Witten. Zwei DM-Titel im Squash hat Saskia Beinhard bereits erspielt. Welche Ziele die Wittenerin in ihrem Sport erreichen will, was sie auf sich nimmt.
Wenn jemand schon geraume Zeit zur nationalen Spitze in seinem Sport gehört, dann ist er bzw. sie oft und lange unterwegs. Saskia Beinhard (23) kann davon ein Liedchen singen. Die zweifache Deutsche Meisterin im Squash, die seit Anfang des Jahres in Witten lebt, verbringt die kommenden Wochen weit weg von zu Hause in Asien, dann in Australien und schließlich in Neuseeland, um dort hochrangige Turniere zu bestreiten.
Die schnelle Rückschlag-Sportart hatte einst in den 80-er Jahren ihren Höhepunkt, war da in aller Munde. Immer mehr Squash-Zentren wurden gebaut. Doch den großen Durchbruch hat der weiterhin nicht olympische Sport nicht geschafft, war letztlich vielleicht auch etwas zu komplex, um die TV-Sender für sich zu begeistern. „Was eigentlich sehr schade ist, denn Squash an sich ist sehr professionell organisiert“, sagt Saskia Beinhard.
Umzug von Schwelm nach Witten Anfang 2022
Die gebürtige Münchnerin, die der Liebe zu Squash-Profi Simon Wolter wegen irgendwann in Schwelm im Ruhrgebiet landete und in der Bundesliga für den Paderborner SC - den führenden Club in Deutschland - spielt, hebt „das hohe Niveau bei Turnieren auf internationaler Ebene“ hervor. Dort seien dann auch schon entsprechend hohe Preisgelder zu verdienen. „Irgendwie ist es ein Fulltime-Job ohne richtige Anerkennung. Dabei steckt man genau so viel Arbeit hinein wie etwa beim Tennis“, so die 23-Jährige.
Sie ist froh, dass sie die Unterstützung seitens der Bundeswehr auf ihrer Seite hat. Dass sie in diesem Jahr nach ihrer zweiten Deutschen Meisterschaft (nach 2020) bei der EM in Hamburg sehr gute Sechste wurde, verhalf Beinhard zu einem Platz in der Sportförderkompanie in Köln. „Dieses Standbein ist für mich sehr wichtig, zumal ich ja meine Reisen zu den internationalen Turnieren selbst zahlen muss“, teilt Beinhard mit.
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Zwei Trainingseinheiten pro Tag
Da kommt schließlich schon einiges zusammen, wenn die aktuelle Weltranglisten-64. wie dieser Tage mal eben für vier Wochen auf „Tournee“ um die halbe Welt reist. „Vier Tage in Pakistan, dann eine Woche in Sydney und dann noch etwa eineinhalb Wochen in Neuseeland“, hat die Wittenerin vor sich. Vor Ort will sie jeweils ein Turnier bestreiten, wobei sie auf erlesene Konkurrenz treffen wird. „Je weiter ich komme, desto größer die Chance, in der Weltrangliste nach vorne zu kommen.“ Zumindest die Top 50 nimmt Beinhard bis Ende des Jahres ins Visier, um bei den wichtigsten Turnieren weltweit ins Hauptfeld zu kommen. Im November etwa steigt ein Platinum-Turnier in Hongkong - da wäre sie gerne dabei Und im Dezember folgt noch die Team-WM in Kairo (Ägypten).
Um ihre Ziele zu erreichen, ist für die 23-Jährige harte Arbeit gefordert. Das bedeutet: zwei Trainingseinheiten pro Tag, entweder auf dem 9,75 Meter langen und 6,40 Meter breiten, von vier Wänden umgebenen Court oder beim Schwimmen oder im Kraftraum. Die meisten Einheiten absolviert die Deutsche Meisterin an der „Oase“ im Bochumer Stadtteil Harpen. Dort traf sie 2019 auf den früheren irischen Squash-Profi Vincent Bradley, der sie vor allem auf strategischer Ebene weiterbrachte. „In der Heimat hab ich die Grundbausteine erlernt, Vincent hat dann ein talentiertes Puzzle zusammengefügt und mich von einer Jugend- zur Profispielerin geformt“, so Saskia Beinhard. Zudem trainiert sie zweimal wöchentlich in Mülheim bei Bundestrainer Oliver Pettke.
Einstieg als Siebenjährige mit Badminton
Beinhard kam damals über ihre Mutter zum Squash und hatte als Siebenjährige auf der Suche nach der richtigen Betätigung zunächst mit Badminton angefangen. „Eine Zeit lang habe ich beides parallel gespielt“, so die Wittenerin. Klappte zunächst auch ganz gut: In der U 11 wurde sie in beiden Sportarten bayerische Landesmeisterin. „Danach aber habe ich mich dann doch für Squash entschieden. Es ist eine so vielfältige und komplexe Sportart, das hat mich früh fasziniert. Es geht um Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer, Hand-Auge-Koordination und vieles mehr“, sagt Beinhard, die im Übrigen sieben Mal in Folge Deutsche Jugendmeisterin wurde.
Und sie sagt weiter: „Squash ist ein ganzheitlicher Sport. Wer hart an sich arbeitet, hat die Chance, richtig gut zu werden.“ Was sie an sich verbessern muss, das sieht Beinhard ganz realistisch: „Bei Ausdauer und Schnelligkeit kann ich sicher noch zulegen. Was mir fehlt, sind jetzt viele Spiele gegen Konkurrentinnen auf absolutem Top-Niveau. Da kann ich mich weiterentwickeln.“
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Viertelfinale bei den World Games in den USA
Bei den World Games der nicht-olympischen Sportarten in Birmingham (Alabama/USA) schaffte es die Wirtschaftsprüfungs-Studentin der Bochumer Ruhr-Universität, die nebenher von zu Hause aus für eine Werbeagentur arbeitet, im Sommer bis ins Viertelfinale. In der Weltrangliste setzt sich die 23-Jährige kein Limit: „Warum sollte ich das tun? Ich stehe ja noch ganz am Anfang meiner Karriere. Ich will so weit nach vorne, wie es geht - wenn möglich, bis zur Nummer eins der Welt.“
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