Herbede. Nach der Sperrung der Horst-Schwartz-Sporthalle steht der HSV Herbede weiterhin vor gewaltigen Problemen. Der Clubchef malt ein düsteres Bild.
Warme Worte haben sie mittlerweile genug gehört beim HSV Herbede - doch die Grenze des Erträglichen ist so gut wie überschritten. Noch immer wartet der Club, der nach der Bekanntgabe des unvermeidlichen Abrisses der Horst-Schwartz-Sporthalle ohne sportliche Heimat dasteht, auf klare Bekenntnisse seitens der Stadtverwaltung. „Wir sind maßlos enttäuscht“, gab jetzt Vorsitzender Andreas Hake nach der jüngsten Fachschaftssitzung zu Protokoll.
Denn nach der Zusammenkunft der einzelnen Clubs samt Vertretern des Stadtsportverbandes (SSV) ist der Handball-Sportverein so schlau wie zuvor. „Vor acht Wochen schon haben wir alle Details mit den Verantwortlichen besprochen und ihnen unsere Situation klargemacht. Mit den derzeit zwei Trainingsterminen unter der Woche kommen wir hinten und vorne nicht aus“, sagt Clubchef Andreas Hake. Für ihn und Vorstandskollege Johannes Apel war die Fachschaftssitzung ein Schlag ins Wasser und allein dazu angetan, den Frust bei den Herbedern noch zu vergrößern. „Es ist nicht ein einziger Lösungsvorschlag gemacht worden. Dabei wäre eigentlich Zeit genug gewesen“, so Hake.
HSV Herbede ist auf Solidarität der anderen Vereine angewiesen
Was ihn verzweifeln lässt: „Man verlässt sich beim SSV ganz auf die Solidarität unter den Vereinen. Aber die anderen haben ja auch nicht gerade die Masse an Trainingszeiten zur Verfügung.“ Der HSV-Vorsitzende bemängelt: „Niemand will eine unpopuläre Entscheidung treffen. Gerade jetzt kurz vor der Kommunalwahl - dabei war noch nicht mal ein Lokalpolitiker bei der Sitzung dabei.“ Die einzige Chance, das Ungleichgewicht auszuräumen, läge für ihn darin, anderen Clubs Zeiten zugunsten der HSV-Sportler wegzunehmen.
Dem Stadtsportverband ist die missliche Lage des HSV durchaus bewusst. Mitarbeiterin Agnetha Peters sagt dazu: „Wir wissen, dass die Lage für den Verein nicht optimal ist. Wir versuchen derzeit, entsprechende Möglichkeiten zu schaffen. Entweder wir verlängern Trainingszeiten oder schieben woanders etwas, um Freiräume zu bekommen.“ Noch stecke man mit Wittener Vereinen in Gesprächen, wie das Problem zu lösen sei. „Wir platzen aus allen Nähten. Die Stadt bräuchte dringend weitere Sporthallen“, hat Peters auch kein Patentrezept parat.
Neubau nach Abriss der Horst-Schwartz-Halle dauert noch Jahre
Dass die Handballer ihre Trainingseinheiten nicht in irgendwelchen x-beliebigen Hallen absolvieren können, liegt in der Natur der Sache. „Über die kleine Halle des Ruhrgymnasiums müssen wir uns doch gar nicht unterhalten“, sagt Andreas Hake angesäuert - da sind u. a. die Abmessungen viel zu gering für den Ballsport. Aktuell sind die HSV-er montags mit Jugendmannschaften zwei Stunden lang in der Kreissporthalle untergebracht, mittwochs trainieren die erste und zweite Herren-Mannschaft in der Hardensteinhalle. Mehr ist aktuell offenbar nicht drin - für die Bezirksliga-Damen etwa steht keine einzige Hallenzeit zur Verfügung. Der alternative Standort am Herbeder Freizeittreff sei nur im Sommer eine Option gewesen. „Bald wird es früher dunkel, dazu kommt dann die kühle Witterung - da geht’s dort nicht mehr weiter“, sagt der Clubchef. Für die Punktspiele der Saison 2020/21 habe man bereits die Jahnsporthalle und die Husemannhalle an den jeweils freien Terminen geblockt.
Das größte Problem aber für den HSV Herbede: „Derzeit laufen uns die Jugendspieler in Scharen davon.“ Abmeldungen habe es schon mehr als genug gegeben. „Wenn es jetzt noch ein, zwei Monate so weiterläuft, dann können wir die Jugendabteilung zumachen“, so Hake unmissverständlich. „Wir fühlen uns total im Stich gelassen. Sollte es keine baldige Lösung für diese Probleme geben, macht für uns auch der Hallenneubau gar keinen Sinn mehr.“ Im kommenden Jahr soll die einsturzgefährdete Horst-Schwartz-Sporthalle abgerissen werden. Von den Beteuerungen einiger Parteien, die eine zeitnahe Lösung in Sachen Hallenneubau fordern, hat der HSV Herbede nichts. Bürgermeisterin Sonja Leidemann entgegnete zuletzt auf eine CDU-Anfrage, dass die Verwaltung erst eine „dezidierte Kostenrechnung erstellen“ müsse und dass man anvisiere, bis Mitte 2021 überhaupt erst Fördermittel zu beantragen für das Projekt, das rund drei Millionen Euro kosten dürfte.
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„Unser Ziel wäre es, in den Jahren bis zum Neubau zumindest auf 70 bis 80 Prozent unserer bisherigen Trainingszeiten zu kommen. Wir wollen nicht abhängig sein von anderen Vereinen. Aber es muss jetzt langsam mal eine Lösung her“, sieht Andreas Hake düsteren Zeiten entgegen.