Nürnberg/Witten. Wittener Triathlon-Quartett hofft auf einen Startplatz bei Olympia in Tokio. Entscheidung fällt beim Supersprint-Rennen am Mittwoch in Kienbaum.
Dieser Auftritt hat Mut gemacht. Mit einem couragierten Rennen beim Triathlon-Europacup hat sich Anabel Knoll (SG Triathlon Witten) im italienischen Caorle nicht nur einen respektablen vierten Platz für ihre Vita erkämpft, sondern zugleich auch das nötige Selbstvertrauen, um am Mittwoch (ab 10.30 Uhr) bei der nationalen Qualifikation für die Olympischen Spiele aufzutrumpfen. In Kienbaum sind noch zwei Tickets für Tokio zu vergeben – je eines bei den Frauen und bei den Männern.
Zwei DTU-Starter sind bereits fix: Laura Lindemann (Potsdam) hat ihren Platz für die Spiele in Japan ebenso sicher wie der Ex-Wittener Jonas Schomburg (Hannover). Diese beiden Nationalkader-Triathleten, die beim Testwettkampf in Tokio 2019 unter den ersten Zehn landeten und damit ihre Qualifikation geschafft haben, können sich am Mittwoch ganz entspannt zurücklehnen und zuschauen, was ihre Teamkollegen beim Ausscheidungs-Wettbewerb in Brandenburg so abliefern.
Acht Frauen und fünf Männer wetteifern um Platz im Tokio-Aufgebot
„Ich mache mir vor diesem Rennen überhaupt nicht viel Druck. Meine Planung war nicht ausgelegt für einen Start schon bei diesen Olympischen Spielen“, sagt die 25-jährige Anabel Knoll, die sich am Stützpunkt in Nürnberg fit macht für die weitere Saison. Dass das größte Sportereignis der Welt im vergangenen Jahr aufgrund der Corona-Pandemie um zwölf Monate nach hinten geschoben wurde, eröffnet nun aber auch für die groß gewachsene Triathletin eine ungeahnte Möglichkeit. „Die Chancen sind für uns alle gleich. Ich werde jedenfalls mein Bestes geben – mal schauen, was dabei herauskommt“, sagt Anabel Knoll, die weiterhin für das erfolgshungrige Wittener Bundesliga-Team starten wird.
Die Wahrscheinlichkeit, dass neben Laura Lindemann im Juli eine Wittener Athletin mit im Flieger gen Asien sitzen wird, ist dabei durchaus respektabel. Denn von den insgesamt acht DTU-Frauen, die in Kienbaum am Mittwoch ihr Glück versuchen werden, gehören gleich vier zum Aufgebot des Vereins aus der Ruhrstadt. Neben Anabel Knoll sind dies auch Anja Knapp, Caroline Pohle und Marlene Gomez-Islinger. Sie werden versuchen, ihre Rivalinnen Lena Meißner, Lisa Tertsch, Annika Koch und Nina Eim hinter sich zu lassen. Bei den Männern werden dagegen fünf Nationalmannschafts-Athleten mit dem gleichen Ziel an den Start gehen. „Bei der Kürze der jeweiligen Distanzen werden wahrscheinlich zwei Dinge ausschlaggebend sein: das Radfahren und die Wechsel“, mutmaßt Knoll. Zu absolvieren sind 300 Meter Schwimmen, 6,8 Kilometer Radfahren und 1,9 Kilometer Laufen. Gestartet wird einzeln im jeweils zweiminütigen Abstand. Den Auftakt machen die Männer, die Frauen sind ab 10.40 Uhr an der Reihe – hier wird Marlene Gomez-Islinger als Erste losschwimmen.
Beim Europacup in Italien mit Platz vier Selbstvertrauen getankt
„Ich habe die Wechsel extra noch mal trainiert. Wichtig wird sein, da vor allem die Ruhe zu bewahren. Ich bin da zumindest noch ganz gelassen“, sagt die 25-jährige Anabel Knoll. Beim Europacup in Italien verhunzte sie zwar das Schwimmen („da hab’ ich den Start verpasst – und der Wellengang war auch nicht meins“), doch mit der besten Radzeit des gesamten Feldes arbeitete sie sich zwischendurch auf Platz eins nach vorne. Beim Laufen verlor Knoll letztlich die entscheidenden zehn Sekunden, Siegerin wurde Lena Meißner, die auch am Mittwochmorgen die Favoritenbürde inne haben dürfte.
Mit ihrem Abschneiden war die Ingolstädterin dennoch zufrieden. Immerhin war es für sie der erste Triathlon-Wettkampf seit dem Bundesliga-Rennen in Saarbrücken – bei dem sie Platz zwei belegte – im vorigen September. Immer wieder hatte Knoll in der Vergangenheit mit Verletzungen zu kämpfen. Drei Mittelfußbrüche binnen drei Jahren warfen sie immer weit zurück, doch sie kämpfte sich wieder heran. „Ich hoffe, das habe ich jetzt endlich hinter mir gelassen. Das Ergebnis aus Italien war ganz wichtig für den Kopf“, so Knoll, die als Fernziel immer Olympia 2024 in Paris genannt hatte.
Knoll geht ganz entspannt an das Rennen heran
Ob es für die Wittener Bundesliga-Starterin jetzt schon für Tokio reicht? „Ich weiß, dass einige vor diesem Wettkampf schon recht nervös sind. Vielleicht ist es ja für mich ein kleiner Vorteil, dass ich das ganz locker angehen kann“, sagt Anabel Knoll. Sie schätzt, dass in Kienbaum durchaus eine DTU-Triathletin das goldene Los ziehen kann, mit der man vorab gar nicht rechnet.
„Ich bin zum Europacup nach Italien gefahren, um überhaupt mal einschätzen zu können, wo ich mit meiner Leistung gerade stehe“, sagt Knoll. Dass es mit dem Schwimmen dort suboptimal lief, hat sie längst abgehakt – auf zusätzliche Schwimmeinheiten hat sie verzichtet. „Normalerweise komme ich damit ja ganz gut klar“ – ebenso mit dem Radfahren, was sie für die übrigen sieben Athletinnen zu einer durchaus ernstzunehmenden Rivalin macht. Denn eines ist klar: Sollte sich am Mittwoch in Kienbaum für Anabel Knoll die Chance eröffnen, nach dem Tokio-Ticket zu greifen – sie wird sich gewiss nicht dagegen wehren.