Für sechs Monate hat der Reit-Weltverband FEI Isabell Werth wegen Dopings aus dem Verkehr gezogen. Im SID-Interview äußert sich die fünfmalige Dressur-Olympiasiegerin zum Urteil.

Isabell Werth ist vom Reit-Weltverband FEI wegen Dopings bei ihrem Pferd Whisper für sechs Monate gesperrt worden. Im Interview mit dem Sport-Informations-Dienst (SID) äußert sich die fünfmalige Dressur-Olympiasiegerin zum Urteil und ihrer sportlichen Zukunft.

SID: "Wie haben Sie von dem Urteil erfahren?"

Isabell Werth: "Mein Anwalt rief mich an und teilte mir das Ergebnis mit. Dann habe ich erst einmal geschluckt. Ich hatte ja mit einer ähnlichen Sperre gerechnet, aber wenn man dann wirklich davon erfährt, ist es doch noch etwas ganz anderes."

SID: "Ihnen bleibt die Chance, innerhalb von 30 Tagen Einspruch einzulegen. Werden Sie davon Gebrauch machen?"

Werth: "Davon gehe ich nicht aus. Ich muss die Entscheidung akzeptieren, auch wenn ich mich nicht schuldig fühle."

SID: "Wie bewerten Sie das Strafmaß?"

Werth: "Ich denke, es war im Rahmen. Allerdings fällt eine Einordnung schwer. In der Vergangenheit gab es bei Doping im Reitsport höchst unterschiedliche Urteile. Das reichte von drei Monaten für Springreiter Cian O'Connor 2004 bei Olympia über sechs Monate kürzlich für Scheich Mohammed, dem Ehemann von FEI-Präsidentin Haya, bis hin zu acht Monaten für Christian Ahlmann."

SID: "Wäre Ihre Strafe um einen Tag länger ausgefallen, hätten Sie nach dem Regelwerk des IOC nicht an Olympia 2012 teilnehmen dürfen. Glauben Sie, dass der Weltverband daran gedacht hat?"

Werth: "Nein, daran glaube ich nicht. Es hat keine Lex Werth gegeben. Wir haben in der Anhörung überzeugend darstellen können, was wirklich passiert ist. Es war eine Verkettung von unglücklichen Umständen und kein Fall eines klassischen Dopings. Ich glaube, dass das Tribunal unsere Darstellung glaubhaft fand."

SID: "Der Deutsche Olympische Sportbund könnte Ihren Start bei Olympia noch verhindern. Was sagen Sie dazu?"

Werth: "Ich nehme das jetzt mal so zur Kenntnis. Alles weitere wird die Zeit zeigen."

SID: "Sie haben die Zusammenarbeit mit dem Tierarzt Hans Stihl aufgekündigt, weil dieser auch falsche Angaben zu der Abbauzeit von Fluphenazin gemacht hat. Bleibt es dabei?"

Werth: "Ich hatte ja gar keinen Vertrag mit ihm, den ich hätte kündigen können. Ich möchte aber diese Diskussion beenden. Hans Stihl hat nach bestem Wissen gehandelt. Ich finde es nicht fair, wenn ich ihn im Nachhinein kritisiere."

SID: "Ab dem 23. Dezember dürften Sie wieder reiten. Werden Sie ihre Karriere fortsetzen?"

Werth: "Ja, natürlich werde ich meine Karriere fortsetzen. Es gibt im nächsten Jahr eine Menge großer Herausforderungen, denen ich mich stellen will. Die Weltmeisterschaft 2010 in Kentucky könnte mein großes Ziel werden. Wann ich genau in den Wettkampf zurückkehre, kann ich jetzt noch nicht sagen."

SID: "Haben Sie die Dressur-EM in der vergangenen Woche in Windsor verfolgt?"

Werth: "Ja, auf jeden Fall. Ich bin nah am Sport dran. Ich reite zurzeit immer noch. Natürlich nicht so viel, aber es geht noch gut. Es macht mir sehr viel Spaß. Und vor allem kann ich nicht darauf verzichten, mitzubekommen, wie sich meine jungen Pferde entwickeln."

SID: "Bundestrainer Holger Schmezer freut sich auf Ihre Rückkehr. Mit dem Verband gab es zuletzt auch Spannungen. Sie fühlten sich nicht richtig unterstützt. Ist das jetzt vergessen?"

Werth: "Ich habe mit Holger Schmezer ein-, zweimal telefoniert. Ich möchte mich um diese Dinge jetzt aber nicht kümmern. Jetzt freue ich mich nur auf die Geburt meines Kindes im November. Das ist das Wichtigste. Diese Zeit möchte ich einfach nur genießen."