Witten. Den Kampf des Abends gegen den ASV Urloffen bietet Freistil-Routinier Andrei Perpelita vom KSV Witten. Warum er fast nicht angetreten wäre.
Warum denn nur sechs Minuten? Diesen schier unglaublichen Kampf hätte man sich noch viel länger anschauen können. Mehr Spektakel war einfach nicht möglich, als am Samstag beim Bundesliga-Duell zwischen dem KSV Witten 07 und dem ASV Urloffen (14:14) Andrei Perpelita eine scheinbar schon längst klar verlorene Begegnung mit fulminantem Einsatz wieder offen gestaltete.
Dabei war am Tag vor dem ersten Bundesliga-Heimkampf der Wittener in dieser Saison noch gar nicht klar, ob der 37-Jährige überhaupt würde antreten können. „Am Montag im Training ist das passiert“, erklärte der gebürtige Moldawier nach dem epischen Duell mit dem für Urloffen ringenden Franzosen Quentin Sticker, griff sich dabei an den rechten Rippenbogen und verzog offenbar noch unter Schmerzen das Gesicht.
Wittener Routinier liegt zur Pause mit 0:9 hinten
Zwei Tage lang habe er dann aufs Training in der Ostermannhalle verzichtet, wollte dem lädierten Körper ein wenig Schonung gönnen. Nach Rücksprache mit Trainer Samet Dülger, der sich zwischenzeitlich natürlich schon mit einer personellen Alternative befasste, gab Perpelita dann aber am Freitag doch grünes Licht. „Irgendwie wird das schon gehen, dachte ich mir“, so der frühere Nendinger, der in seiner Karriere schon dreimal Bronze bei einer Europameisterschaft gewonnen hatte, zuletzt 2017.
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Als der Kampf gegen den unbequemen Franzosen in der 66-Kilo-Klasse angepfiffen wurde, deutete lange nicht viel darauf hin, dass der Wittener eine reelle Chance haben würde. Trotz angezeigter Passivitäts-Verwarnung gelang Sticker ein spektakulärer Überwurf, der mit fünf Punkten belohnt wurde. Wenig später erhöhte er auf 7:0, dann auf 9:0. Der Pausenpfiff rettete Perpelita, der sichtlich angeschlagen wirkte.
Zuschauer in der Husemannhalle feuern das Freistil-Ass an
Ob es daran lag, was ihm dann Trainer Samet Dülger noch schnell an Anweisungen mit auf den Weg gab? Zumindest erlebten die knapp 300 Zuschauer in der Husemann-Sporthalle in der zweiten Hälfte des Kampfes einen ganz anderen Andrei Perpelita. Jetzt war er auf dem Vormarsch, verkürzte auf 6:9 und nahm so auch das Publikum wieder mit, das ihn lautstark unterstützte. Schließlich zählte im engen Bundesliga-Match des KSV gegen Urloffen jeder Zähler. Eine Vierer-Wertung von Sticker musste der Wittener dann schlucken - doch dieses 6:13 konnte ihn in seinem Drang nun nicht mehr bremsen.
Auch nicht die Punkte seines Rivalen, die diesen auf 17:8 wegziehen ließen. Auch wenn sich Perpelita immer wieder mal eine kleine Behandlungspause gönnen musste, sich beinahe den halben Oberkörper vom Trainer mit Eisspray einnebeln ließ - die Schlussphase gehörte ihm. Sein elf Jahre jüngerer Kontrahent wurde in die Defensive gedrängt, der KSV-Ringer kam heran auf 12:17, dann auf 16:18. Und als dem Freistil-Ass aus Moldawien dann auch das 18:18 gelang, tobte zehn Sekunden vor Schluss die Halle.
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Am Montag in Mainz wird Perpelita wohl aussetzen
„Da vergisst du dann auch deine Schmerzen. Immer wieder diese „Andrei, Andrei“-Rufe von der Tribüne - das hat mich zusätzlich angespornt. Da gibt man automatisch alles“, sprudelte es aus Publikumsliebling Perpelita heraus. „Ich ärgere mich, dass ich das nicht noch gewonnen habe. Mein Gegner hat immer wieder auch gerade dorthin gefasst, wo es bei mir wehtut, das hat er clever gemacht“, so der 37-Jährige.
Das 18:18 bedeutete einen Mannschaftszähler für den Mann aus Urloffen, weil der die höheren Wertungen erzielt hatte. Der moralische Sieg jedoch ging klar an den Wittener Routinier, der nun aber wohl erstmal etwas Erholung nötig hat und am Montag nicht mit dem KSV in Mainz antreten kann.
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