Velbert. Mit 13 Jahren triumphiert Nilda Öktem von der Langenberger SG bei der Deutschen Meisterschaft. Ihre Ziele sind hochgesteckt – und die Voraussetzungen dafür blendend.

Als das Gespräch sich gerade dem Ende neigt, fragt Nilda Öktem, ob sie noch eine Sache sagen könne. „Ich möchte mich bei meinen Trainern bedanken, bei Melanie und Ismet. Ihr unterstützt mich sehr viel, ich bin stolz euch zu haben, ihr seid einfach die Besten. Und auch bei meiner ganzen Familie“, sagt die 13-jährige Velberterin mit Rührung in der Stimme. „Und bei der Schule kannst du dich auch bedanken“, wirft ihre Mutter aus dem Hintergrund lachend ein. „Ja, bei der auch“, so Öktem mit etwas weniger Ernst

Seit Nilda Öktem fünf Jahre alt ist, macht sie Taekwondo bei der Langenberger Sportgemeinschaft, bereits zwei Mal wurde sie in der Vergangenheit Landesmeisterin. Nun kürte sie sich am vergangenen Wochenende in Wuppertal auch noch zur Deutschen Meisterin der U15-Kadetten – schon der fünfte Titel in den vergangenen sechs Jahren für den Velberter Verein, der sich zudem auch noch über den dritten Platz von Lyssa Stückrath freute.

Taekwondo bei der Langenberger SG: Im Historischen Bürgerhaus gibt es die perfekten Voraussetzungen

An diesem Dienstagabend dröhnt die elektronische Musik während des Trainings bei der LSG laut aus den Lautsprechern in einem Nebenraum des historischen Bürgerhauses, der wunderschönen Trainingsstätte der Langenberger Sportgemeinschaft. Durchbrochen werden die Bässe lediglich von Rufen und Pfiffen des Trainers Ismet Colak sowie dem dumpfen Klatschen von Tritten gegen Polster. Auch Nilda Öktem tritt kräftig zu, den Fuß weit über Kopfhöhe. Ihr schwarz-roter Gürtel weht bei jeder Bewegung.

Über den 13 Teilnehmenden hängt die südkoreanische Flagge im Bürgerhaus, also die des Mutterlandes des Taekwondo. „Mein Papa und meine große Schwester haben früher auch Taekwondo gemacht, also habe ich damit auch irgendwann angefangen“, sagt Öktem. Auf die Frage, was ihr an dem Sport besonders gut gefalle, antwortet sie schlicht wie logisch: „das Kämpfen.“

Nilda Öktem ist deutsche Meisterin im Taekwondo geworden
Nilda Öktem fing bereits mit fünf Jahren mit dem Taekwondo an. © FUNKE Foto Services | Christof Koepsel

Fünf Mal in der Woche trainiert die junge Velberterin für ihren großen Traum: „Erst die WM, dann Olympia“, sagt sie und klatscht feixend in die Hände. Bis dorthin ist es noch ein langer Weg, unter anderem müssen erst einmal gute Platzierungen auf internationalen Turnieren folgen, um ins Nationalteam zu kommen und ehe es möglicherweise zur Weltmeisterschaft in Saudi-Arabien gehen würde. Den Grundstein dafür hat Nilda Öktem aber bereits gelegt, nun geht es darum, einen Ziegel des Erfolgs nach dem anderen oben draufzusetzen.

Das Talent der Velberterin war bereits früh erkennbar

In Wuppertal konnte Nilda Öktem schon einmal niemand aufhalten, dabei wurde sie Ende des Jahres noch mit einer lästigen Erkältung zurückgeworfen, musste knapp drei Wochen pausieren. „Wir haben dann aber auch in den Weihnachtsferien trainiert. Da war sie sehr fleißig. Denn die deutsche Meisterschaft ist der Höhepunkt, auf den wir uns das ganze Jahr lang vorbereiten“, sagt Öktems Trainerin Melanie Colak, die das Talent von Öktem schon früh erkannte: „Bei ihr war es schnell erkennbar. Sie ist sehr groß für ihr Alter, schlank, hat Flexibilität und kann Abfolgen erkennen und umsetzen, was man ihr vermittelt.“

Nilda Öktem ist deutsche Meisterin im Taekwondo geworden
Ein Erfolgstrio: Nilda Öktem (r.), Trainerin Melanie Colak und Lyssa Stückrath, die bei der Deutschen Meisterschaft den dritten Rang erreichte. © FUNKE Foto Services | Christof Koepsel

Genau mit diesem Mix an guten Voraussetzungen kämpfte sich die 13-jährige durch die drei Runden bei der deutschen Meisterschaft, ehe das Finale anstand. „Manchmal ist es so, dass ich vor dem Kampf sehr aufgeregt bin und Angst habe, dass ich verliere. Aber diesmal habe ich mich gut gefühlt. Ich hatte das Gefühl, dass ich gewinne und habe das dann auch“, erinnert sich Öktem.

Der Moment des großen Erfolges nach dem siegreichen Finale sei dann irgendwie „komisch“ gewesen, drückt es die Langenbergerin aus. Freude und Stolz mischten sich mit ein wenig Überforderung. „Sie kam zu mir gelaufen und meinte: ‚Ich bin deutsche Meisterin, darf ich jetzt weinen?‘“, konkretisiert Melanie Colak lachend.

Fleiß und Talent gehen bei Nilda Öktem Hand in Hand

Zur Belohnung gab es neben einer kleinen Überraschungsfeier auch eine eine Einladung zum Training am Bundesstützpunkt in der Sportschule Hennef – samt Leistungsdiagnostik: alles professionell. Die Zukunft sieht rosig aus für Nilda Öktem, wenn sie so weiter macht wie bisher.

Nilda Öktem ist deutsche Meisterin im Taekwondo geworden
Nilda Öktem und ihre Trainerin Melanie Colak. Die Langenberger SG hat aktuell knapp 1650 Mitglieder. 79 davon in der Taekwondo-Abteilung. © FUNKE Foto Services | Christof Koepsel

Gründe daran zu zweifeln, gibt es bisher nun wirklich nicht. Die körperlichen Voraussetzungen, das Talent, der Fleiß und das passende Elternhaus, bei Nilda Öktem scheint alles zu passen.

Oder, wie es Ismet Colak ausdrückt: „Talente muss man entdecken. Aber Erfolg ist planbar. Es gibt viele, die super talentiert, aber nicht so fleißig sind und die deshalb nie dahin kommen, wo jemand hinkommt, der super fleißig, aber nicht ganz so gut ist. Und wenn man beides hat, dann hat man den Jackpot gezogen.“

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