Budapest (H). Die SU Annen hat jetzt einen waschechten Judo-Weltmeister: Der Belgier Matthias Cassé aus dem Erstliga-Team der Wittener holt Gold in Budapest.

Die Sport-Union Annen hat einen frischgebackenen Judo-Weltmeister in ihren Reihen. Der Belgier Matthias Cassé, der seit ein paar Jahren zuverlässig für die Bundesliga-Mannschaft aus der Ruhrstadt auf die Matte geht, holte sich bei der WM in Budapest Gold in der 81-Kilogramm-Kategorie.

„Was er da gezeigt hat, das war mehr als sensationell“, jubelte auch SUA-Trainer Marcel Haupt, der sich die Kämpfe via Livestream angeschaut hatte und ganz begeistert war von den Auftritten des jungen Belgiers. „Man darf ja nicht vergessen, dass Matthias erst 24 ist. Daher ist dieser Erfolg absolut aller Ehren wert, den hat er sich mit der harten Arbeit der letzten Jahre verdient.“ Vor allem taktisch habe der Weltranglistenerste, der nach seinem Gewinn nun auch für die Olympischen Spiele zu den Medaillenkandidaten zählen wird, einen großen Schritt nach vorne gemacht. „Matthias verfolgt da immer einen klaren Matchplan, zieht sein Ding ganz clever durch“, so Haupt.

Finale gegen den Georgier Grigalashvili im „Golden Score“ entschieden

In Budapest hatte Matthias Cassé einen durchaus steinigen Weg in Richtung Finale. Schon in den ersten beiden Runden forderten der Ukrainer Hievorh Manukian und der Ungar Benedek Toth seine volle Achtsamkeit. Den Brasilianer Eduardo Yudy Santos schaltete der SUA-Erstliga-Judoka vorzeitig mit einem Ippon aus. Zum Abschluss der Vorrunde gab’s dann im Viertelfinale das Duell mit dem Japaner Sotaro Fuiwara, immerhin schon WM-Zweiter 2018. „Nicht der Beste seines Landes, aber in Japan herrscht auch in dieser Gewichtsklasse eine brutale Qualität vor“, so die Einschätzung Haupts. Auch hier aber hatte Cassé den richtigen Dreh ‘raus, schaltete seinen Kontrahenten aus. Ebenso wie den unbequemen Usbeken Sharofiddin Boltaboev, den er auf den Rücken warf.

Endlich am Ziel: Nachdem es bei der letzten WM in Tokio „nur“ zu Silber für ihn gereicht hatte, startete Belgiens Matthias Cassé (SU Annen) nun in Budapest richtig durch und holte seinen ersten Titel bei einer Weltmeisterschaft.
Endlich am Ziel: Nachdem es bei der letzten WM in Tokio „nur“ zu Silber für ihn gereicht hatte, startete Belgiens Matthias Cassé (SU Annen) nun in Budapest richtig durch und holte seinen ersten Titel bei einer Weltmeisterschaft. © AFP | ATTILA KISBENEDEK

Im WM-Finale ging es dann gegen den Georgier Tato Grigalashvili, gegen den Cassé in die Verlängerung musste. Nach rund sieben Minuten Kampfzeit aber gelang ihm eine Aushebetechnik zum erhofften Sieg - der Rest war pure Freude bei dem 24-Jährigen. „Wichtig wird für ihn, dass er jetzt bis zu Olympia die Spannung hoch hält. In Tokio wird dann auch die Auslosung eine wichtige Rolle spielen“, wie Marcel Haupt mutmaßt.

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Den Tipp zur Verpflichtung von Cassé kam von einem Landsmann

Die SU Annen wurde seinerzeit durch einen Tipp von Cassés Landsmann Dirk van Tichelt (Olympia-Dritter 2016 in Rio de Janeiro) auf den hochveranlagten Judoka aufmerksam. Haupt: „Damals hat er noch in Erlangen gekämpft. Auch menschlich passt er prima zu uns. Ich bin sicher, dass er auch weiter in der Liga für die SUA kämpfen wird.“ Ihm sei schon damals klar gewesen, dass der Belgier früher oder später den Durchbruch in Richtung Weltspitze schaffen würde. Jetzt hat er sein erstes WM-Gold gewonnen - und große Teile seiner Karriere dürften noch vor dem sympathischen 24-Jährigen liegen.

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„Ich wusste, wenn ich den Titel holen würde, wäre ich der Erste, und es war ein Ziel für mich seit der letzten Weltmeisterschaft in Tokio, wo ich im Finale verloren hatte“, so Matthias Cassé. „Es fühlt sich unglaublich an, hier Gold zu gewinnen, im letzten Wettkampf vor den Spielen, das ist super schön.“

Am morgigen Freitag (11. Juni) ist in der 100-kg-Klasse ein weiterer internationaler Starter der SU Annen im Einsatz. Der Niederländer Simeon Catharina könnte schon in Runde zwei auf Mitfavorit Varlam Liparteliani aus Georgien treffen. „Ein brutales Los, aber Simeon kann jeden hinwerfen“, glaubt SUA-Coach Marcel Haupt auch dort an eine zumindest kleine Chance.