Kiel. Als Co-Trainer arbeitet der frühere Spieler der TSG Sprockhövel, Alexander Hahn, für Erstliga-Neuling Holstein Kiel. Was ihn an seiner Arbeit fasziniert.
Vielleicht muss er sich manchmal selbst noch ein bisschen zwicken, weil alles so schnell, so rasant ging in seiner Laufbahn im Profifußball. Nicht etwa als Fußballer, sondern als Teil des Trainerteams: Alexander Hahn (35), ehemals Oberliga-Akteur der TSG Sprockhövel und auch schon beim TuS Heven und beim DSC Wanne-Eickel am Ball, arbeitet seit Juli 2022 für den KSV Holstein Kiel, der es als erster schleswig-holsteinischer Club bis in die Bundesliga schaffte. Am Samstag (18.30 Uhr) geht es gegen den FC Bayern München, und natürlich ist auch die Vorfreude beim gebürtigen Duisburger riesengroß.
Eines aber schickt er gleich vorweg: „Für mich ist jedes Bundesligaspiel ein Highlight. Nur hier hat man die Gelegenheit, sich mit den Besten zu messen. Das ist für mich ein absolutes Privileg“, sagt Alexander Hahn, der sich auch schon sehr aufs Gastspiel bei seinem Ex-Verein VfL Bochum (21. September) freut. Was das Spiel gegen den Rekordmeister angeht, so ist dieser Vergleich David gegen Goliath schon etwas ganz Besonderes. „Natürlich wird davon hier oben seit einiger Zeit schon gesprochen, die ganze Region fiebert mit“, so der Co-Trainer des Erstliga-Neulings. Und ohne Frage liefert auch immer noch dieser 13. Januar 2021 Gesprächsstoff an der Ostsee, als die Kieler die großen Bayern im Pokal düpierten. „Warum sollten wir nicht was holen am Samstag? Wir haben einen guten Matchplan, kennen die Stärken, aber auch die Schwächen der Münchner.“
Ex-Sprockhöveler glaubt fest an Klassenerhalt mit Holstein Kiel
Durch sein Sportstudium an der Bochumer Ruhr-Universität kam er seinerzeit (in der Saison 2014/15) an ein Praktikum beim Hamburger SV, arbeitete dort mit als Spielanalyst. Als sich die Chance ergab, unterschrieb er als Analyst einen Jahresvertrag, übernahm bald darauf die Leitung der HSV-Nachwuchsabteilung in diesem Bereich. „Das habe ich zwei Jahre lang gemacht. Ich war ja vorher schon als Co-Trainer bei den Junioren des VfL Bochum aktiv und habe dort wieder mehr Bezug zur Trainingsarbeit gehabt“, erinnert sich Hahn. Beim Traditionsverein an der Elbe holte ihn der damalige Cheftrainer Christian Titz hoch in seinen Stab bei den Profis. „Aber“, so der 35-Jährige, „ich war da, nach den Trainerwechseln, nicht mehr so in die Trainingsarbeit involviert, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich war mehr mit Analysen beschäftigt als mit dem Training.“
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Daher nahm Hahn das Angebot des Bundesligisten SpVgg. Greuther Fürth an, konnte sich dort als Assistenzcoach wieder wesentlich mehr einbringen. „Das war der Job, wie ich ihn mochte. Das war eine coole, herausfordernde Saison unter Stefan Leitl“, so der frühere Oberliga-Kicker. Doch dann ging es aus dem Fränkischen wieder rauf in den Norden, weil Dirk Bremser, seinerzeit schon Co-Trainer in Kiel, seinem ehemaligen Kollegen aus HSV-Zeiten den Job dort schmackhaft machte.
„Wir glauben alle fest daran, dass wir uns halten können. Wir sehen, dass wir konkurrenzfähig sind. Unsere Spieler machen jetzt schon Fortschritte. Wir haben die Hoffnung, dass wir nach dem 22. Spieltag schon besser dastehen als nach dem zweiten.“
Also landete Alexander Hahn im Nest der „Störche“, wie die Holsteiner genannt werden und fand dort sein großes sportliches Glück. „Dass wir in diesem Jahr den Aufstieg in die erste Liga geschafft haben, damit hat hier bei uns keiner zu Beginn der Saison gerechnet, und auch von außen hat uns das niemand zugetraut“, sagt der Co-Trainer der Nordlichter. Schließlich hätten die Vorzeichen nicht so gut gestanden, vor der Saison 2023/24 kamen insgesamt zwölf neue Spieler nach Kiel. Umso größer wurde im Mai die Party, als durch ein 1:1 gegen Fortuna Düsseldorf der Aufstieg feststand.
Und jetzt, in der Bundesliga? „Natürlich haben die meisten Vereine ganz andere Voraussetzungen als wir. Wolfsburg hatte etwa den siebenfachen Marktwert unseres Kaders“, beschreibt Hahn die verschiedenen Welten gerade in Sachen Etat. „Sportlich gibt es noch kleine, feine Unterschiede. Wir kreieren mit unserer Spielidee viele Chancen, müssen die, die wir bekommen, einfach auch machen“, formuliert er eine Fußballer-Weisheit. Die ersten beiden Partien gingen zwar verloren, „aber wir glauben alle fest daran, dass wir uns halten können. Unsere Spieler machen jetzt schon Fortschritte. Wir haben die Hoffnung, dass wir nach dem 22. Spieltag schon besser dastehen als nach dem zweiten.“
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Nach wie vor Kontakt zu einigen früheren Teamkollegen
Wie seine Arbeit bei den Holsteinern so aussieht? „Ich bin jetzt auf jeden Fall deutlich mehr auf dem Platz. Natürlich gucke ich nach wie vor unheimlich viel Fußball - Dirk Bremser und unser Cheftrainer Marcel Rapp ja auch.“ Die vorrangige Aufgabe von Alexander Hahn sei das Entwickeln der Standard-Situationen. Fällt am Samstagabend also gegen den FC Bayern ein Kieler Tor nach Freistoß oder Eckball, dann hat der Ex-Sprockhöveler und -Hevener da vermutlich seine Finger im Spiel gehabt. „Wir arbeiten sehr gut als Trainerteam zusammen und unterstützen uns in allen Bereichen gegenseitig.“
Hahn, der im Übrigen weiter mit seiner Frau in Hamburg lebt und noch Kontakt hat zu seinen Ex-TSG-Teamkollegen Stephen Lorenzen, Sebastian Greitemann oder Sebastian Sommer (inzwischen Spielanalyst bei RB Salzburg), fühlt sich beim Neu-Bundesligisten rundherum wohl. „Das ist echt ein sehr familiärer Club. Wir nutzen bei den Profis den gleichen Kabinentrakt wie die U-15-Junioren. Die Geschäftsstelle ist recht klein, aber hier packen alle mit an. Alle brennen für diesen Verein.“ Die Menschen an der Ostsee seien „so richtig typisch nordisch - sie haben das Herz am rechten Fleck.“
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