Dortmund/Witten. Tabea Frank vom Wittener BS 23 bietet den schwierigen Bedingungen zu Corona-Zeiten die Stirn. Zurück in den Ring ist es aber noch ein langer Weg.

In einigen Sportarten durften Aktive nach den Lockerungen, die unlängst in Kraft traten, zumindest wieder ihrem gewohnten Training nachgehen. Für Kampfsportler wie Judoka, Taekwondoka oder Ringer ist es bis dahin noch ein weiter Weg.

Auch die Boxer sind derzeit noch getrennt von Jabs, linken Geraden oder Leberhaken – Tabea Frank vom Wittener BS 23 macht da keine Ausnahme, auch wenn sie sich weiterhin fit hält und zumindest ihren Kampfgeist nicht verloren hat.

„Mein größtes Problem“, sagt die 34-jährige Dortmunderin, „ist die Motivation an einigen Tagen. Gerade nach vielen Wochen des einsamen Trainings fehlen einem die Unterstützung und die Gruppenmotivation des Vereins und der anderen Sportler sehr. Man fühlt sich langsam alleine.“

Hoffen auf einen normaleren Trainingsalltag

Wann genau sie wieder in einen Boxring steigen darf, das vertraute Pratzentraining mit WBS-Coach Michael Dieker in Angriff nehmen und ein wenig Sparring betreiben kann – dazu benötigt die Leistungssportlerin, die im vergangenen Jahr schon zum zweiten Mal Bronze bei der Deutschen Amateurmeisterschaft gewonnen hat, derzeit eher einen Blick in die Glaskugel.

„Es muss ja irgendwie weitergehen – Corona hin oder her“, sagt Tabea Frank und bietet den schwierigen Bedingungen, die die Pandemie mit sich bringt, entschlossen die Stirn. „Ich hoffe bald auf einen normaleren Trainingsalltag, fühle mich aber trotz allem fit und leistungsbereit.“

Persönliches Trainingsprogramm zusammengestellt

Denn die WBS-Boxerin hat sich schon bald nach der Schließung der kleinen Sporthalle an der Gerichtsschule, wo die Aktiven des traditionsreichen Wittener Clubs ihre Einheiten absolvieren, nach Alternativen umgesehen, sich ein auf sie persönlich zugeschnittenes Trainingsprogramm zusammengestellt.

Tabea Frank und Michael Dieker – hier ein Bild vom November 2019.
Tabea Frank und Michael Dieker – hier ein Bild vom November 2019. © Wittener BS 23

Seither hat sich die 34-Jährige nun auf zwei Standorte fixiert. Zum einen auf der Tartanbahn bzw. der dortigen Trainingsfläche vor der Dortmunder Helmut-Körnig-Sporthalle, zum anderen eine private Lagerhalle in einem Vorort ihrer Heimatstadt.

Sechs Tage Training pro Woche

„Meine neue Trainingswochenplanung besteht aus sechs Tagen Training: In der Halle trainiere ich mit Ropes, einem Boxsack, Kettlebells und Medizinbällen. Gerade bei Regen ist das eine tolle Möglichkeit, auch weiter nach Plan meine Übungen machen zu können. Draußen arbeite ich dann meistens an meiner Ausdauer und Schnelligkeit. Mit verschiedenen Übungen ohne und mit Kleingerät versuche ich so im Schnitt pro Trainingseinheit morgens oder abends an sechs Tagen pro Woche einen Wochenschnitt von zehn bis 14 Stunden zu erzielen“, sagt die DM-Dritte im Frauenboxen.

Besonders das Sparring fehlt Tabea Frank

Für die Zeit nach dem 30. Mai, wenn weitere Lockerungen auch für Kontaktsportarten anvisiert sind, haben sich die Aktiven des Wittener BS 23 darauf verständigt, in Kleingruppen an verschiedenen Stationen wieder ins Training einsteigen zu wollen. Gewiss ein Schritt in Richtung Normalität, Tabea Frank aber geht das noch nicht weit genug.

„Die boxspezifischen Partnerübungen und ganz besonders das Sparring fehlen mir doch sehr“, sagt die Sportwissenschaftlerin.

Viele Bedingungen für den Wiedereinstieg ins Training

Zudem sei auch der Einstieg in den Trainingsalltag noch mit vielen Bedingungen verknüpft.

Vor den Einheiten muss Fieber bei den Athleten gemessen werden, Fragebögen sind auszufüllen – alles Dinge, die einem passionierten Sportler die Begeisterung auch schon mal verhageln können. „Aussicht auf sportliche Wettkämpfe haben wir derzeit ja ohnehin noch nicht. Das ganze Thema Corona wird uns sicherlich noch bis zum nächsten Jahr beschäftigen“, so Tabea Frank.

Individuelles Training: „Irgendwann gewöhnst du dich daran“

Anfangs hatte sie gedacht, das andauernde Solo-Training „würde mir schon nach einer kurzen Zeit auf den Geist gehen. Aber irgendwann gewöhnst du dich daran“, sagt die Dortmunderin. Inzwischen hat sie sich eine Schiefertafel bereitgestellt, auf der sie mit Kreidestrichen genau festhalten kann, wie viele Wiederholungen sie von den jeweiligen Übungen schon gemacht hat.

„Dadurch, dass ich beruflich auch viel im Home Office mache, bin ich mit dem Training noch etwas flexibler geworden. Morgens mache ich meine Ausdauer-Einheiten, abends bin ich dann in der Lagerhalle“, sagt Frank. So kehrt zumindest ein gewisser Rhythmus ein.

Wechsel ins Profilager denkbar

Ob es in diesem Jahr noch eine Deutsche Meisterschaft geben kann? „Das steht derzeit noch in den Sternen. Vielleicht im Herbst irgendwann“, mutmaßt die Boxerin.

Zunächst liegt beim nationalen Verband der Fokus auf der Austragung der Nachwuchs-Titelkämpfe. „Aber egal, wann es offiziell wieder losgeht, ich bin bereit“, stellt Tabea Frank fest, die sich bereits mit dem Gedanken befasst hat, im kommenden Jahr ins Profilager zu wechseln.

Ein entsprechendes Angebot eines Dortmunder Trainers, der bereits die ehemalige Weltmeisterin Christina Hammer betreut hat, liegt Tabea Frank zumindest schon mal vor. „Zuvor möchte ich aber einen guten Abschluss im Amateurbereich schaffen“ – was gäbe es da Besseres als eine weitere Medaille in der Klasse bis 75 Kilogramm.

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