Stuttgart. Die Ausbeute der SU Annen bei der Judo-DM kann sich sehen lassen. Jonas Schreiber schafft es bis ins Finale. Warum es da nicht ganz reichte.
Das war ein einträgliches Wochenende für die Judoka der Sport-Union Annen. Bei der Deutschen Meisterschaft in Stuttgart, an der nahezu die gesamte Nationalmannschaft beteiligt war, räumten die Wittener einige Medaillen ab. Schwergewichtler Jonas Schreiber war sogar kurz davor, seinen ersten DM-Titel einzufahren, musste sich dann allerdings knapp in der Verlängerung geschlagen geben.
Sechsmal schon hat der inzwischen 22-Jährige Edelmetall geholt bei einer Deutschen Einzelmeisterschaft im Judo. Das Erreichen des Finales war für den ehrgeizigen Siegerländer Grundvoraussetzung - „aber es hätte jetzt auch gerne mal der Titel sein können“, meinte Schreiber am Sonntag. Seine ersten beiden Begegnungen gegen Martin Röttinger (Denzberg) und Robert Strohschein (Rostock) „waren gut zum Reinkommen“, wie der SUA-Kämpfer erklärte. Beide entschied er in nur rund einer Minute für sich.
Annens Mareike Reddig kämpft sich durch die Trostrunde aufs Treppchen
Im Halbfinale gegen David Udsilauri (Erbach) ging es dann schon ans Eingemachte. In der Verlängerung („Golden Score“) schaffte Schreiber nach kraftraubenden acht Minuten die entscheidende Wertung, zog ins Finale ein. Dort ging es gegen seinen Dauerrivalen Losseni Koné (SC Alstertal, Hamburg) - wieder musste der „Golden Score“ herhalten. „Da ist der Kampf eigentlich schon in meine Richtung gekippt, aber dann hat Losseni mich in einer Szene überrannt und ein Waza-ari bekommen“, ärgerte sich der Annener über die verpasste Chance, Gold in Stuttgart zu holen. Am kommenden Wochenende geht’s für Schreiber zum hochkarätigen Grand-Slam-Turnier nach Paris.
Auch interessant
Ebenfalls auf dem Siegerpodest - und das zum ersten Mal in ihrer Laufbahn - landete Annens Mareike Reddig. In der 70-kg-Klasse gewann sie zum Auftakt gegen Jessica Eschenauer (Bad Ems), war dann aber chancenlos gegen die spätere DM-Gewinnerin Giovanna Scoccimarro (Karlsruhe). Reddig feierte danach aber einen fulminanten Siegeszug in der Trostrunde, gewann drei Kämpfe in Serie. Im Vergleich um Bronze setzte sie sich gegen Tayla Grauer (Backnang) durch, die nach der dritten Bestrafung disqualifiziert wurde. „Ich bin glücklich, dass es so gut gelaufen ist für mich. Das ist ein guter Start ins Jahr - so kann es weitergehen“, so die 22-Jährige von der SU Annen.
Bronzemedaille auch für SUA-Teamstarter Martin Matijass
Auch Wittens Teamstarter Martin Matijass (-90 kg; Einzelstart für den JC Düsseldorf), der gerade erst vom Konditions-Trainingslager aus Südafrika zurück war, nahm die Bronzemedaille in Empfang. Der Nationalkader-Athlet gewann nach einem Freilos die folgenden beiden Kämpfe, war damit Poolsieger und stand im Halbfinale. Hier leistete er sich gegen Fabian Kansy (TSV Großhadern) die einzige Niederlage. Im Bronze-Duell besiegte Matijass dann den Dattelner Tom Droste, der regelmäßig am Wittener Stützpunkt trainiert, für den JC Bottrop in der Bundesliga auf die Matte geht, mit Waza-ari-Vorteil.
Am Sonntag war mit Alessio Murrone ein weiterer Wittener Medaillen-Kandidat im Einsatz. In der Klasse bis 60 Kilogramm gehörte er ohnehin zum Kreis der Favoriten. Seinen Vorrunden-Pool gewann er nach einem Freilos mit schnellen Siegen gegen den starken Brandenburger Maximilian Standke (Spremberg) und Ayke Harmening (Herford). Im Semifinale gegen den Ex-Annener Moritz Plafky, Deutschlands Nummer eins in dieser Kategorie, war Murrone dann lange auf Augenhöhe. Am Ende entschied eine einzige Waza-ari-Wertung zugunsten des Hennefers Plafky, der im Anschluss einmal mehr Gold gewann.
Wittener Vereinsduell um Platz drei in der leichtesten Gewichtsklasse
Im Duell um Rang drei musste Alessio Murrone ausgerechnet gegen Vereinskollege Erik Hobein antreten, der bis dahin ein formidables Turnier gekämpft hatte und nur zum Auftakt gegen den späterren DM-Zweiten Maximilian Heyder (JC Naisa) unterlag. Den SUA-internen Vergleich entschied schließlich Murrone vorzeitig nach 1:58 Minuten per Ippon für sich, freute sich ebenso über Bronze wie Hobein über Rang fünf. „Für mich war es schon verwunderlich, dass ich gleich im ersten Kampf gegen Standke kämpfen musste. Aber so musste ich gleich voll da sein“, so Murrone, der mit seiner Leistung zufrieden war.
Auch interessant
Bemerkenswert war der Auftritt von Lukas Romahn (-66 kg), der einen weiteren fünften Platz nach Annen holte. Nach drei bärenstarken Vorrunden-Kämpfen stand Romahn zu Recht im Halbfinale, unterlag dort aber im „Golden Score“ (nach 5:07 Minuten) Noel Schmidt aus Wiesbaden und im Duell um Bronze - erneut nach Verlängerung (sechs Minuten) - Viktor Becker aus Holzhausen. „Lukas hat das großartig gemacht. In der Vergangenheit hat er immer mal Kämpfe verloren, die er nicht hätte abgeben dürfen. Seit einiger Zeit arbeitet er jetzt mit Martyna Trajdos im sportpsychologischen Bereich zusammen, das scheint sich auszuzahlen“, sagt Stefan Oldenburg.
Romahn selbst hätte zwar auch gerne noch eines der letzten beiden Duelle für sich entschieden, „aber insgesamt ist es schon gut gelaufen, ich habe eine klare Linie in den Kämpfen gehabt und bin nicht zu viel Risiko gegangen. Die Arbeit mit Martyna Trajdos war schon sehr gut für mich, ich bin ich da sehr dankbar“, sagt der Wittener.
Dritter Platz für Sophie Püchel nach Erfolg über SUA-Neuzugang
Die Bronzemedaille bei den Frauen gab’s für SUA-Teamstarterin Sophie Püchel (-57 kg), die im entscheidenden Kampf Annens Bundesliga-Neuzugang Miriam Garmatter (Osnabrück) bezwang. Zudem belegte Emily Gränitz (-63 kg) als Juniorin einen sehr respektablen siebten Platz, hätte sogar durchaus noch weiter kommen können und war nicht ganz zufrieden mit ihrem Wettkampf. „Wir hatten insgesamt 13 Annener Starterinnen und Starter hier bei der DM - das ist schon eine tolle Bilanz. Hier und da hätte sicherlich etwas mehr herausspringen können, aber ich bin mit den Leistungen sehr zufrieden“, so SUA-Trainer Stefan Oldenburg.
Alle Nachrichten aus dem Wittener Lokalsport finden Sie hier.