Berlin. Dressurreiterin Isabell Werth ist durch den Weltverband FEI bis auf Weiteres suspendiert worden. Ihr Pferd Whisper wurde positiv auf die verbotene Substanz Fluphenazin getestet.
Die fünfmalige Olympiasiegerin Isabell Werth ist in den jüngsten Dopingfall im deutschen Reitsport verwickelt. Der zehn Jahre alte Wallach Whisper der Dressurreiterin ist beim Pfingstturnier in Wiesbaden positiv auf die verbotene Substanz Fluphenazin getestet worden. Das teilte die Deutsche Reiterliche Vereinigung FN mit. Werth droht eine zweijährige Sperre durch den Weltverband FEI.
Die 39 Jahre alte Werth wurde nach der positiven A-Probe bei ihren Nachwuchspferd am 30. Mai vom Weltverband sofort suspendiert. Die FEI hat für Donnerstag eine Telefonkonferenz mit der Reiterin angesetzt. Anschließend soll über die vorläufige Suspendierung entschieden werden. Werth, die von dem Schweizer Anwalt Ulf Walz vertreten wird, wird die Öffnung der B-Probe beantragen.
"Katastrophe für den Reitsport"
"Das ist eine Katastrophe für den Pferdesport", sagte FN-Präsident Breido Graf zu Rantzau und kündigte an: "Wir lassen uns aber von den schlechten Nachrichten nicht entmutigen und werden den eingeschlagenen Weg für einen fairen Pferdesport fortsetzen."
Im deutschen Sport wurde die Nachricht mit Entsetzen aufgenommen. "Das ist extrem enttäuschend", sagte Generaldirektor Michael Vesper vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB): "Sie wird jetzt den Regeln des Verbandes unterworfen, und die Reiterkommission wird sich damit beschäftigen. Jeder Dopingfall ist katastrophal. Bei Vorbildern wie Werth ist man noch stärker betroffen."
Wirkstoff aus der Gruppe der Neuroleptika
Fluphenazin ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der Neuroleptika und gehört in der Veterinärmedizin zu den am häufigsten eingesetzten Beruhigungsmitteln. Es bewirkt eine Dämpfung der emotionalen Erregung und dient überwiegend der Narkose-Vorbereitung und der Ruhigstellung der Tiere während eines Transports. Fluphenazin steht auf der Doping-Liste der FEI.
Sollte Werth wegen Dopings verurteilt werden, droht ihr eine Sperre bis zu zwei Jahren. Zuletzt hatte der Internationale Sportgerichtshof CAS Springreiter Christian Ahlmann (Marl) wegen eines Dopingfalls bei seinem Pferd Cöster während der olympischen Reiterspiele in Hongkong zu einer achtmonatigen Sperre verurteilt.
Olympia-Gold in Hongkong
Die 39 Jahre alte Werth hatte im vergangenen Sommer in Hongkong mit der deutschen Mannschaft ihr insgesamt fünftes Olympia-Gold gewonnen. Im Einzelfinale unterlag die zweimalige Weltmeisterin mit ihrem Top-Pferd Satchmo der Niederländerin Anky van Grunsven. Bei den deutschen Meisterschaften vor zehn Tagen in Balve holte sich die Juristin den Titel im Grand Prix Special.
Noch in Balve hatte Werth der FN im Anti-Dopingkampf Aktionismus vorgeworfen und die Tatsache kritisiert, dass der Verband eine externe Kommission zur Anhörung aller Kaderreiter einsetzt. Alle deutschen Top-Reiter müssen sich ab dem 13. Juli dieser Kommission stellen, um in die Elite-Kader zurückzukehren. Für Werth scheint dieser Weg vorerst versperrt.