Herbede. Der HSV Herbede klagt über eine unzureichende Trainingssituation. Die errichtete Traglufthalle als Übergangslösung sei für Handball ungeeignet.
Bei einem Blick auf die Tabelle der Handball-Bezirksliga könnte man meinen, beim HSV Herbede herrsche derzeit eitel Sonnenschein. Denn die Männer um Trainer Marko Weiß liegen dort auf dem zweiten Platz, haben die erhoffte Aufstiegsrunde fest im Visier. Doch schaut man ein wenig genauer hin, dann ist bei den Herbeder Handballern einiges im Argen - und sie selbst tragen daran keine Schuld. „Unsere Hallensituation derzeit ist eine einzige Katastrophe. Da muss sich dringend etwas ändern“, sagt der 2. Vorsitzende, Johannes Apel, ganz aufgebracht.
Hinter dem HSV liegt keine einfache Zeit. Als im vorigen Jahr festgestellt wurde, dass das Dach der Horst-Schwartz-Sporthalle einsturzgefährdet sei, begann das Leid des einstigen Oberligaclubs. Die elend lange Corona-Zwangspause hatte die Leidenszeit ohne Handball noch verlängert. Faktisch wurde für die vier Senioren- und drei Jugendteams aber noch immer keine praktikable Lösung gefunden.
Handballtore sind inzwischen geliefert und montiert, aber nun fehlen Netze
Erst recht nicht, als die Stadt im Juli die angemietete Traglufthalle am Vormholzer Ring errichten ließ. „Für den Handballsport ist die aber überhaupt nicht geeignet“, stellt Johannes Apel fest. Die Spielfeldabmessungen (36 mal 16 Meter) seien zu kurz, an den jeweiligen Enden der provisorischen Halle befänden sich überstehende Aluleisten. „Da kann man sich schnell mal verletzen“, gibt HSV-Vorsitzender Andreas Hake zu bedenken. Der Club habe das sofort bei der Stadt gemeldet, aber darauf noch keine Resonanz erhalten. Anfangs musste die Traglufthalle auch ohne Handballtore auskommen – an sich schon verwunderlich, da dort vor allem der HSV Herbede untergebracht werden sollte. „Am 6. Oktober wurden dann zwar Tore geliefert, allerdings nicht in der Halle montiert“, so Hake. Erst Anfang dieser Woche wurden die Tore von einer Fachfirma angebracht, allerdings nur in Höhe der beiden Torpfosten. „So ist das Ganze überhaupt nicht stabil, dennoch will die Stadt dafür keine Haftung übernehmen, falls etwas passiert“, teilt Hake mit. Auch der Club selbst wolle diese Verantwortung keinesfalls übernehmen. Im Übrigen sind auch noch keine Tornetze vorhanden – so sei an kein sinnvolles Training zu denken.
Auch interessant
Wurde an Vereinssport bei Planung kaum gedacht ?
„Was mich am meisten ärgert: Während der gesamten Planung rund um diese Traglufthalle hat man uns als Handballverein nicht ein einziges Mal zurate gezogen. Uns hat man da nie mit ins Boot genommen. Aber die Energiekosten, die bucht man pünktlich bei uns ab“, ärgert sich Apel. Er geht davon aus, dass man bei der Installation vorrangig an Bedürfnisse des Schulsports gedacht hat. „Für uns ist das alles völlig unbefriedigend. Wir benötigen dringend anderweitige Hallenzeiten. Bisher werden wir vom Stadtsportverband nur hin- und hergeschoben“, ist Apel enttäuscht.
Unlängst bekam man vom SSV Bescheid, dass die bisherige Trainingszeit für den HSV Herbede in der Husemannhalle von Dienstag auf Montag verlegt wurde. Die Vereinsverantwortlichen sehen sich schlichtweg stiefmütterlich behandelt. „Vielleicht sollte man beim SSV mal die Belegungspläne überdenken. Anderswo sind Vereine mit kleinen Gruppen in großen Hallen untergebracht. Das kann doch so nicht sein“, ereifert sich Hake.
Herbeder Jugendmannschaft wanderte im Sommer ab zur SG ETSV Ruhrtal
Der HSV Herbede wolle sich intensiv damit befassen, ab dem 1. Dezember die Jugendabteilung wieder konsequent aufzubauen. „Wir wollen sie wieder dorthin bringen, wo sie vor Corona mal war“, erinnert Apel an weit bessere Zeiten auch für den Clubnachwuchs. Wegen der unbestimmten Hallensituation hätten die Herbeder im Sommer bereits eine komplette Jugendmannschaft an die SG ETSV Ruhrtal verloren. „Aus Sicht der Jugendlichen konnte ich das verstehen. Mit Blick auf die Solidarität unter uns Vereinen in der Wittener Fachschaft fand ich das nicht okay“, sagt Johannes Apel.
Auch interessant
Die Traglufthalle bringe für den Handballsport jedenfalls keinerlei Entlastung – der Club hofft, dass sich die Stadt mit dieser Thematik nun mal ernsthaft befasst. Denn die neue Dreifach-Sporthalle im Ortsteil Herbede, die rund 7,5 Mio Euro kosten soll, wird vor 2025 nicht fertig.