Zurzeit übt die Jugendgruppe des Kanu-Clubs Witten mit vollem Einsatz: Sie will beim Drachenbootcup Ende Juni die Ehre des Gastgebers verteidigen.
Witten. „Attention!“ schallt es in Heven über die Ruhr. Und: „Go!“ Wie von der Tarantel gestochen, stechen 20 Jugendliche ihre Paddel ins Wasser, dass es nur so spritzt. Das zwölfeinhalb Meter lange, schon ohne Menschen knapp 250 Kilo schwere Drachenboot setzt sich dank reiner Muskelkraft und der richtigen Technik in Bewegung – und wie! Am Ufer steht Karo Heitzer (38) und schaut zu. Sie und ihr Ehemann Volker trainieren seit sechs Jahren die Drachenboot-Jugend des Kanu-Clubs Witten (KCW), die Thunder Drags Young Stars.
Nur noch wenige Wochen sind es bis zum größten Sportevent im EN-Kreis: dem Drachenbootcup, den Days of Thunder vom 28. bis 30. Juni. Vom KCW selbst wird das Jugendteam vermutlich das einzige sein, das auf der 250 Meter langen Strecke gegen seine Kontrahenten antreten wird – die Erwachsenenteams des KCW helfen bei der Organisation des Mega-Events mit. 92 Teams sind angemeldet und gut 1000 Besucher werden erwartet.„Wenn sie wollen, können sie alles“, sagt Karo Heitzer und blickt stolz auf ihre Truppe, die auf der Ruhr ihre Bahnen zieht.
Die Stimmung ist familiär, zur Begrüßung umarmt man sich. Auch für „Fremde“ ist das „Du“ sofort Pflicht. Das Gemeinschaftsgefühl steht über dem Leistungsdruck und dem Erfolg, da ist man sich einig. „Weg von der Konsole und hin zum Wir-Gefühl“, so formuliert es Trainer Volker Heitzer (49). Acht bis zehn Kilometer fahren die Jungs und Mädels in den knapp zwei Stunden. Training ist zweimal die Woche.
Schlagfrau passt das Tempo an
Während vor sieben Jahren alles mit acht Mädchen und einem Jungen angefangen hat, sind heute immer mindestens 20 Jugendliche zwischen zwölf und 18 Jahren am Start. Sein eigenes Ding machen, geht nicht beim Drachenbootfahren: Jeder hat hier seine Position, seinen Platz im großen Zahnrad, das entweder perfekt rund läuft oder beim kleinsten Fehler überhaupt nicht mehr funktioniert. Verantwortlich für den einheitlichen Paddelschlag ist die Schlagbank in Person von Europameisterin Charly Koch.
Die 17-Jährige sitzt ganz vorne, alle Blicke sind auf sie gerichtet. Läuft ein Start schief oder schafft es die Gruppe nicht, im Takt zu paddeln, nimmt sie das auf ihre Kappe.„Ich spüre, wenn ein Paar nicht im Takt ist. Dann muss ich das Tempo anpassen.“ Wer sitzt in welcher Reihe? Welche Frequenz können die Teamkameraden mitgehen, welche nicht? Besonders beim Start ist die Anspannung hoch. Wenn hier gepatzt wird, kann das ganze Rennen bereits gelaufen sein, all die harten Trainingswochen sind vielleicht umsonst.
Start-Abfolge wird trainiert
Deshalb üben Volker und Karo Heitzer die Start-Abfolgen mit ihren Schützlingen ganz genau. Letzte Instruktionen von Volker Heitzer am Steuer: „Ab dem ersten Schlag alles über die Technik. Drei, 15, 20 und dann locker durch…“ Die Jungs und Mädels bringen die Paddel in Position, die Körperspannung ist am Anschlag. „Attention! Go!“ Dann geben die Jugendlichen alles, gehen an ihre Kraftreserven, um das schwere Boot in Gang zu bringen. „Und hopp – und hopp – und hopp…“
Erst drei kräftige lange Schläge, danach wechselt das Tempo: 15 kurze, schnelle Schläge, damit das Boot auch Tempo aufnimmt. Der „normale“ Streckenschlag ist dann langsamer, gut 80 Schläge pro Minute. Klatschnass sind am Ende des Trainings alle. Die Truppe ist fast immer draußen auf der Ruhr, selbst im Winter und bei Dauerregen. Kalt? Unangenehm? Da ist sich das Team einig: „Wir machen hier Wassersport. Ist doch egal, von wo das Wasser kommt.“
Das größte Sport-Event im EN-Kreis
Die „Days of Thunder“ beim Kanu-Club Witten (KCW) vom 28. bis 30. Juni sind das größte Sportevent im Ennepe-Ruhr-Kreis.Im vergangenen Jahr wurden der 20. Geburtstag des Drachenbootcupsund gleichzeitig ein Teilnehmerrekord gefeiert, aber auch in diesem Jahr haben sich die Organisatoren einiges vorgenommen.
Schon seit Januar laufe die „heiße Phase“, bestätigt Pressesprecherin Cornelia Witzmann, schließlich gebe es logistisch einiges zu bewerkstelligen: 92 Teams und 1000 Zuschauer aus ganz Deutschland werden erwartet, nur bei den wenigsten geht es rein um den sportlichen Erfolg. Der Spaß steht eindeutig im Vordergrund: 56 Funteams, 12 Fun-Sportteams sowie vier Sportteams, die Profis unter den Drachenbootfahrern, haben sich angemeldet. Die Kapazitäten sind restlos ausgelastet. Besonders groß im Verein ist die Freude über die 20 reinen Damenteams, die in diesem Jahr wieder das Paddel schwingen werden. Längst hat sich das Wittener Sportevent in der ganzen Bundesrepublik zum Geheimtipp entwickelt, die Teams reisen aus Ulm, Riesa, Hannover und sogar aus Wien an. Für viele sind die Days of Thunder und das Spektakel drumherum eine nicht mehr wegzudenkende Tradition.
Wichtig ist auch das Outfit
Das Team „Ewig jubelt Hägar“ (Evangelische Jugend Herbede) ist schon seit der ersten Stunde mit dabei – „inzwischen nicht mehr ganz so jugendlich“, wie Cornelia Witzmann scherzhaft anmerkt.
Wichtige Verzierungen
Charakteristisch für das Drachenboot ist neben seiner Länge die Verzierung: Drachenkopf und Drachenschwanz werden vor dem jeweiligen Turnier extra angebracht.
Bei der ersten feierlichen Einweihung eines Drachenboots ist die Drachenboottaufe fester Bestandteil. Dabei werden dem Drachenkopf Pupillen in die Augen gemalt, so dass er zum Leben erwacht.
Neben Pokalen für die vier Rennkategorien spendiert der KCW Preise für das beste Outfit, die beste Performance und den schönsten Campingplatzaufbau. Die Siegerehrung durch Bürgermeisterin Sonja Leidemann ist für Sonntag 15 Uhr geplant. Startschuss für die Rennen ist einen Tag zuvor um 9 Uhr. Neben einem Kinderfest wird abends eine Live-Band für Stimmung sorgen.
Schon eine Woche später geht das Spektakel quasi nahtlos weiter. Am 6. Juli wird das School Dragon Battle ausgetragen – 76 Teams aus den Schulen Wittens und Umgebung im Alter zwischen zehn und 17 Jahren sind mit dabei. Die meisten Teams, nämlich 14, entsendet das Albert-Martmöller-Gymnasium. 1500 Zuschauer erwarten die Organisatoren. Conny Witzmann: „Zum ersten Mal gibt es außer dem Outfitpokal für die Schüler auch einen Outfitpokal für die begleitenden Eltern.“