Witten. Die Handballer vom HSV Herbede haben Angst um ihre sportliche Heimat. Was den Clubvorstand in Sachen städtischer Hallenplanung konkret ärgert.
Ihr jahrzehntelanges sportliches „Zuhause“ haben die Bagger dem Erdboden gleich gemacht. Seither sind die Handballer vom HSV Herbede gewissermaßen vertrieben aus ihrem Stadtteil. Punktspiele in der Jahnsporthalle - damit hat sich der Verein für den Übergang zwar inzwischen arrangiert, gleichwohl wollen die Verantwortlichen des Clubs eine Perspektive in Sachen Hallenneubau aufgezeigt bekommen. Das ließen sie Bürgermeister Lars König unlängst auch beim „Sportdialog“ wissen.
Im Vereinsheim des KSV Witten 07 kamen die Vereinsvertreter zusammen, lauschten aufmerksam den Ausführungen des ersten Bürgers der Stadt, was vor allem die Sportstätten-Entwicklung anbelangt. Dass da im Jahr 2023 allerhand im Argen liegt, ist keine allzu neue Erkenntnis. Ebenso bekannt allerdings ist allenthalben die klamme finanzielle Situation der Stadt Witten. „Bei derzeit rund 370 Millionen Euro Schulden lassen sich nun mal auch in diesem Bereich keine Wunderdinge bewirken. Das muss jedem klar sein. Auch wenn wir das gerne anders sehen würden“, so Matthias Kiehm, der Vorsitzende des Stadtsportverbandes.
Sportdialog mit dem Bürgermeister brachte keine wesentlichen Erkenntnisse
Dennoch tut sich zumindest einiges in Sachen Investitionen für die Wittener Sportstätten. Wenn auch teils gezwungenermaßen, wie bei besagter Horst-Schwartz-Sporthalle, die abgerissen werden musste und für die es in absehbarer Zeit eine Zweifach-Sporthalle als Nachfolgelösung geben wird. Der HSV Herbede wird dann dort zumindest seinen Trainingsbetrieb aufnehmen können, die erforderlichen Voraussetzungen sind dann allemal vorhanden. „Aber“, so HSV-Vorsitzender Andreas Hake, „warum will man dort auf die Möglichkeit verzichten, Zuschauer unterbringen zu können? Uns wäre doch schon mit einer kleinen Lösung mit etwa 100 Plätzen gedient.“
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Das allerdings sieht die städtische Planung nicht vor. Die Zweifach-Halle soll zuallererst für die schulische Nutzung konzipiert werden - auf Sitzränge wird da verzichtet. Was unlängst die Fraktionen der Wittener Bürger-Gemeinschaft (WBG) und des Bürgerforums (bf+) auf den Plan rief, die einen Antrag an die Stadtverwaltung richteten, beim Sporthallenneubau am Vormholzer Ring „eine Zuschauerkapazität von 80 bis 100 Personen“ einzuplanen. Als zusätzliche Parkflächen brachte man in diesem Antrag das Areal ins Gespräch, auf dem sich aktuell die Traglufthalle befindet, in der die Aktiven des HSV Herbede ihre - weiterhin aufgrund der Bauweise eher unzureichenden - Trainingseinheiten absolvieren. Dort könne man die entstehenden Pflasterarbeiten sogar selbst durch befreundete Unternehmen übernehmen, der Kommune damit Kosten sparen.
Schulsport hat für die Stadtverwaltung Vorrang bei der Planung
„Dieser Antrag ist leider abgelehnt worden“, ärgert sich Andreas Hake. „Für uns ist diese gesamte Situation völlig unbefriedigend. Wir haben jetzt schon mit herben Einbußen bei der Mitgliederentwicklung zu kämpfen. Versprochen hat man uns, dass wir in Zukunft in einer Dreifach-Sporthalle an der Hardenstein-Gesamtschule unseren Spielbetrieb abhalten können. Aber ob und wann die überhaupt gebaut wird, das steht doch noch in den Sternen“, sagt der Geschäftsmann und Vereinsvorsitzende.
SSV-Chef Matthias Kiehm versteht die Besorgnis des Clubs, gibt aber auch zu verstehen: „Dass die Hardenstein-Sporthalle - dann auch mit einer entsprechenden Tribüne - gebaut wird, ist doch längst beschlossen. Aktuell sind es nur danach aus, dass es zu einer zweijährigen Verzögerung kommen kann“, so Kiehm. Mit dem Neubau in Vormholz sei „in den nächsten zwei Jahren“ zu rechnen, danach werde dann das große Projekt an der Gesamtschule in Angriff genommen. „Wichtig ist, dass die Sporthallen nicht in erster Linie für die Sportvereine gebaut werden, sondern für den Schulsport da sind. Die Stadtverwaltung ist in der Pflicht, da entsprechende Kapazitäten zu schaffen. Es kann auch nicht Wunsch eines Vereines sein, in beiden Sporthallen Tribünen entstehen zu lassen.“
Drei betroffene Vereine wollen ihrer Verärgerung gemeinsam Luft machen
Zum Konzept der Sportstätten-Entwicklung, das sich in einem Finanzrahmen von rund 100 Millionen Euro bewegt und das u. a. auch die Renovierung der Fritz-Husemann-Sporthalle vorsieht, gehöre nach Auskunft des SSV-Vorsitzenden u. a. auch der Bau der Dreifach-Sporthalle in Annen, in Wurfweite des dortigen Hallenbades, das ebenso in naher Zukunft (wenn auch finanziert durch die Stadtwerke) neu gebaut werden soll.
„Was für mich am befremdlichsten ist“, so Herbedes Handball-Boss Andreas Hake verärgert, „ist die Tatsache, dass bis jetzt noch nicht einmal mit den betroffenen Vereinen gesprochen wurde.“ In Sachen Dialog habe die Stadtverwaltung da noch einiges aufzuholen. „Und das betrifft ja nicht nur unseren HSV, sondern auch die TG Herbede und den TV Durchholz. Wir wollen alle eine sinnvolle Perspektive.
Aus sportlicher Sicht ist die aktuelle Situation schlichtweg eine Katastrophe. So können wir das auf keinen Fall akzeptieren“, sagt Hake. „Wir wollen ja nicht, dass am Vormholzer Ring jetzt auch eine Halle für 500 Zuschauer gebaut wird. Eine kleine Version wie in der Jahnhalle oder am Sportzentrum in Bommern würde völlig genügen. Der Platz wäre absolut ausreichend, das wurde uns schon bestätigt.“
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Eine kleine Tribüne würde die Bedürfnisse des Handballclubs schon befriedigen
Beim HSV Herbede werde man demnächst eine außerordentliche Mitgliederversammlung abhalten und das dringliche Thema ganz oben auf die Tagesordnung setzen. Zudem will man sich mit den weiteren betroffenen Sportvereinen zusammentun und weitere Schritte besprechen, wie man dem eigenen Anliegen der Verwaltung gegenüber Nachdruck verleihen kann.
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