Kienbaum. Unverhofft greift sich Anabel Knoll (SG Triathlon Witten) die Olympia-Qualifikation. Auch Justus Nieschlag bekommt einen der Plätze für Tokio.

Wozu noch drei weitere Jahre warten, um am größten Sportereignis der Welt teilzunehmen? Anabel Knoll, Nationalkader-Athletin in Diensten des Bundesligisten SG Triathlon Witten, packte die Möglichkeit am Schopfe und qualifizierte sich für die Olympischen Spiele in diesem Sommer in Tokio. Im Trainingszentrum in Kienbaum (Brandenburg) ließ sie ihre sieben Konkurrenten hinter sich und schnappte sich das Ticket für Japan. Bei den Männern gelang dies dem Hildesheimer Justus Nieschlag.

Diese beiden Triathleten werden nun gemeinsam mit Jonas Schomburg und Laura Lindemann das vierköpfige DTU-Team für Tokio bilden, welches dort sowohl im Einzelwettbewerb als auch im neu geschaffenen Mixed Relay als Staffel an den Start gehen wird. Da die sportliche Leitung der Deutschen Triathlon-Union (DTU) das Augenmerk vor allem auf den Teamsprint gelegt hatte, bei dem man sich durchaus Medaillenchancen ausrechnet, wurde bei der Qualifikation am Mittwoch mit 13 Aktiven auch ein Supersprint über 300 Meter Schwimmen, 6,8 Kilometer Radfahren und 1,9 Kilometer Laufen ausgetragen.

Nach der Radstrecke ganz selbstkritisch

Anabel Knoll ging mit der Startnummer elf als sechste Frau ins Rennen. Die 25-Jährige überzeugte mit der schnellsten Schwimm- und Laufzeit sowie der zweitschnellsten Radzeit. Nach 21:53,06 Minuten überquerte die Ingolstädterin ausgepumpt, aber überglücklich die Ziellinie. Sie war damit 13 Sekunden schneller als die Zweitplatzierte Lena Meißner (Saarbrücken/22:06,02). Auf Platz drei landete Nina Eim (Potsdam/22:10,11).

Mit der besten Laufzeit des achtköpfigen Damenfeldes entschied Anabel Knoll das Rennen zu ihren Gunsten.  
Mit der besten Laufzeit des achtköpfigen Damenfeldes entschied Anabel Knoll das Rennen zu ihren Gunsten.   © © Petko Beier / petkobeier.de | Petko Beier

„Ich kann das noch immer nicht so wirklich glauben“, kämpfte die Triathletin, die nun vor ihrer ersten Olympia-Teilnahme steht, mit den Emotionen. „Während des Rennens hatte ich gar nicht mal so ein gutes Gefühl“, gab Knoll zu. Das Schwimmen habe sich eher schwerfällig angefühlt. „Dabei habe ich einfach nur versucht, konstant mein Tempo zu schwimmen“, sagte die 25-Jährige. Noch eine Spur selbstkritischer war sie in Bezug auf ihre Radleistung. „Da habe ich zwischendurch schon kleinere Fehler gemacht.“ Sonderlich ausgewirkt haben sich die aber nicht - nur eine der Kontrahentinnen war da schneller. Da die Wechsel ganz ordentlich funktionierten, obwohl Knoll nach dem Schwimmen etwas Zeit brauchte, aus dem Neoprenanzug zu kommen („wegen des zweiten Chips, den wir tragen mussten“), fiel die Entscheidung also auf der Laufstrecke - und dort zündete Anabel Knoll den Turbo, distanzierte den Rest der Konkurrenz.

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Knoll startet für Witten zum Bundesliga-Auftakt in Berlin

„Eigentlich bin ich nicht so der Sprintertyp. Aber vielleicht war es wirklich von Vorteil, dass ich mir vorab gar keinen so großen Druck gemacht habe.“ Im Ziel bekam sie dann erst gar nicht mit, wie gut es wirklich für sie lief. „Dann kamen aber nur noch zwei weitere Starterinnen - und als auch Lisa Tertsch hinter mir landete, war mir dann klar, dass es gereicht hat“, so Knoll. Jetzt werde sie erstmal einen Trainingsblock einlegen, dann zum Erstligastart in Berlin (5./6. Juni) antreten und danach beim Supersprint in Kitzbühel vermutlich mit dem Olympia-Quartett schon mal die Generalprobe für Tokio in Angriff nehmen. Auf den Europacup in Portugal hingegen wird Anabel Knoll verzichten.

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Zweitbeste Starterin aus dem Wittener Bundesliga-Kader war als Vierte Marlene Gomez-Islinger (22:19 min.), die natürlich ein wenig geknickt war ob der vergebenen Olympia-Chance. „Das war ja vorher klar: Eine von uns wird sich freuen, sieben werden traurig sein“, so Gomez-Islinger, die beim Schwimmen passabel startete, am Ende einen flotten Lauf hinlegte. „Ich denke, das Problem war heute das Radfahren. Ich kann auf einer so ebenen Strecke keine so hohen Wattzahlen drücken“, so die 28-Jährige, die dennoch „ganz zufrieden“ mit ihrem Wettkampf war. „Es war nun mal ein undankbares Format. Aber so ist der Sport, manchmal ist er gnadenlos.“

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Knapp und Pohle landen im geschlagenen Feld

Hinter ihr landeten ihre Teamkolleginnen Anja Knapp (22:45 min.), für die es wohl die letzte Chance war, an Olympischen Spielen teilzunehmen, und Caroline Pohle (22:47) als Siebte und Achte am Ende des Klassements - noch hinter den Rivalinnen Lisa Tertsch und Annika Koch. Der Rückstand auf die Spitze war schon beträchtlich.

Bei den Männern machte Justus Nieschlag das Rennen, absolvierte die Super-Sprintdistanz in 19:25,22 Minuten. Damit war er zwölf Sekunden schneller als Jonas Breinlinger (19:37,25) auf Rang zwei und 17 Sekunden schneller als Tim Hellwig auf Rang drei. Als Ersatzstarter wird die DTU Jonas Breinlinger und Lena Meißner für das Großereignis in Japan nominieren.