmel sein will, dann bitte – aber ich will da oben nicht Erster sein.“ Offensichtlich kennt auch der Brasilianer seinen langjährigen früheren Ferrari-Teamkollegen immer noch nicht gut genug. Einer wie Schumi würde für eine bessere Platzierung freiwillig durch die Hölle fahren ...