Witten. Der Bundesliga-Auftakt beschert dem KSV Witten mit Hösbach gleich ein Schwergewicht. Um einen Punktegaranten sorgen sich die Ruhrstädter aktuell.

Lange genug haben sie gewartet, jetzt können sich die Ringer des KSV Witten 07 in ihr nächstes Bundesliga-Abenteuer stürzen. Es dürfte ein ziemlich herausforderndes werden, denn der Club aus dem Revier muss weiterhin mit nur einem schmalen Etat auskommen und konnte sich nicht wie so mancher Konkurrent nach Herzenslust bedienen am internationalen Transfer-Regal. Gleich der erste Kampftag hat es in sich für die Ruhrstädter: Am Samstag (19.30 Uhr) steht der Auftakt beim KSC Germania Hösbach auf dem Programm, immerhin Halbfinalist der Vorsaison und dort erst am späteren Meister aus Burghausen gescheitert.

„So ein Einstieg in die Saison“, sagt Wittens Trainer Samet Dülger, „ist immer schwierig. Du kannst vorab eigentlich null planen.“ Soll heißen: Noch fehlen auch ihm die konkreten Einblicke in die Qualitäten des gegnerischen Aufgebots. Beinahe unmöglich, das eigene Personal so auf den Rivalen abzustimmen. „Da bleibt dir nur eins: Du musst es erstmal so laufen lassen“, so der 35-jährige frühere Deutsche Freistilmeister.

Für Wittens Gregor Eigenbrodt war bei U-20-WM schon nach Runde zwei Schluss

Ohnehin galt sein Fokus in den letzten Wochen und Monaten in erster Linie der Weiterentwicklung des eigenen Teams. „Unsere jungen Kerle sind alle ein Jahr älter geworden“, sagt der Kölner und denkt dabei vor allem an die Wittener Eigengewächse wie Noah Englich, Genzhe Genzheev, Mika Labes oder Gregor Eigenbrodt. „Der ist richtig gut in Form, echt stark. In seiner Altersklasse gehört er für mich zur internationalen Spitze“, lobt der Trainer. Für Eigenbrodt war es zwar frustrierend, in der Vorwoche bei der U-20-Weltmeisterschaft schon in der zweiten Runde an einem Armenier gescheitert zu sein (zuvor besiegte der DM-Gewinner einen Franzosen mit 8:0). Doch in der Bundesliga bekommt er nun reichlich Gelegenheit, sich gegen weitere Top-Athleten zu beweisen.

Auf seine Verpflichtung war der KSV Witten im Vorjahr stolz: Yusuf Demir (rotes Trikot) ist mehrfacher türkischer Meister. Jetzt aber scheitern bisher alle Versuche des Clubs, den Ringer aus seiner Heimat zu den Kampftagen zu lotsen.
Auf seine Verpflichtung war der KSV Witten im Vorjahr stolz: Yusuf Demir (rotes Trikot) ist mehrfacher türkischer Meister. Jetzt aber scheitern bisher alle Versuche des Clubs, den Ringer aus seiner Heimat zu den Kampftagen zu lotsen. © FUNKE Foto Services | Biene Hagel

Grundsätzlich sei die Liga-Vorbereitung richtig gut verlaufen bei den Ruhrstädtern, der Kader habe „einen klaren Schritt nach vorne gemacht“. In erster Linie habe Samet Dülger Wert darauf gelegt, dass seine Ringer in Sachen Kondition ein paar Prozent drauflegen konnten. „Ringen können sie ja eh‘ alle, daher haben wir die Schwerpunkte diesmal ein wenig verteilt“, berichtet der Trainer. Auch das Krafttraining kam natürlich nie zu kurz - Nico Brunner etwa hat in puncto Muskelmasse einiges zugelegt, hat sich komplett verabschiedet vom 86-Kilo-Limit, rückt dauerhaft eine Kategorie höher.

„Wir haben wirklich alles versucht, auch über das Konsulat - aber es ist derzeit einfach nicht möglich, die Leute aus der Türkei rauszubekommen.“

Samet Dülger (35), Trainer des KSV Witten, über das schwierige Unterfangen, Yusuf Demir einzufliegen

Beeindruckt von dessen Entwicklung ist Trainer Samet Dülger bei Youngster Mika Labes. Dem Wittener Top-Talent und mehrfachen Deutschen Jugendmeister wird es ganz gelegen kommen, dass in der Liga fortan die 61-kg-Klasse die am unteren Limit ist. „Gegenüber dem Beginn des Jahres hat er vier, fünf Kilo mehr, ist deutlich kräftiger geworden“, so Dülger. Und auf seinen Jüngsten im Aufgebot wird nun auch gleich zu Beginn in Hösbach setzen müssen, denn das derzeitige KSV-Sorgenkind Yusuf Demir hat von der Türkei keine Ausreiseerlaubnis erhalten. „Wir haben wirklich alles versucht, auch über das Konsulat - es ist derzeit nicht möglich, die Leute aus der Türkei rauszubekommen“, sagt Dülger frustriert. Gerne würde er Demir, bislang immer einer der Punktegaranten, dauerhaft einsetzen. Das allerdings scheint aktuell illusorisch. Es wäre ein herber Rückschlag.

Wird mit dem KSV Witten versuchen, zumindest nicht Letzter der Nord-Staffel in der Bundesliga zu werden: Trainer Samet Dülger.
Wird mit dem KSV Witten versuchen, zumindest nicht Letzter der Nord-Staffel in der Bundesliga zu werden: Trainer Samet Dülger. © FUNKE Foto Services | Biene Hagel

KSC Germania Hösbach angelt sich gleich drei Japaner

„Wir treffen am Samstag schon auf eine der Top-Mannschaften der Liga - aber davon gibt es in unserer Staffel ja einige“, sagt der KSV-Coach, dessen Mannschaft am 28. September gegen den SC Kleinostheim erstmals vor heimischem Publikum in der Husemannhalle antreten wird. „Man kann sich das wohl an ein paar Fingern abzählen, dass es sich am Ende zwischen Neuss und Witten entscheiden wird, was Platz sechs angeht in der Nord-Staffel.“ Größere Sprünge würden sich für das KSV-Team schlichtweg verbieten - dafür haben die Kontrahenten zu sehr aufgerüstet. Die neue Liga-Regelung, nach der immer vier Ausländer - ganz gleich, welcher Herkunft - eingesetzt werden dürfen, eröffnet den finanzstarken Clubs neue Möglichkeiten. Auch der Vorjahres-Halbfinalist KSC Germania Hösbach hat richtig zugelangt, sich unter anderem mit drei Japanern verstärkt. „Und wie stark die sind, hat man ja bei den Olympischen Spielen gesehen“, erinnert Dülger an die exzellente Bilanz der Asiaten in Paris.

„Wir machen uns in dieser Saison einfach keinen Druck, wollen vor allem Spaß haben und gute Kämpfe abliefern“ - alles andere müsse sich dann in den Duellen auf der Matte zeigen. Viel neues Personal gibt es bekanntermaßen beim KSV ohnehin nicht, gespannt darf man sein auf den moldawischen U-23-Europameister Radu Lefter (98 kg Freistil), der auch bei Olympia startete, sowie auf Rahmatullah Moradi (ehemals KSV Ketsch; 86 kg Freistil). Verlassen kann sich der KSV Witten im Übrigen wieder auf seinen engagierten Fanclub, sodass am Samstag in Hösbach lautstarke Unterstützung auch für die Gäste gesichert ist.

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