Witten. Auch im Wittener Sportjahr 2022 durften einige Teams in ihren Klassen den erhofften Aufstieg feiern. Wir haben einige davon zusammengestellt.
Ein ganzes Jahr, eine volle Saison lang hat man sich gequält, geschunden, ständig zu möglichen Bestleistungen zu motivieren versucht - um dann am Ende den verdienten Lohn in Empfang nehmen zu können. Für einige Wittener Teams wurde im Sportjahr 2022 der Traum vom Aufstieg Realität. Wir haben hier einmal zusammengestellt, wer in den verschiedenen Sportarten feiern durfte.
Handball: HSV Herbede
Für sie war es vermutlich etwas ganz Besonderes. Die Handballer des HSV Herbede hatten eine ziemlich schwierige Zeit hinter sich. Nach dem Abriss der Horst-Schwartz-Sporthalle, in der man früher so manchen glorreichen Erfolg hatte feiern dürfen, wo man sich quasi eine sportliche Festung erarbeitet hatte, war für die Schwarz-Weißen guter Rat teuer. Bis zu einem Hallenneubau würden einige Jahre ins Land ziehen - damit war der Fortbestand des gesamten Clubs arg gefährdet. Zu Trainingszwecken bekam man am Vormholzer Ring eine Traglufthalle hingestellt. Eine Lösung für den Übergang, wirklich mehr schlecht als recht. Wo manches erst nach der Installierung auf den Weg gebracht werden musste - welcher Handballer kommt schon ohne Tore klar?
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Dass der Club seine Übergangs-Bleibe in der Jahnsporthalle, die ihre besten Jahre auch längst hinter sich hat, zugeteilt bekam, nahm man beim HSV Herbede hin. Letztlich, so viel werden die Verantwortlichen inzwischen gewiss zugestehen, war das vielleicht sogar ein Schlüssel des Erfolges für die Aufstiegsrunde im Frühsommer. Denn in dieser kleinen Halle, in der die Akustik bei voll besetzten Rängen schon ziemlich beeindruckend werden kann, wirken 200 Zuschauer bisweilen wie andernorts 1000. Die Mannschaft von Trainer Marko Weiß, die eine richtig gute Bezirksliga-Serie hingelegt hatte, steigerte sich immer mehr - und machte schließlich am 19. Juni ihren Triumph dingfest, kehrte durch ein 27:17 gegen die Selbecker TS aus Hagen in die Landesliga zurück.
Handball - HSG Annen-Rüdinghausen (Damen)
Wo das sportliche Limit für diese beeindruckende, im Schnitt noch sehr junge Mannschaft liegt, das lässt sich derzeit noch gar nicht bemessen. Jedenfalls stellte die Kreisklasse für die HSG-Handballerinnen überhaupt keine Herausforderung dar. 14 Spiele, 14 Siege - makellos war die Bilanz des Teams von Trainer Henning Schierbaum, der sich mit seinen Schützlingen einiges vorgenommen hat.
Angeführt wird das HSG-Team von erfahrenen ehemaligen Oberliga-Spielerinnen wie Andrea Rüwald und Bianca Lohrmann, die für ihre vielen jungen Nebenleute die idealen Stützpfeiler sind. Annen-Rüdinghausen, das in der Ruhrstadt gerade im Damen-Bereich durchaus hochkarätige Konkurrenz durch die beiden aktuell in der Verbandsliga geführten Teams des ETSV Witten und des TuS Bommern hat, will sich mit der einen Meisterfeier lange nicht zufrieden geben. „Ich denke, dass wir in ein paar Jahren durchaus das Zeug für die Oberliga haben sollten“, so die vollmundige Ankündigung von Henning Schierbaum, der als ehemaliger Jugendtrainer von Borussia Dortmund (u. a. war er mit dem BVB Deutscher B-Jugend-Meister) über exzellente Kontakte verfügt.
Volleyball - DJK Blau-Weiß Annen (Damen)
Den April 2022 werden sie bei den Annener Volleyballerinnen gewiss noch lange im Gedächtnis behalten. Denn in die Verbandsliga aufzusteigen, das hatte der Club im Frauenbereich zuvor noch nie hinbekommen. Das kleine hintere Turnhallendrittel in der Viehmarkthalle, wo die Blau-Weißen ihre Heimspiele austragen, war für dieses entscheidende Duell mit dem EVC Massen eigentlich völlig unterdimensioniert. Mangels Tribüne quetschten sich die Zuschauer rundherum ums Spielfeld, einige schauten aus dem Geräteraum heraus zu - wollte ja schließlich keiner verpassen, wenn das BWA-Team von Trainer Thomas Urban Clubgeschichte schreibt.
Die Saison lief beinahe wie gemalt für die Blau-Weißen. Und selbst wenn Urban immer wieder den Chef-Tiefstapler gab und von seiner Maxime, „von Spiel zu Spiel“ zu denken nicht abrücken wollte, waren Annens Volleyballerinnen bald ein heißer Titelanwärter. Letztlich hieß es dann: Entweder der SuS Oberaden oder eben die Frauen aus der Ruhrstadt. Vor dem finalen Duell mit dem EVC Massen war klar: Nur ein 3:0 oder 3:1 für Annen würde den Titelgewinn bedeuten, um Oberaden abzufangen. Das klappte dann schließlich auch wie am Schnürchen: Mit 25:13, 25:15 und 25:19 gingen die Sätze an die Gastgeberinnen - nach dem letzten Zähler gab’s kein Halten mehr. „Ich bin einfach nur stolz auf mein Team. Dieses 3:0 war fantastisch, und das hatte ich so auch sicher nicht erwartet“, frohlockte der Meister-Coach.
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Fußball - SV Herbede
Natürlich hätten sie sich die Krone schon gerne selbst mit einem Sieg aufgesetzt, die A-Kreisliga-Kicker des SV Herbede. Doch ihrer Feierlaune tat das letztlich überhaupt keinen Abbruch. Da Verfolger Concordia Wiemelhausen II durch ein 2:2 gegen den SC Weitmar 45 II wertvolle Punkte hatte liegen lassen, konnten die Bochumer drei Spieltage vor Schluss ohnehin nicht mehr heranreichen an die Herbeder, die inzwischen auf satte elf Punkte enteilt waren und am 22. Mai nach dem 4:2 über den VfB Langendreerholz die Puppen auf der eigenen Anlage endlich tanzen lassen durften.
„Der Zusammenhalt im Verein ist großartig. Jeder hat jedem aus jeder Mannschaft persönlich gratuliert. Zwei Mannschaften aus unserem Verein sind aufgestiegen“, sagte SVH-Trainer Jan Kastel überglücklich nach dem Triumph. Dabei stand Herbede nach holprigem Start am Ende der Hinrunde mit 29 Punkten aus 15 Spielen nur auf Platz vier, sechs Punkte hinter Tabellenführer Hedefspor Hattingen. Eine furiose Rückserie mit makelloser Bilanz ohne Punktverlust katapultierte die Wittener aber noch auf den Platz an der Sonne. Letztlich waren es dann 13 Punkte Vorsprung auf den SV Langendreer 04 und beeindruckende 115 geschossene Tore, von denen alleine Michael Kraus 28 Treffer auf sein Konto packte. Meisterliche Werte.
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Fußball - FSV Witten
Es liegt schon einige Jahre zurück, da formulierte man beim FSV Witten ganz große, vollmundige Ziele. „Projekt 2012“ hieß das vor inzwischen 15 Jahren, die damalige NRW-Liga hatte man anpeilen wollen. Was dann jedoch mit einem unglücklich verpatzten Aufstieg in die Landesliga (den sich seinerzeit der TuS Stockum sicherte) begann, führte in den folgenden Jahren zu einem bedrückenden sportlichen Absturz bis herab in die Niederungen der C-Kreisliga.
Im Jahr 2022 aber gelang den Blau-Weißen der erste Schritt zurück aus der sportlichen Depression. Unter der Ägide des sehr engagierten Trainers Kaniwar Shikho baute man beim FSV Witten ein junges Team mit bester Perspektive auf, das im Sommer 2022 ohne jeden Punktverlust (22 Siege, 117:23-Tore) die Meisterschaft in der C-Liga und damit den Aufstieg schaffte. Mit weitsichtiger Planung, der Förderung vor allem eigener Talente soll dies längst nicht das Ende der Fahnenstange sein. Immerhin spielen die drei ältesten Jugendteams jeweils in der Bezirksliga - an adäquatem Nachwuchs mangelt es an der Westfalenstraße also keinesfalls.
Judo - SU Annen (Damen)
Reif für den Aufstieg zurück in die Bundesliga waren die Kämpferinnen vom Kälberweg schon im Jahr zuvor. Damals allerdings winkte der Club als Zweitliga-Vizemeister noch ab. Immerhin hatte man sich einige Jahre zuvor dazu entschlossen, aus finanziellen Gründen das zuvor so erfolgreiche Damen-Team aus der Eliteklasse zurückzuziehen. Gefehlt hätten seinerzeit 15.000 Euro im Annener Etat, der mehrheitlich den Judo-Männern zugute kommt, die Jahr für Jahr in der nationalen Spitze mitkämpfen.
Doch der Motivation der Union-Frauen schadete dies nicht im Geringsten. Unter der Regie von Trainerin Hannah Schorlemmer wurde auch für die Zweitliga-Kampfzeit 2022 wieder ein schlag- oder besser wurfkräftiges Team beinahe ohne internationale Unterstützung auf die Beine gestellt. Allein die Niederländerin Carmen Dijkstra, in ihrer Heimat eines der vielversprechendsten Judo-Talente im Juniorinnen-Schwergewicht, stand ohne deutschen Pass im SUA-Aufgebot.
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In ihrer Zweitliga-Staffel gewannen die Wittenerinnen die ersten vier Kämpfe eindeutig, alleine der fünfte und letzte gegen den ärgsten Widersacher HTG Bad Homburg wurde verloren (1:6). Was am Ende also die Vizemeisterschaft im Juni 2022 bedeutete. Feiern durften Annens Frauen erst Monate später, denn Anfang November wurde bekannt, dass der Deutsche Judobund (DJB) ab 2023 eine strukturelle Änderung vornimmt. Demzufolge wird die SU Annen auch mit den Damen ab dem neuen Jahr wieder in der ersten Liga kämpfen. Dann wird die Deutsche Meisterin in der 70-kg-Klasse, Sarah Mäkelburg, an den Kälberweg zurückkehren.
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