Witten. Kindern und Jugendlichen fehlt seit langem das Training, der Wettkampfsport. Verantwortliche der Wittener Klubs sehen darin erhebliche Probleme.

Ein Jahr lang mussten Jugendliche fast durchgängig auf den Vereinssport verzichten. Seit einigen Wochen dürfen immerhin Kinder bis 14 Jahren wieder auf die Sportanlagen unter freiem Himmel. In den Wittener Clubs hat man die Lockerungen so gut wie möglich genutzt, selbst in Sportarten, die sonst nur in Hallen stattfinden.

Für Peter Dekowski wäre es höchste Zeit, dass die Kinder wieder zusammen Sport treiben können. Der Sportwart der Turner des TuS Stockum hatte nachlassende Motivation bei den jungen Sportlern festgestellt: „Anfangs waren die Teilnehmerzahlen bei den Online-Trainingsstunden noch sehr hoch. Doch dann stellten sich Frustration und Müdigkeit ein, und diese Angebote wurden nicht mehr wahrgenommen.“ Zudem hatte er psychische Veränderungen bei den Kindern festgestellt: „Sie haben sich zurückgezogen. Ich bin sicher, dass die Corona-Krise große mentale Schäden hinterlassen wird.“

Trotz Hygienekonzept keine Erlaubnis für Hallentraining

Seit der Lockerung treffen sich die jungen Turner wieder, auch wenn die Hallen noch geschlossen sind. Dekowski unternimmt mit den Kindern u. a. Fahrradtouren: „Zudem spielen wir auf dem Feld neben der Stockumer Turnhalle Fußball.“ Er ist sich aber sicher, dass das nicht der Weisheit letzter Schluss sein kann: „Die Kinder wollen Leistungen erbringen und sich mit anderen messen. Wir brauchen wieder Wettkämpfe und so schnell wie möglich eine Rückkehr in die Normalität.“ Zudem versteht er nicht, warum die Hallen noch geschlossen sind: „Wir können immer noch das Hygienekonzept vorweisen, das es uns im vorigen Jahr erlaubt hat, ein Hallentraining durchzuführen. Ich weiß nicht, warum das auf einmal nicht mehr geht.“

Auch die C-Jugend-Handballer des TuS Bommern (hier Bennet Schober, li.) können es kaum erwarten, endlich mal wieder in die Halle zu dürfen, um ihrem Sport nachzugehen.
Auch die C-Jugend-Handballer des TuS Bommern (hier Bennet Schober, li.) können es kaum erwarten, endlich mal wieder in die Halle zu dürfen, um ihrem Sport nachzugehen. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Die Nachwuchs-Fußballer des SV Herbede sind seit dem 8. März wieder auf dem Platz: „Wir durften ja in Gruppen mit 20 Kindern trainieren“, sagt Jugendgeschäftsführerin Daniela Kortengräber. Die Reaktion der Kicker beim ersten Training sei umwerfend gewesen: „Die waren alle Feuer und Flamme und so froh, wieder auf dem Platz zu sein.“ Dabei ging es nicht nur um den Fußball: „Sie waren so glücklich, endlich wieder mit ihren Freunden zusammen zu sein.“ Kortengräber sieht ohnehin Widersprüche bei den Corona-Regeln: „Ich verstehe nicht, warum Kinder zusammen in einem Klassenraum sein dürfen, aber der Sport unter freiem Himmel nicht erlaubt ist.“

Turnier-Reise der Handballjugend abgesagt

Stefan Westphal, der sich für die Jugend-Handballer des TuS Bommern verantwortlich zeichnet, nutzte in den letzten Monaten wie viele andere auch die Möglichkeit, die Kinder und Jugendlichen online bei der Stange zu halten: „Das wird aber von Lockdown zu Lockdown schwieriger. Trainer und auch Jugendliche haben das Gefühl, dass da einfach nichts kommt, was uns hilft.“ Hinzu kommen oft moralische Tiefschläge: „Wir waren immer zu Gast bei den Handball-Days in Lübeck. Das Turnier im Juni findet aber nun schon zum zweiten Mal nicht statt.“ Westphal, der die weibliche B- und C-Jugend des Vereins trainiert, hofft nun auf besseres Wetter: „Bislang haben wir wegen der Nässe und Kälte nichts draußen gemacht. Außerdem waren einige Eltern skeptisch, ob die Sicherheit gegeben war.“ Trotz der einjährigen Zwangspause seien die Mitgliederzahlen nicht zurückgegangen: „Es wird für uns aber immer schwerer, Betreuer für die Mannschaften zu finden. Die Bereitschaft der Erwachsenen, sich zu engagieren, hat augenscheinlich nachgelassen.“

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Fragwürdige Altersgrenze für die Leichtathleten

Die Wittener Leichtathleten sind mit den jungen Jahrgängen schon seit einigen Wochen im Training. Patrick Berg, Geschäftsführer der DJK Blau-Weiß Annen und zudem Fachschaftsvorsitzender der Wittener Leichtathleten, erklärt: „Wir durften mit 20-er-Gruppen mit je zwei Betreuern trainieren. Nach der letzten Verordnung ist die Gruppengröße auf zehn beschränkt. Wir können aber immer mit mehreren Gruppen gleichzeitig auf den Platz.“ Momentan ist aber nur die U 14 draußen aktiv, die jüngeren Jahrgänge sollen nun nach Ostern folgen: „Die älteren Jahrgänge befinden sich im Einzeltraining. Die fragen sich aber auch, warum es diese Altersgrenze gibt.“

Zumindest hat Berg keine Mitglieder-Rückgänge zu beklagen: „Es gibt aber auch keine Neuanmeldungen – die kamen sonst immer im Frühjahr.“ Berg findet es bedauerlich, dass es erst einmal nur beim Training bleibt: „Die Athleten wollen sich gerne in Wettkämpfen messen. Leider wird es die wohl auch noch im Mai nicht geben.“