Witten. Für die Judoka der SU Annen startet am Samstag gegen Bottrop die Bundesliga-Saison. Wer die Wittener verlassen hat und wer neu zum Kader stößt.
Für gewöhnlich orientiert man sich im Sport ja an den Leistungen bzw. an den Resultaten aus dem vorigen Jahr. Auch die Bundesliga-Judoka der Sport-Union Annen machen da gewiss keine Ausnahme. In der Saison 2022 landeten die Kämpfer um das Trainerteam mit Marcel Haupt und Stefan Oldenburg beim Finalturnier auf dem dritten Platz, waren zu Recht stolz auf die erreichte Bronzemedaille. „In diesem Jahr werden wir da aber wohl Abstriche machen müssen“, so Oldenburg vor dem Saisonstart am Samstag (18 Uhr) gegen den NRW-Konkurrenten JC 66 Bottrop.
Klingt ein wenig nach Tiefstapelei aus dem Mund des erfahrenen Wittener Trainers, doch angesichts der personellen Veränderungen steckt da durchaus eine gehörige Portion Realismus dahinter. „Wir haben den einen oder anderen starken Kämpfer an andere, zahlungskräftigere Vereine aus der Bundesliga verloren. In ihren Gewichtsklassen waren sie bei uns jeweils die Nummer eins“, bezieht sich Stefan Oldenburg auf das Klassement in Sachen deutscher Judoka im SUA-Dress.
SU Annen beginnt mit Heimkampf gegen JC Bottrop
Im 73-kg-Limit hat etwa Jano Rübo den Verlockungen der KSV Esslingen nicht widerstehen können, im Halbschwergewicht (-100 kg) wird Kilian Kappelmeier in dieser Saison für den Deutschen Meister TSV Abensberg auf die Matte gehen. Zudem hat sich Robin Gutsche (-81 kg) dem TV Erlangen angeschlossen. „Das war aber völlig okay, weil er jetzt auch beruflich dort unten engagiert ist“, äußert sich Annens Coach verständnisvoll. Natürlich hätte man am Kälberweg gerne weiter mit Aktiven wie Kappelmeier oder Rübo gearbeitet, weil sie eine große Perspektive haben. „Aber gewisse Dinge können wir aus finanziellen Gründen einfach nicht mitmachen“, so Oldenburg.
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Er geht ob der Tatsache, dass man die Verluste der DJB-Kaderathleten nicht 1:1 hat ersetzen können, sogar so weit, zu prognostizieren: „Wir stehen vor ein, zwei schwierigen Jahren. Da wird es vielleicht auch mal nicht für einen Platz in der Bundesliga-Endrunde reichen.“ Gerade die „Baustelle 100 Kilogramm“ sei durch Kappelmeiers Weggang nun wieder aufgebrochen - gleichwertiger Ersatz war auf dem deutschen Judo-Transfermarkt nicht zu finden.
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Wittener setzen weiterhin voll auf eigene Talente
„Allerdings haben wir drumherum schon ein starkes Team zur Verfügung. Jetzt müssen eben andere in die Bresche springen.“ Vor allem aus der eigenen Talentschmiede werde man sich wieder bedienen und die Hoffnungen auf eine entsprechend positive Entwicklung der Eigengewächse setzen. „Wir haben Falk Hobein und Bent Sachse jetzt mit in den Erstliga-Kader genommen. Sie werden sicherlich mal ihre Chance bekommen“, so Oldenburg. Und dann seien da ja auch die frischgebackenen Deutschen U-21-Meister Marek Zimmermann (-66 kg) und Philip Drexler (-73 kg), denen man in Annen zutraut, nun den vielzitierten nächsten Schritt zu machen. „Bleiben diese Jungs in den nächsten Jahren bei uns, kann man sie für die Aufgaben in der Zukunft weiterentwickeln.“
Sieben Teams gehören der Nord-Staffel der Bundesliga an, mit der SU Annen, dem JC 66 Bottrop, dem TSV Hertha Walheim und dem Remscheider TV sind davon gleich vier Teams aus Nordrhein-Westfalen. „Und es bleibt dabei: Auch in dieser Saison wollen wir wieder die Nummer eins in NRW werden - auch wenn sich vor allem Remscheid wieder erheblich verstärkt hat“, denkt Stefan Oldenburg vor allem daran, dass künftig Nationalkader-Judoka Igor Wandtke für die Bergischen auflaufen wird. „Ich schätze aber vor allem Hamburg und Potsdam in dieser Kampfzeit wieder als sehr stark ein“, lässt der 34-Jährige wissen, der auch wieder selbst den einen oder anderen 81-kg-Kampf bestreiten dürfte.
Sitotullo Ikramov jetzt mit DJB-Startrecht
Bei aller Annener Bewunderung für die teils hochkarätigen Verpflichtungen der Bundesliga-Konkurrenz - so ganz untätig waren die SUA-Verantwortlichen vor dieser Saison auch nicht. Den Wittenern ist es gelungen, gleich vier ausländische Judoka an den Kälberweg zu lotsen, von denen man sich einiges verspricht.
Der Niederländer Koen Heg (-73 kg) unterstrich mit seinem Triumph zuletzt beim Europacup in Rom seine Qualitäten. Ebenfalls aus dem Nachbarland, in welchem die SUA-Macher nach wie vor beste Kontakte haben, kommt Joshua de Lange (-81 kg), der im vergangenen Jahr das viel beachtete EYOF-Turnier für sich entscheiden konnte. Nummer drei im Bunde aus den Niederlanden ist Schwergewichtler Jules Blom, der in Rom Platz sieben belegte - dort hatte Annens Jonas Schreiber mit starken Auftritten die Silbermedaille gewonnen. Zudem kommt mit Karel Foubert (-90 kg) ein belgischer Internationaler zur Sport-Union, soll dort als Ergänzung zu Martin Matijass dienen.
„Wir gehen aber vor allem unseren Weg weiter, die eigenen Judoka weiterzuentwickeln. Anders geht es für uns nicht“, so Oldenburg. Was ihn persönlich sehr freut, ist die Tatsache, dass man im 90-kg-Limit in der anstehenden Saison den gebürtigen Tadschiken Sirotullo Ikramov als „Judo-Deutschen“ wird einbauen können. „Er hat jetzt dieses DJB-Startrecht für die erste Liga, weil er seit mehr als fünf Jahren hier lebt bzw. so lange schon einem deutschen Club angehört. Für uns ist er damit quasi auch eine Art Neuzugang“, sagt Stefan Oldenburg, der dem Aufeinandertreffen mit Bottrop entgegenfiebert. Diesmal soll es gegen den Revierrivalen besser laufen als beim 7:7 im Vorjahr.
Die Bundesliga-Termine der SU Annen in der Saison 2023:
18. März gegen JC 66 Bottrop
15. April gegen KSC Asahi Spremberg
13. Mai beim TSV Hertha Walheim
26. August beim UJKC Potsdam
9. September gegen Remscheider TV
23. September beim Hamburger JT
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