Marl. Hongkong scheint sich für Springreiter ChristianAhlmann zu einer unendlichen Geschichte zu entwickeln. Nachdem der von allen Dopingsündern bei den Olympischen Spielen am härtesten bestrafte Marler gerade erst seine Sperre abgesessen hat, sind neue Verdachtsmomente gegen ihn aufgetaucht.
Nach einer Sitzung des Springausschusses ließ die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) verlauten, „das Pferd Cöster von Christian Ahlmann soll nach bislang unbestätigten Hinweisen ohne die erforderliche Anmeldung bei den FEI-Veterinärdelegierten mit der Substanz Sarapin behandelt worden sein.”
Bei Sarapin handelt es sich nach Auskunft des FN-Veterinärs Dr. Michael Düe um eines in der Tiermedizin und unter Springreitern bekanntes Schmerzmittel. Es stehe auf keiner Verbotsliste. Seine Verwendung im Wettkampf müsse aber allein schon deshalb angezeigt werden, weil jede Injektion meldepflichtig sei.
Rätselhaft ist für Ahlmann der Verdacht. Er bestätigte eine Behandlung von Cöster nach dem ersten Umlauf im Mannschaftsspringen. „Da hat er sich eine Cut am Bein zugezogen. Die Behandlung war aber angemeldet.” Er beruft sich dabei auf den damaligen Teamarzt Dr. Björn Nolting, der sowohl gegenüber Ahlmann als auch bei einer Erklärung gegenüber der FN sagte, er habe eine Behandlung mit Sarapin nicht vorgenommen. Ahlmann: „Meine Pflegerin Melanie Meyering und ich haben Cöster damit auch nicht behandelt.”
Die Frage ist, woher der Verdacht kommt, der schon gegen Ende der Olympischen Spiele beim Verband bekannt und nun öffentlich gemacht wurde. FN-Generalsekretär Sören Lauterbach sagt: „Das basiert auf Aussagen aus dem Umfeld der Mannschaft.” Näheres könne er dazu nicht sagen.
FN-Sprecher Dr. Dennis Peiler berichtet derweil von einer widersprüchlichen Faktenlage. „Rechtssichere Beweise, ob, durch wen, wann oder wie eine oder mehrere solche Behandlungen vorgenommen wurden, liegen auch nach den letzten Ermittlungen noch nicht vor.” Alle Informationen seien an den Weltreiterverband FEI gegeben worden. An ihm ist es nun, ob er in einer bereits gegründeten Untersuchungskommission auch in Sachen Ahlmann ermittelt.
Der Marler hofft, „dass die Sache schnell erledigt ist. Und ich habe auch keine Lust wieder darüber nachzudenken, woher das Gerücht kommt.” Er kündigt derweil den Gang vor das Schweizer Bundesgericht an, wo er die Verurteilung durch das Internationale Sportgericht (CAS) zu einer achtmonatigen Sperre anfechten will. Der entscheidende Punkt sei dabei das Argument der Richter, von Doping zu sprechen. Das FEI-Tribunal hatte zuvor einer viermonatige Sperre wegen verbotener Medikation ausgesprochen.
Ahlmann möchte den Makel des Dopingsünders nicht auf sich sitzen lassen: „Doping liegt nach der FEI-Definition nur vor, wenn die Beine des Pferdes sensibilisiert werden. Dafür hat es aber in mehreren Untersuchungen in Hongkong und in Deutschland keine Beweise gegeben, was die beim CAS aber nicht interessiert hat.” Beraten wird Ahlmann vom Recklinghäuser Anwalt Dr. Johannes Brinkmann, dessen Fachgebiet zwar das Steuerrecht ist, der aber als zweiter Vorsitzender des Kreisreiterverbandes vom Fach ist.