Witten. Fink steht in den Kanu-Geschichtsbüchern. Der KC Witten ist mehr als sein zweites Zuhause. Die Days of Thunder sind ihn die schönsten Tage.

Ein Foto? „Das machen wir unten am Steg“, sagt Simon Fink direkt, „das ist mein Lieblingsplatz. Hier hab ich gekotzt, hier lag ich fertig, hier bin ich aus dem Boot gefallen, weil ich nach dem Training nicht mehr konnte. Wenn ich nach Hause komme, dann sitze ich oft erstmal da, bevor es zu meinen Eltern geht.“ Bis zu 14 Einheiten pro Woche, mehr geht nicht, Fink hat Unmengen an Zeit und Kraft investiert. Und wurde dafür belohnt. Wenn Samstag und Sonntag die 21. Days of Thunder beim Kanu-Club Witten stattfinden und knapp 2000 Sportlerinnen und Sportler an der Lakebrücke paddeln, campen und feiern, dann haben sie einen Rekordmann unter sich: Simon Fink vom KCW, jüngster Nations-Cup-Sieger aller Zeiten im DKV Drachenboot. Schon seit 2018 – Fink weiß das aber erst seit Kurzem.

„Das war vor drei Wochen oder so“, erklärt der 20-Jährige. Bei einer Regatta in Hannover sei er mit Martin Alt, der beim DKV für den Bereich Drachenboot zuständig ist, ins Gespräch gekommen. „Wir haben dann wieder über Amerika geredet und da hat er dann gesagt: Wusstest du eigentlich, dass du der Jüngste in der Verbandsgeschichte bist?“

Große Unterstützung via WhatsApp

Was Simon Fink wusste: Dass er der Jüngste in der DKV-Nationalmannschaft war, die bei den Weltmeisterschaften in Gainesville in den USA 2018 den Medaillenspiegel angeführt und damit den Nations Cup gewonnen hatte. „Das erste, woran ich da denke, ist der Zusammenhalt und das Teamgefühl. Wir waren das größte Team der Wettkämpfe, obwohl wir in den USA waren, Das war schon eine Bank. Und die Unterstützung, die wir dort hatten. Nicht nur die Leute, die mitgereist sind“, erinnert er sich.

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„Hier zu Hause haben sich die Leute im Verein zusammengetan, haben quasi Public Viewing für meine Rennen gemacht. Und als ich auf mein Handy geguckt habe, war plötzlich alles voller Whats-App-Nachrichten.“ Überhaupt konnte er sich der Unterstützung im Club sicher sein.

KC Witten machte die perfekte Vorbereitung möglich

So wurden die Trainingspläne im Club extra umgestellt, damit Fink sich perfekt vorbereiten konnte. „Das ist überhaupt nicht selbstverständlich“, sagt er. „Ich habe 14 Einheiten pro Woche gemacht. morgens vor der Schule joggen oder in den Kraftraum und nach der Schule dann direkt wieder zum Kanu-Club. Meine Eltern haben mich da nicht mehr viel gesehen. Ich habe teilweise hier übernachtet, um morgens direkt trainieren zu können.“

Schon 2016 kam Simon Fink (re.) mit einer WM-Medaille heim – damals mit Gold von der Nachwuchs-WM in Moskau.
Schon 2016 kam Simon Fink (re.) mit einer WM-Medaille heim – damals mit Gold von der Nachwuchs-WM in Moskau. © Barbara Zabka

Auch Ergotraining und Yoga gehörten zu seiner Vorbereitung. Es lohn

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e sich – nach den sieben Rennen auf der Olympiastrecke von Atlanta 1996 kam er als Nations-Cup-Sieger zurück. Seitdem geht er es aber etwas ruhiger an.

Derzeit ruht die Karriere für die Nationalmannschaft

Fink hat eine Ausbildung zum Veranstaltungstechniker begonnen, die Karriere in der Nationalmannschaft ruht. Im Kanu-Club ist er natürlich trotzdem noch zu Hause. „Das hier ist mein Wohnzimmer. Ich habe hier wie eine zweite Mutti, einen zweiten Vati.“ Wer denkt, Fink sei quasi im Kanu (oder im Drachenboot) aufgewachsen, liegt aber falsch.

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„Bis ich 15 war, habe ich Fußball gespielt. Das war auch gut. Aber Tina Kretzmer, die ist wie meine Mutti hier, die hat mich drei Jahre lang überredet, einmal hierhin zu kommen. Und das war einfach super.“ Drachenboot sei für ihn der ultimative Teamsport, sagt Fink. „Noch mehr als Fußball. Da gibt es auch Einzelkönner. Aber wenn hier einer sagt: Ich mache jetzt was Geiles und tanze dafür aus der Reihe – dann macht er im Boot alles kaputt.“

„Days of Thunder“ sind eine ganz besondere Regatta

In den vergangenen Tagen war Fink wieder besonders viel auf der Anlage, half bei den Vorbereitungen für die „Days of Thunder“ mit. Für das Drachenboot-Festival hat er sich extra Urlaub genommen. Am Wochenende ist er als Steuermann im Einsatz, dazu fährt er im Boot der „Oldferrylane Crew“ mit.

„Diese Regatta hier ist einfach was ganz Besonderes. So viele Leute kommen hierher. Witten ist inzwischen sehr bekannt und eine Regatta, die man mal mitgemacht haben muss. Obwohl es sportlich gar nicht so hochklassig ist.“ Oder vielleicht gerade deshalb?

Die meisten der knapp 100 Mannschaften sind jedenfalls in der Fun-Klasse gemeldet. „Viele Leute sind wirklich jedes Jahr hier, was die auf dem Zeltplatz mit ihren Gruppen aufbauen, ist einfach toll.“ Zwei Tage lang wird er mit Sicherheit jede Minute zwischen Ruhr und Zeltplatz verbringen. Und wenn man Simon Fink sucht – findet man ihn wahrscheinlich an seinem Lieblingsplatz, am Steg.

Zeltplatzparty beim Wittener Drachenboot-Cup. Die Regatta ist so beliebt, weil das Drumherum genau so wichtig ist wie die Rennen selbst.
Zeltplatzparty beim Wittener Drachenboot-Cup. Die Regatta ist so beliebt, weil das Drumherum genau so wichtig ist wie die Rennen selbst. © Svenja Hanusch