Witten. Seinen vorletzten Heimkampf der Saison verliert der KSV Witten gegen Heilbronn mit 11:18. Warum es auch diesmal nicht zur Überraschung reichte.

Die Luft wird immer dünner im Tabellenkeller der Bundesliga. Nur noch drei Chancen hat der KSV Witten 07, seinem Punktekonto mal wieder etwas Gutes zu tun, so vielleicht doch noch den rettenden sechsten Platz in der West-Staffel zu erreichen. Am Samstagabend jedenfalls haben sich die Ruhrstädter an den „Roten Teufeln“ aus Heilbronn die Finger verbrannt. Bei der 11:18-Niederlage waren die Gastgeber in einigen Gewichtsklassen ihren Kontrahenten einfach nicht gewachsen.

KSV-Trainer Samet Dülger hatte sich vor dem Kampf gegen die Baden-Württemberger lange Gedanken gemacht, wie er sein Team am besten aufstellen sollte. „Als die Mannschaften über die Waage gegangen sind, habe ich wirklich gedacht, es sei vielleicht was drin“, so Dülger. Der allerdings auch eingestand, dass er „mit der einen oder anderen Personalie bei Heilbronn so nicht gerechnet“ habe. So entschied sich der Wittener Coach gegen die Nominierung von Donior Islamov, der in der 75-kg-Klasse gegen den ungarischen Internationalen Robert Fritsch wohl ohnehin nicht gepunktet hätte und ließ am Ende diese Klasse unbesetzt. Heilbronn bot seinerseits keinen Ringer im freien Stil der 71-kg-Kategorie auf. So bekamen die ohnehin nur wenigen Zuschauer in der Husemann-Sporthalle lediglich acht Kämpfe zu sehen.

Trainer des KSV Witten lässt eine Kategorie frei

Das Auftaktduell allerdings hatte es gleich in sich. Wittens junger Bulgare Denis Demirov (57 G) bot sich einen packenden Kampf mit Dovudzhon Toshev. „Leider hat er sich in der ersten Runde einmal ausheben lassen“, so der KSV-Trainer. Diesem Rückstand, der sich zur Pause auf ein 0:7 ausweitete, lief der 21-Jährige dann fortwährend hinterher. Kämpfte sich aber heran auf 5:7, war drauf und dran, den Ausgleich zu schaffen. Eine Verzweiflungsaktion in der Schlussphase aber konterte Toshev, holte mit dem 9:5 die ersten zwei Zähler für die Red Devils von Trainer Adam Juretzko, der wie von Samet Dülger vermutet auf einen eigenen Einsatz verzichtete.

Bot seinem Heilbronner Gegner Dovudzhon Toshev (li.) einen offenen Kampf: Denis Krasimirov Demirov vom KSV Witten lag bereits mit 0:7 hinten, kam dann heran auf 5:7, ehe die letzte Zweier-Wertung an den Gästeringer ging.
Bot seinem Heilbronner Gegner Dovudzhon Toshev (li.) einen offenen Kampf: Denis Krasimirov Demirov vom KSV Witten lag bereits mit 0:7 hinten, kam dann heran auf 5:7, ehe die letzte Zweier-Wertung an den Gästeringer ging. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Das Schwergewichts-Duell entschied dann Kasim Aras (130 F) gegen den Ex-Wittener Simeon Stankovich mit 4:1 für sich, hätte hier vielleicht noch ein wenig mehr herausholen können. Ebenso, wie man dann Anatolii Buruian (61 F) gegen den Türken Recep Topal vielleicht einen Sieg zugetraut hätte. „Aber Topal ist auch international erfolgreich, er hat das gut gemacht“, so der KSV-Coach zum 8:0-Erfolg des Heilbronners. So lagen die Gastgeber mit 2:5 im Hintertreffen - noch längst kein Beinbruch.

Noah Englich kommt nach 0:4-Rückstand furios zurück

Einen der besten Kämpfe des Abends lieferte im Anschluss Kiril Kildau (98 G) im ungewohnten klassischen Stil gegen den Deutschen Meister in der 86-kg-Klasse, Marius Braun. Kildau rackerte von Beginn an, setzte den Heilbronner enorm unter Druck. Mehr als eine 1:0-Pausenführung aber sprang nicht heraus. Die Wittener haderten ein wenig mit Mattenleiter Karsten Jahncke, der Brauns passive Kampfführung nicht resolut geahndet habe. So kam der DM-Gewinner im zweiten Durchgang noch wegen einer Verwarnung Kildaus zum 1:1, holte damit wegen der letzten Wertung den Mannschaftspunkt für die Gäste. Und da Justus Eigenbrodt im fremden Greco-Stil gegen Abdolmohammad Papi (66 kg) chancenlos war, nach 53 Sekunden schon ein 0:16 kassierte, führte Heilbronn zur Pause mit 10:2.

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Was blieb, waren nach der Unterbrechung lediglich drei Duelle, von denen nur noch einer dazu angetan war, auf den spärlich besetzten Rängen für ein wenig Stimmung zu sorgen. Nach der schnellen 0:16-Pleite von Ümitcan Tasdemir (86 F) gegen Taimuraz Friev standen die Gäste, die am Ende ja noch den 75-kg-Kampf im Klassik-Stil „geschenkt“ bekamen, quasi schon als Sieger fest. Was allerdings KSV-Eigengewächs Noah Englich (80 G) nicht davon abhielt, den Ex-Wittener Ilyas Özdemir mit 11:5 zu bezwingen. Dabei lag der Wittener zur Pause mit 0:4 hinten. „Er kam dann zu mir und hat gefragt, wie er gegen ihn ringen soll“, so Dülger.

Noch drei Kämpfe stehen bis zum Saisonende aus

Dessen taktische Anweisungen setzte Englich dann 1:1 um, dominierte nun das Duell mit dem 35-Jährigen. „Ilyas mag es nicht, wenn er in die Bodenlage kommt“, so der KSV-Coach. Englich glückten mehrere blitzschnelle Aktionen, dann sogar ein Hüftschwung, für den es vier Zähler gab. „Das war das erste Mal, dass Noah diese Vorgaben 1:1 so durchgezogen hat“, freute sich der Trainer.

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So fiel die Heimniederlage der Wittener auch wegen des abschließenden 16:2-Erfolges von Levan Kelekhsashvili (75 F) gegen den Ex-KSV-Ringer Robin Pelzer (von Hause aus Greco-Spezialist) am Ende zwar nicht ganz so deftig aus, nach dem 11:18 ist der siebenfache Deutsche Mannschaftsmeister aber weiterhin nur Liga-Siebter. In den ausstehenden Duellen in Adelhausen, gegen Nackenheim und in Freiburg müssen mindestens vier Punkte her, um sich im Kampf um den Ligaverbleib noch eine reelle Chance ausrechnen zu können.

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Hatte mit seiner Mannschaft das bessere Ende für sich: der langjährige Wittener Adam Juretzko, Trainer der Red Devils Heilbronn.
Hatte mit seiner Mannschaft das bessere Ende für sich: der langjährige Wittener Adam Juretzko, Trainer der Red Devils Heilbronn. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald