Der russische Angriff ist in vollem Gange. Annens Ukrainerin Elena Shapovalova sorgt sich um ihre Angehörigen, telefoniert viel mit der Heimat.

Mit dem Tischtennis-Zweitligisten DJK Blau-Weiß Annen reist Elena Shapovalova (42), die seit gut 20 Jahren in Deutschland lebt, am Wochenende zu Auswärtsspielen nach Sachsen und Thüringen. Dabei ist die Ukrainerin mit den Gedanken derzeit ganz bei ihren Angehörigen in Osteuropa. Nach dem Beginn der russischen Militäroffensive wurde auch ihre Heimatstadt angegriffen.

Was haben Sie bislang mitbekommen von den Geschehnissen in der Ukraine?

Ich telefoniere ständig mit meiner Mutter und mit meinem Bruder, er hat mir schon einige Handyvideos geschickt, die mich fassungslos machen. Alle dort in meiner Heimatstadt (350 Kilometer von Kiew entfernt; Anm. d. Red.) sind total fertig. Es ist schlimm, auch zu Hause bei uns in Sumy im Nordosten des Landes fallen Schüsse, Panzer rollen dort schon durch die Straßen. Ich hab’ schon gesagt, eigentlich müssten sie die Sachen zusammenpacken und womöglich fliehen - aber das ist eben nicht so einfach.

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Wie hat sich das Leben dort für die Bewohner seit dem Angriff schon verändert?

Die ganze Stadt ist mittlerweile abgesperrt, man kommt gar nicht mehr heraus. Es fahren keine Busse, keine Taxis mehr. Auch der benachbarte Flughafen ist bereits zu, ihn hat man offenbar auch schon bombardiert. Heute morgen stand meine Mutter eineinhalb Stunden in der Schlange an einem Geldautomaten, aber man kann ohnehin nur 100 Euro pro Person abheben. Die Menschen haben Angst, decken sich mit Wasser und Nahrungsmitteln ein, auch vor dem Supermarkt standen die Leute 300 Meter in einer Schlange.

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Hätten Sie damit gerechnet, dass es so schnell zu einer Offensive der Russen kommt?

Ganz sicher nicht. Zumindest habe ich gehofft, dass sich das durch Intervention des Westens noch stoppen lässt. Aber Vladimir Putin zieht sein Ding durch. So wie es aussieht, will er sich die komplette Ukraine zurückholen. Der Süden mit der Krim alleine reicht ihm nicht - seine Truppen sind ja sogar schon unterwegs in die Hauptstadt nach Kiew. Ihn kümmern auch nicht die Sanktionen des Westens. Ich habe schon viel geweint, das nimmt mich alles sehr mit. Jetzt können wir einfach nur noch abwarten und hoffen.