Witten. Verantwortliche der Wittener Fußballclubs sorgen sich um die Kicker-Talente. „Kinder sitzen zu Hause und weinen“, weiß Herbedes Jugendleiterin.
Für die heimischen Fußball-Jugendteams ist der „Lockdown“ ein leidiges Thema. Im Gespräch mit dieser Redaktion merkt man den Jugendleitern vom SV Herbede , des TuS Stockum und von TuRa Rüdinghausen an: Die Entscheidung der Regierung, den Sportbetrieb für den Monat November aufgrund der Corona-Pandemie ruhen zu lassen, ist überhaupt nicht nach ihrem Geschmack.
Und schon gar nicht nach dem Geschmack der vielen Kinder und Jugendlichen, die in zahlreichen Junioren-Mannschaften für die Vereine am Spielbetrieb teilnehmen sollten. Daniela Kortengräber, Jugendleiterin des SV Herbede, stellt in erster Linie fest, dass vor allem „die Jüngsten unter den neuen Vorschriften leiden.“ Aus Gesprächen mit den Eltern der Nachwuchs-Fußballer ginge laut Kortengräber in erster Linie hervor, dass die Kinder in den heimischen vier Wänden sitzen und todunglücklich über den Umstand sind, dass sie nicht auf den Fußballplatz dürfen. „Herbede ist ja nun mal ein Dorf, da trifft man immer wieder Eltern von Jugendspielern, die mir dann davon erzählen, dass ihre Kinder zu Hause sitzen und weinen. Einfach, weil sie so traurig darüber sind, dass sie nach der Schule nicht wie gewohnt Fußball spielen dürfen.“
Kortengräber hofft, dass Kinder bald wieder auf den Platz dürfen
Schwierig sei es vor allem, den Kindern verständlich zu machen, warum sie derzeit in die Schule gehen dürfen, es jedoch keine Möglichkeit gibt, dem liebsten Hobby nachzugehen . „Da kommt man natürlich in Schwierigkeiten, weil man nicht weiß, wie man das erklären soll“, erklärt Kortengräber. Für die kommenden Wochen erhofft sich die Herbeder Jugendleiterin, „dass die Kinder wieder auf den Platz können, das ist ganz wichtig. Und ich denke, dass man das auch irgendwie hinbekommen kann. Selbst, wenn wir nur in Gruppen von fünf oder zehn Kindern miteinander trainieren: Hauptsache, wir dürfen wieder auf den Platz. Klar müssen und werden wir auch weiterhin vorsichtig bleiben und uns an die Vorgaben halten, das steht an erster Stelle. Aber ich denke, dass wir den Kindern nicht zumuten können, jetzt noch weitere Wochen und Monate auf den Sport zu verzichten.“
Auch ein mögliches Szenario als Alternative schlägt die Jugendleiterin des SVH vor: „Man könnte die Kabinen ja weiterhin geschlossen halten. Ein offizieller Spielbetrieb muss auch nicht sein. Wichtig wäre nur, dass man wenigstens für ein oder zwei mal in der Woche trainieren kann .“
Stockums Reicherz: Absage der Hallensaison schmerzt
Auch Gerhard Reicherz, der seit mehreren Jahren die Jugendabteilung des TuS Stockum leitet, kann Kortengräber da nur beipflichten: „Den Jungs juckt es in den Füßen, das ist klar. Der Trainings- und Spielbetrieb fehlt den Jungs einfach“, stellt er fest. Vor allem die Absage der Hallensaison wiegt in der Stockumer Jugendkasse besonders schwer: „ Wir hätten in diesem Jahr die Stadtmeisterschaften ausgerichtet. Die Absage des Turniers tut uns schon sehr weh, weil die Einnahmen einfach fehlen werden “, macht Reicherz deutlich. Perspektivisch wünscht sich der Stockumer Jugendleiter eine Wiedereröffnung der Sportanlagen, um den Kindern immerhin an der frischen Luft die Möglichkeit zu geben, sich nach der Schule auszutoben.
„Ich glaube, dass die Gefahr einer Infektion beim Sporttreiben an der frischen Luft nicht so hoch ist. Daher würde ich es für sinnvoll halten, den Trainingsbetrieb im Freien wieder möglich zu machen. Das wäre ganz wichtig, vor allem für die Spieler bis zur E-Jugend“, erklärt er.
Spieltags-Einnahmen fehlen den Wittener Vereinen
Bei TuRa Rüdinghausen hat man bezüglich der zeitnahen Wiedereröffnung der Sportplätze für den Trainingsbetrieb eine etwas andere Auffassung. Jugendleiter Lothar Fischer hielte eine Aufnahme des Trainingsbetriebs an der Brunebecker Straße in den kommenden Wochen für „wenig vernünftig.“ Vor allem die hohen Fallzahlen treiben dem TuRa-Verantwortlichen Sorgenfalten auf die Stirn: „Ich glaube nicht, dass man angesichts des Infektionsgeschehens in diesem Jahr noch mal zurück auf den Fußballplatz darf. So traurig und schade das für die Kinder natürlich ist, aber da sehe ich kurzfristig ehrlich gesagt keine Möglichkeit“, stellt er klar. In Rüdinghausen habe man sich in den vergangenen Monaten zwar „vorbildlich“ an die Hygienemaßnahmen gehalten, jedoch kann nach Fischers Meinung diese Sorgfalt die weitere Verbreitung des Virus’ nicht eindämmen. „Das Vernünftigste wäre es, den Trainingsbetrieb für dieses Jahr ruhen zu lassen. Damit ist allen am meisten geholfen. Was dann im neuen Jahr passiert, muss man abwarten.“
Die Situation für die Nachwuchs-Fußballer aus Rüdinghausen ist auch aus finanzieller Hinsicht bedrohlich: „Uns fehlen einfach die Einnahmen von den Spieltagen. Da kam doch schon der eine oder andere Euro in die Kasse. Man muss aber auch sagen, dass wir im Vergleich zu anderen Vereinen noch Glück haben. Wir klagen nicht über Austritts-Wellen, und die Trainer haben auf ihre Aufwandsentschädigungen verzichtet. Ohne diesen Zusammenhalt könnte es schon eng werden“, macht Lothar Fischer die Lage deutlich.
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