Herbede. In Vormholz wird eine neue Sporthalle errichtet. Warum betroffene Wittener Vereine jetzt vehement für eine Tribüne kämpfen.

Die Sportvereine im Stadtteil Herbede stehen vor einer ungewissen Zukunft. Der Ersatz für die abgerissene Horst-Schwartz-Halle erfüllt bei weitem nicht die Voraussetzungen, die ein Sportverein für einen normalen Spielbetrieb benötigt. Daher hat der HSV Herbede nun eine Petition mit dem Titel „In Herbede stirbt der Sport!“ gestartet und bittet um die Unterstützung der Mitbürger.

In der neuen Zweifach-Halle am Vormholzer Ring soll es keine Zuschauerplätze geben. Für Johannes Apel, den Geschäftsführer des Handball-Landesligisten, ist das ein Unding: „Der HSV braucht Zuschauer, um sein Überleben zu sichern. Die Spiele der Senioren sind selbst in der weit entfernten Jahnhalle noch gut besucht, und es gibt ein großes Interesse an unseren Spielen.“ Doch auch für die Jugendmannschaften seien Zuschauerplätze sehr wichtig: „Es kommen immer viele Eltern, nicht nur von unseren Mannschaften, sondern auch von den Gästeteams.“ Der Club fordere ja keine riesige Tribüne: „Zwei Sitzreihen mit Stehplätzen dahinter, wie wir sie auch in der Jahnhalle haben, reichen völlig aus.“

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Traglufthalle in Vormholz für die Clubs unzureichend

Das würde auch Andrea Münch-Knoth reichen. Die Vorsitzende des Turnvereins Durchholz, der neben dem HSV die Horst-Schwartz-Halle intensiv nutzte, erklärte: „Unsere Judo-Turniere in der alten Halle waren immer sehr gut besucht. Die brauchen wir ohne Zuschauerplätze gar nicht mehr zu veranstalten. Zudem brauchen auch die Turner und die Tischtennis-Gruppen bei größeren Veranstaltung Platz für ein Publikum.“ Momentan nutzen beide Vereine die provisorische Traglufthalle. Ein ordentliches Handball-Training sei dort aber nicht möglich, so Apel, und auch die Turner müssen sich einschränken, sagt Münch-Knoth: „Wir können dort gar nicht alle Geräte aufbauen, denn für Recks oder Stufenbarren sind dort keine Halterungen vorhanden.“

Der TV Durchholz hat jahrelang mit Erfolg in der Horst-Schwartz-Sporthalle ein Westfalenturnier im Judo ausgerichtet. Ohne Tribüne würde das künftig nicht mehr gehen.
Der TV Durchholz hat jahrelang mit Erfolg in der Horst-Schwartz-Sporthalle ein Westfalenturnier im Judo ausgerichtet. Ohne Tribüne würde das künftig nicht mehr gehen. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Die von der Stadt angemietete Traglufthalle wird aber ab dem Sommer 2025 Geschichte sein, denn dann wird sie auf jeden Fall wieder abgebaut. Der HSV-Geschäftsführer Apel bezweifelt stark, dass die neue Halle am Vormholzer Ring dann schon fertig ist: „Wir sind erst einmal zu einem Planungsgespräch im August eingeladen worden. Wenn man 18 Monate für die Fertigstellung des Neubaus einplant, kann man nicht davon ausgehen, dass sie im Sommer 2025 steht.“ Ohnehin passt Apel der Termin im August gar nicht: „Seit dem Beginn der Planung sind die betroffenen Vereine nicht ein einziges Mal angehört worden. Es fand überhaupt keine Kommunikation mit der Verwaltung oder gar dem Bürgermeister Lars König statt.“

Auch die Vormholzer Grundschule wünscht sich Platz für Publikum

Diesen Vorwurf musste sich König schon im Sommer gefallen lassen, als die Stadt die Entscheidung fällte, dass auf Sportplätzen und in Turnhallen nicht mehr warm geduscht werden durfte. Johannes Apel befürchtet daher, dass die Vereine vor vollendete Tatsachen gestellt werden: „Die sagen uns dann wohl nur, was passiert, einen Einfluss auf die Planung werden wir dann nicht mehr haben. Dann werden die vielen Herbeder Sportler keine richtige Heimat mehr haben.“ Die Aussicht auf einen Neubau der Hardensteinhalle, die die Handballer momentan auch zum Training nutzen, hält Apel für trügerisch: „Die Stadt Witten ist hoch verschuldet, so dass sie wohl kaum über die Mittel für einen Neubau verfügen wird. Die Halle soll auch frühestens 2030 fertig werden, bis dahin könnte es für uns auch schon zu spät sein. Wir können nicht sieben Jahre ohne Zuschauer auskommen.“

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Doch nicht nur die Sportvereine sind betroffen, sondern auch die Vormholzer Grundschule. Die Grundschule wird in diesem Sommer zweizügig und hätte in der neuen Halle auch keinen Platz mehr für große Veranstaltungen, die in der Horst-Schwartz-Halle noch möglich waren. Schulleiterin Alexandra Schüler hat viel Verständnis für die Forderungen der Sportvereine, zumal viele ihrer Schüler ebenfalls Handball spielen: „Für den Schulsport reicht natürlich die geplante Zweifachhalle. Wenn wir aber noch mehr Platz für die Einschulungsfeiern oder andere Schulveranstaltungen hätten, wäre das toll. Momentan nutzen wir dafür den Schulhof, aber das geht nur bei schönem Wetter im Sommer.“

Inzwischen trägt der HSV Herbede (hier mit Matthias Schmitz, re.) seine Handballspiele in der Jahnsporthalle aus - weit weg vom eigentlichen Zuhause.
Inzwischen trägt der HSV Herbede (hier mit Matthias Schmitz, re.) seine Handballspiele in der Jahnsporthalle aus - weit weg vom eigentlichen Zuhause. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Arbeitsgruppe hat Petition ins Leben gerufen - schon 900 Unterstützer

Der HSV Herbede gründete in dieser Notsituation zusammen mit Eltern der Vormholzer Grundschüler eine Arbeitsgruppe, die die Petition „In Herbede stirbt der Sport“ formulierte und veröffentlichte. Diese fordert eine angemessene Anzahl an Zuschauerplätzen im Neubau der Sporthalle am Vormholzer Ring, um Schulbetrieb und Breitensport in Herbede familienfreundlich und zukunftssicher zu gestalten. Zum einen kann man diese Petition online unterschreiben, doch es liegen in Herbede auch Listen aus, so Apel: „Bei unseren Heimspielen kann man auch seine Unterschrift leisten, und wir werden bei größeren Veranstaltungen vor Ort sein.“

Hier der Link zur Online-Petition.

Bis Dienstag gab es schon knapp 900 Online-Unterstützer. Dabei bekommen die Herbeder auch Zustimmung von außerhalb: „Es haben viele Vereine und Betroffene gezeichnet, die nicht aus Herbede kommen. Ich hoffe, dass wir am Ende auf 2000 Unterschriften kommen und dass davon mindestens 1200 aus Herbede sind.“ Eine rechtliche Konsequenz hat so eine Petition nicht, doch Apel sagt: „Wir hoffen, dass wir mit einer großen Unterstützung die Planungen doch noch beeinflussen können.“

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