Witten. Die SG Triathlon Witten hat sich für die nächste Saison u. a. mit Caroline Pohle verstärkt. Ihr großes Ziel ist ein Olympia-Startplatz.
Man könnte sie beinahe als Spätstarterin in Sachen Triathlon bezeichnen. Doch dass Caroline Pohle erst vor knapp vier Jahren zu den Dreikämpfern umgestiegen ist, war für die Leipzigerin kein Hindernis, um danach nicht doch kräftig durchstarten zu können. Inzwischen ist die heute 25-Jährige längst in der nationalen Spitze angekommen und will künftig auch mit der SG Triathlon Witten in der Bundesliga erfolgreich sein.
Ursprünglich war Pohle Schwimmerin - und das mit durchaus nennenswerten Erfolgen. Als Schülerin des Leipziger Sportgymnasiums trainierte sie in Sachsen auch am dortigen Leistungsstützpunkt. "Aber irgendwann", sagt die Sportlerin, "hatte ich ich die Nase voll vom ewigen Kachelzählen." Da sie parallel zu einigen Triathleten trainierte und die auch zu ihren Mitschülern in der Jahrgangsstufe gehörten, entstand so der erste zarte Kontakt zu der trainingsintensiven Ausdauer-Sportart. Wobei Caroline Pohle durchaus beste Voraussetzungen mitbrachte: "Mein Vater hat früher Leichtathletik gemacht, dann auch als Trainer gearbeiten. Und mein Großvater war ein ganz guter Radsportler", berichtet die Leipzigerin.
Vize-Europameisterin mit der deutschen Mixed-Staffel
So entschloss sie sich zu einem Tapetenwechsel noch vor dem Abitur. "Und das erste Probetraining bei den Triathleten ist auch ganz gut gelaufen", erinnert sich die junge Frau. Von den Grundlagen her brachte sie ohnehin eine Menge mit. Als Pohle dann die ersten erfolgreichen Schritte in ihrer neuen Sportart gemacht hatte, schloss sie sich dem Bundesliga-Team aus Krefeld um Trainer Guido Pesch an.
2019 gelang Caroline Pohle dann bereits der Durchbruch in die erweiterte Triathlon-Weltspitze. Sie entschied den DTU-Leistungstest zu Beginn des Jahres gegen starke Konkurrenz für sich, gewann später den Continental-Cup in Yasmine, wurde Vize-Europameisterin mit der deutschen Mixed-Staffel und durfte in Hamburg an ihrem ersten WM-Rennen teilnehmen - "auch wenn es da nicht so gut für mich lief", so Pohle selbstkritisch. Doch bald darauf entschädigte Platz drei beim Weltcup in Karlsbad für diesen kleinen sportlichen Rückschlag.
Lehrreiches Jahr 2020 - "bin jetzt viel gelassener"
Und die Saison 2020, die aufgrund der Corona-Pandemie ja auch ziemlich unbefriedigend für die deutschen Triathleten verlief? "Für mich war das insgesamt zum Ende hin ein durchaus lehrreiches Jahr. Da war durchaus nicht alles schlecht", sagt Pohle nachdenklich. "Ich weiß jetzt sehr genau, was ich will und was nicht, bin in vieler Hinsicht viel gelassener."
Sie habe sich eine Menge Gedanken gemacht über das, was sie bei sich und in ihrem Umfeld ändern möchte. In der jüngeren Vergangenheit hat sie des Öfteren mit Trainerwechseln klarkommen müssen, pendelte oft hin und her zwischen Leipzig und Potsdam. Das soll in Zukunft anders laufen. "Ich benötige da einfach mehr Routine", sagt die 25-jährige angehende Grundschullehrerin (Schwerpunkte: Sport, Deutsch, Mathematik), die zudem auch als Reha-Trainerin arbeitet. Aktuell wird sie von Daniel Fleckenstein trainiert - bislang ist die Zusammenarbeit mit dem erfahrenen Laufcoach recht fruchtbar.
Aus Witten kamen schon des Öfteren Anfragen von Thomas Fehrs
In Sachen Training kann sich die Nationalkader-Athletin am Stützpunkt in Leipzig über die Bedingungen nicht beklagen. "Die Schwimmhalle hier ist fast immer geöffnet, dazu gibt's hier noch eine Halle mit Kraftraum", so Pohle. Die meisten Einheiten absolviert sie alleine, aktuell hat sie aber Besuch von ihrer künftigen Wittener Teamkollegin Anja Knapp. Warum es Caroline Pohle nach der durchaus erfolgreichen Zeit in Krefeld zum Konkurrenten nach Witten zog? "Anfragen vom Club hatte ich ja schon 2019 und auch im vergangenen Jahr", so Pohle über mehrfache Telefonate mit Teamchef Thomas Fehrs.
"Da Krefeld sich inzwischen aus der Bundesliga zurückgezogen hat, habe ich diesmal Ja gesagt. Mir gefällt das Konzept des Vereins, dort sind viele deutsche Mädels zusammen. Und sportlich haben wir sicherlich gute Chancen, es Buschhütten im Rennen um den Titel ganz schwer zu machen", sagt Pohle. "Ich hoffe sehr, dass es eine Saison 2021 geben wird. Die Bundesliga ist ein tolles Format, mit viel Tempo. Wobei ich ja eigentlich nicht so der Sprintertyp bin", so die 25-Jährige augenzwinkernd. "Ich bin mehr so der Dieseltyp für die längere olympische Distanz."
Balance zwischen Umfang und Intensität muss stimmen
Was ihre persönlichen Ziele anbelangt, so macht Caroline Pohle keinen Hehl daraus, dass sie sich unbedingt für die Olympischen Spiele in Tokio qualifizieren möchte. "Das ist mein größter Traum. Ich bin dort ja schon einmal bei einem WM-Rennen gestartet, habe gute Erinnerungen daran." Hinter den drei Athletinnen aus dem DTU-Olympiakader (Anja Knapp, Laura Lindemann und Nina Eim) zählt Pohle neben Clubkollegin Marlene Gomez-Islinger, Lena Meißner und Lisa Tertsch zu den aussichtsreichsten Kandidatinnen für Tokio. Bislang hatte Caroline Pohle Glück, blieb von schwerwiegenden Verletzungen weitgehend verschont, kann also in 2021 voll durchstarten.
Worin sie sich noch verbessern müsse? "Ich bin sicher nicht so der Wechselkönig. Da läuft es bei mir entweder richtig gut oder eher zäh", berichtet die Leipzigerin. Auch in Sachen Laufen sei bei ihr noch Luft nach oben - daran arbeitet sie aber akribisch mit ihrem Coach. Und Kilometer um Kilometer abreißen lässt sich ja auch trotz Corona. "Wichtig ist, dass die Balance zwischen Umfang und Intensität stimmt. Ich hätte aber nie gedacht, dass mir die Triathlon-Wettkämpfe so fehlen würden", sagt die Neu-Wittenerin, für die es im kommenden Monat eventuell nach Fuerteventura ins Trainingslager geht. Dort dürften die Temperaturen dann allemal angenehmer sei als aktuell im kalten sächsischen Winter.
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