Bochum. Saskia Beinhard ist die beste Squash-Spielerin des Landes. Die Voraussetzungen für ihren Erfolg schafft sie mit Trainer Bradley in Bochums „Oase“.
Squash erfreut sich in Deutschland in jüngster Zeit wieder zunehmender Beliebtheit. Nach einem regelrechten Boom in den 70er- und 80er-Jahren steigt die Zahl an Hobbyspieler wieder an. Als Profisport findet Squash aber kaum Beachtung, auch nicht beim Internationalen Olympischen Komitee. Dabei ist die Intensität, um auf höchstem Niveau zu agieren, natürlich genauso hoch wie in vielen anderen Sportarten. Mit Saskia Beinhard hat Deutschland sogar eine Spielerin, die sich derzeit ihren Weg an die Weltspitze bahnen möchte und mit erst 23 Jahren bereits zahlreiche Erfolge vorweisen kann.
Die gebürtige Münchnerin ist zweimalige sowie amtierende Deutsche Meisterin, Nationalspielerin und Teil des Paderborner SC, dem erfolgreichsten Squash-Verein des Landes. Momentan bereitet sich die Nummer 76 der Weltrangliste der Professional Squash Association (PSA) intensiv auf die am 7. Juli in Birmingham, Alabama (USA) beginnenden World Games, quasi den Olympischen Spielen für nicht-olympische Sportarten, vor. Das Hauptquartier zur Vorbereitung der Sportsoldatin ist dabei die Oase in Bochum-Harpen.
Ihre Anfänge machte Beinhard im Süden Münchens
Ihre Anfänge machte Beinhard, die zunächst parallel auch Badminton spielte, in der Heimat Deisenhofen im Süden Münchens, wo sie ihre Mutter als Achtjährige erstmals zum Training begleitete und ein Jugendtrainer früh ihr Talent erkannte. Beinhard: „Mit elf Jahren entschloss ich mich dann, mich nur auf Squash zu fokussieren und das Pensum immer weiter zu steigern. Es ist eine so vielfältige und komplexe Sportart, das hat mich früh fasziniert. Es geht um Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer, Hand-Auge-Koordination und vieles mehr.“
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Eine gute Entscheidung, wie sich rasch herausstellte. 2011 holte sie mit zwölf Jahren den ersten Titel bei Deutschen Meisterschaften, welche sie dann gleich sieben Mal in Serie gewinnen konnte. Auch vier Titel bei internationalen Wettkämpfen schmücken ihre Vita. Mit 18 Jahren zog es sie dann nach Schwelm, wo ihr Freund, Bundesliga-Spieler Simon Wolter, lebte. Mittlerweile wohnen die beiden im näher gelegenen Witten. Auf der Suche nach einer neuen Trainingsmöglichkeit stieß sie dann über ihren Partner auf die Oase in Bochum, wo sie optimale Voraussetzungen vorfand und es zu einer wichtigen Begegnung kam.
Der langjährige Squash-Profi Vincent Bradley war lange Club Manager der Oase und ist auch heute noch als Coach sozusagen Teil des Oase-„Inventars“. „Ich habe ihr nicht ausgeschöpftes Potenzial sofort erkannt und mich irgendwann getraut, sie anzusprechen und eine Zusammenarbeit vorzuschlagen. Das kam ihr in neuer Umgebung dann gelegen“, blickt der Ire zurück.
Nach Gewinn des Meistertitels wird Beinhard Profi
„In unserer gemeinsamen Zeit hat sie sich rasant entwickelt. Nach ihrem ersten Gewinn der Deutschen Meisterschaft habe ich ihr dann geraten, Profi zu werden.“ Insbesondere im strategischen Spiel konnte Beinhard von der reichhaltigen Erfahrung Bradleys profitieren. Beinhard: „In der Heimat hab ich die Grundbausteine erlernt, Vincent hat dann ein talentiertes Puzzle zusammengefügt und mich von einer Jugend- zur Profispielerin geformt.“
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Nur ein halbes Jahr nach Beginn resultierte die Zusammenarbeit im Gewinn der DM 2020, der den Startschuss zur Profi-Karriere bedeutete und den sie nach einer Aussetzung wegen der Pandemie 2021 dann in diesem Jahr wiederholte.
Dank des Titelgewinns konnte sie vom Verband für die Sportfördergruppe der Bundeswehr vorgeschlagen werden, die ihr den Weg zum Profitum ebnete. Ansonsten könnte Beinhard den Umfang kaum stemmen: „Das Profi-Dasein mit einem anderen Job zu kombinieren, ist sehr schwer machbar. Neben meinem dualen Studium war die Belastung enorm, auch die Reisekosten für Turniere.
Sport wird zum Vollzeitjob
Von Training bis hin zu Videoanalysen, richtiger Regeneration, Ernährung und Schlaf ist der Sport quasi wie ein Vollzeitjob. Das macht die Bundeswehr für die Top-Spieler möglich. Doch man muss viel investieren, um überhaupt dahinzukommen.“ Zwei Einheiten sind es von Montag bis Freitag täglich. Diesen harten Weg sind nicht viele bereit zu gehen, wie Beinhard erklärt: „Es kommen nicht genug nach, der Talentepool ist klein. Es gibt eben viele andere tolle Sportarten, die präsenter und lukrativer sind.“
Sie selbst kann mittlerweile vom Squash leben und hat in ihrer Karriere noch große Ziele vor Augen. Bei den anstehenden World Games wäre das Viertelfinale ein starkes Etappenziel, mit ein wenig Glück in der Setzliste hält sie das für möglich, vielleicht sogar mehr. In etwas fernerer Zukunft will sie aber ganz hoch hinaus: „Die Top 20 der Welt kann ich erreichen, aber warum soll ich mir Limits setzen? Ich will so hoch hinaus wie möglich, am besten als Nummer Eins der Welt.“